Australien 2010
Reisetagebuch / Teil 3

Alice Springs - Uluru

Eigentlich wollten wir schon auf der Fahrt von Adelaide nach Alice Springs einen Abstecher in den Finke Gorge Nationalpark unternehmen - den stellen wir nun zwangsweise an den Beginn unseres dritten Reiseabschnitts im Herzen des Roten Kontinents.

18.9. Wir wollen nicht unbedingt länger in Alice Springs bleiben. Weiter westlich soll es angeblich schon aufgehört haben zu regnen. Das stimmt am Ende zwar nicht, aber die Fahrt nach Hermansburg ist zumindest interessanter, als nochmal durch die Shopping-Meile der Stadt zu laufen. Die alte deutsche Mission in Hermannsburg sieht etwas herunter gekommen aus und ist zudem geschlossen, so dass wir ohne großen Verzug auf die Allradpiste zum Palm Valley einbiegen. Vor uns liegen 24 km Abenteuer. Am Anfang sind die Durchfahrten durch Pfützen und Bäche noch moderat, aber am Ende legen wir freiwillig Allradantrieb und Geländegang ein, als es durch fast einen Meter tiefes Wasser geht. Für mich als ehemaligen Military Driver bedeutet das Abenteuer und Vergnügen pur, während Kristi bei all dem ein besorgtes Gesicht macht. Aber wir kommen überall glänzend durch, der Troopy ist noch nicht voll ausgereizt. Wir freunden uns immer mehr mit ihm an. Wir sind total überrascht, wieviel Wasser die Nebenflüsse des Finke River und der Fluss selbst um diese Zeit führen. Über Nacht bleiben wir gemeinsam mit zwei anderen Allrad-Kutschern und ihren Familien auf dem erfreulich zweckmäßig ausgestatteten Campingplatz im Finke Gorge National Park.
19.9. Nach geruhsamer, kalter Nacht fahren wir recht bald zurück nach Hermansburg und auf dem asphaltierten Larapinta Drive 80 km in Richtung Alice Springs zurück, biegen aber lange vor der Stadt in den ebenfalls asphaltierten Namatjira Drive ein, der durch die West MacDonnell Ranges führt. Nun sind wir wieder auf unserer geplanten Route, nachdem wir an sich nur die Reihenfolge von Palm Valley und Alice Springs vertauscht haben. Und es scheint jetzt wirklich die Sonne. Die MacDonnell Ranges sind parallel verlaufende Höhenzüge, zwischen denen wir nach Westen fahren - immer wieder unterbrochen durch Stops an besonderen Schluchten, die von den Wassern verschiedener Flüsse und Bäche in Jahrtausenden gegraben wurden. Apropos Bäche: meist kann man in deren Betten trockenen Fußes spazieren gehen, bei Hochwasser sind sie schnell mal hundert Meter breit und über zwei Meter tief. Die Reste mitgeführten Gestrüpps hängen als Höhenmarken sichtbar in Büschen und Bäumen. Sie stimmen uns bei unseren kurzen Wanderungen zu den verschiedenen Schluchten recht nachdenklich. Bei aller Begeisterung für die Schönheit der MacDonnell Ranges ist der heutige Tag mit den gestrigen Abenteuern natürlich nicht vergleichbar. Wir übernachten auf dem letzten kleinen Campingplatz innerhalb des West MacDonnel National Parks bei der Redbank Gorge.
20.9. Wir haben wahrscheinlich den Tiefpunkt unserer Reise erreicht. Den temperaturmäßigen. 4 Grad am Morgen. Nur gut, dass wir unseren eigenen Intentionen gefolgt sind und warme Sachen eingepackt hatten. Wir frühstücken schnell und fahren weiter auf den Meerinie Loop - das ist eine genehmigungspflichtige Piste durchs Aboriginal-Land, kostet aber nur drei Dollar. Anfangs fährt sich die Gravel Road recht zügig - wir kommen uns vor, wie auf einer sächsischen Landstraße vor 20 Jahren, später aber dann mehr, wie auf dem Truppenübungsplatz. Unser Troopy hat damit natürlich Erfahrung. Nach 200 km sind wir beim Watarrka National Park mit seinem Glanzstück, dem Kings Canyon. Wir sind begeistert. Das sind außer uns auch mehrere Busladungen von Touristen, die wir in dieser Menge schon gar nicht mehr gewöhnt sind. Da die Nacht sternenklar und wieder kalt werden soll, nehmen wir uns eine "powered campsite" am Kings Creek und machen uns die Bude warm.
21.9. Die 260 km bis zum Ayers Rock reiten wir auf glatter Asphaltstraße schnell herunter. Schon 100 km vor unserem Tagesziel zeigt sich der kolossale Tafelberg des Mt Connor, nach weitern 50 km kommen bereits der Hauptdarsteller, des früheren Guveneur Ayers Rock, und seine ihn im gebührenden Abstand begleitenden Olgas ins Bild. Für deren großen Auftritt haben wir noch etwas Zeit und buchen auf dem Campground von Yulara erstmal eine nicht ganz billige Campsite für die Nacht. Der Touristenkomplex Yulara außerhalb der Nationalparkgrenze ist nach der Zahl der Gäste bemessen die viertgrößte Ansiedlung in den Northern Territories, bietet also auch excellente Funknetzbedingungen fürs Internet - die erhoffte Voraussetzung, unserem Enkel Tim pünktlich zu seinem Geburtstag gratulieren zu können. Und natürlich auch nach Post zu gucken. Am Nachmittag dann machen wir uns auf den Weg in den Uluru-Kata Tjuta National Park, löhnen erstmal 25 Dollar pro Person und stehen dann leibhaftig vor dem gewaltig beeindruckenden, roten Monolithen. Bis zum Sonnenuntergang, der den Ayers Rock in die rechte fotogene Positur setzt, nutzen wir noch die Gelegenheit für eine Umfahrung des Berges, bei der wir ihn ebneso aufmerksam wie die Rundwanderer betrachten können. Schließlich setzt beim sogenannten Sunset Point das allabendliche Spektakel ein, bei dem sich Hunderte von Zuschauern um die besten Fotoplätze bemühen. Beides ist spannend - der Berg im Licht der untergehenden Sonne und das Spektakel selbst, nach dessen Ablauf sich eine lange Autokolonne zurück nach Yulara wälzt.
Am Abend entscheiden wir nach Einholung der Wetterprognosen endgültig, ob wir wieder die knapp 500 km zurück nach Alice Springs und von dort weiter nach Norden bzw. Nordwesten fahren, oder ob wir von hier aus gleich weiter in Richtung Südwestaustralien und Perth fahren wollen. Wir sind für die Wildblumenblüte und das schöne Wetter im Süden von Westaustralien.
22.9. Bei Sonnenaufgang sind wir wiederum unterwegs in den Nationalpark, um die Kata Tjuta (Olgas) im fotogenen Morgenlicht zu erleben. Der höchste der vielen Köpfe, wie der Name Kata Tjuta bedeutet, ist der Mt Olga, benannt nach Königin Olga von Württemberg. Wir unternehmenen noch eine kleine Wanderung zwischen den einzelnen runden Felskuppen hindurch und schließen damit auch die dritte Etappe unserer Reise ab, die mit 950 km relativ kurz, aber sehr ereignisreich war.

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© Horst Uhlemann