Australien 2010
Reisetagebuch / Teil 2

Adelaide - Alice Springs

Während die Gegend um Adelaide die frühlingshafte südaustralische Küstenlandschaft noch sehr europäisches Flair hat, ist der flächenmäßig größte Teil von South Australia Wüste bzw. Halbwüste.
Nördlich von Port Augusta liegt der Flinders Ranges Nationalpark - dor beginnt für uns die Reise durch das Outback.

11.9. Nachts hat es wieder etwas geregnet. Langsam werden unsere Sachen klamm. Nach einem wärmenden Kaffee machen wir uns auf ins Barossa Valley, dem größten Weinbaugebiet Australiens. Die Kultivierung der ersten Reben geschah einst durch deutsche Einwanderer, die Namen einiger Weingüter erinnern daran. Wir sind zu zeitig dran für eine Weinverkostung, aber wir begeistern uns an der herrlichen, hügeligen Gegend mit den ausgedehnten Weinfeldern und den verschiedenen kleinen und größeren Weingütern. In Port Wakefield erreichen wir wieder die Küstenstraße A1, die rund um Australien führt, und fahren auf ihr weiter bis Port Augusta. Nach Vervollständigung unserer Vorräte nehmen wir noch ein paar Kilometer nach Norden bis zum kleinen Städtchen Quorn. Hier werden wir möglicherweise die letzte Internetverbindung für die nächsten Tage haben, denn ab jetzt gehts ins Outback. Dann werden wir die Allradkünste des Bushcampers brauchen. Allerdings sind aktuell einige der Pisten wegen des vielen Wassers gesperrt - wir sind gespannt, ob wir durchkommen.
12.9. Nach 1600 km Asphaltstraße freuen wir uns auf abwechslungsreiche Sand- und Schotterpisten. Allerdings bekommt unsere Vorfreude, als wir früh aufstehen, gleich einen Dämpfer - wir haben einen Platten. Heimlich und leise war über Nacht die Luft entwichen. Also wird erstmal Radwechsel geübt - muss man ja mal gemacht haben. Und in Hawker, der letzten Kleinstadt vorm Outback flickt man uns den Schlauch, so dass wir beruhigt weiter fahren können. Inzwischen ist es früher Nachmittag und es fängt leise an zu regnen. Aber im Flinders Ranges NP ist die Fahrt auf nasser Allradpiste selbst im leichten Dauerregen ein Vergnügen. Highlight ist die abenteuerliche Bunyeroo Schlucht, wir kommen uns vor wie im Märchenwald. Allerdings haben die Tiere bei dem miesen Wetter keine Lust, sich zu zeigen. Am Ende haben wir aber doch ein paar Kängugus und einen Emu-Vater mit niedlichen Jungen gesehen. Auf unserem bereits am Parkeingang reservierten Busch-Camp sind wir allein. Die Dunkelheit kommt wie immer in Australien recht schnell.
13.9. Früh nieselt es noch immer. Wir wollen weiter zum Gammon Ranges Nationalpark. Glücklicherweise ist die Piste nach Arkarola für Allradfahrzeuge frei - jetzt kommt unser Troopy in sein Element. "Troopy" leiten wir von seiner offiziellen Bezeichnung Troopcarrier ab, als der er vor neun Jahren in Einsatz kam, bevor später ein Bushcamper daraus wurde. Die 150 km bis Arkaroola wären für einen Pkw eine totale Überforderung, aber unser Troopy läuft "wie Biene", sein kräftiger Dieselmotor knurrt vor Vergnügen. Der Caravan-Platz in Arkaroola gefällt uns nich besonders - wir nehmen nur noch kurz einen Allrad-Drive zu einem Wasserloch unter die Räder und fahren dann ein Stück zurück in den Gammon Ranges NP, um uns auf einem Bushcamp für die Nacht einzurichten. Inzwischen scheint sogar die Sonne, so dass wir erstmalig unsere Campingdusche hervorholen und dann zum ersten Mal im Freien zu Abend essen können.
14.9. Früh scheint tatsächlich die Sonne, aber bei 10 Grad haben wir noch keine Lust, draußen zu frühstücken. Wir machen uns nach einem schnellen Müsli lieber bald auf den Weg gen Westen durch den Gammon Ranges NP nach Copley - die Piste ist für Allradfahrzeuge offen und besser zu fahren, als die gestrige. In Lyndhurst machen wir den Tank voll, es ist bis auf weiteres die letzte preiswerte Möglichkeit. Der Dieselpreis liegt hier noch bei 1,34 AUD (das sind aktuell 0,98 Euro). Da unser Troopy knapp 15 Liter/100km schluckt, ist ein Preisvergleich schon angebracht. Ab Lyndhurst können wir zu unserem Glück die Old Ghan Railway Route benutzen, vorgestern war sie noch wegen Nässe bzw. partieller Überflutung gesperrt. Die Piste ist teilweise noch recht aufgeweicht, aber wir kommen bestens durch nach Maree. Dort beginnt für uns der Oodnadatta Track, eine der leichteren Pisten, die fast jeder Allrad-Tourist in Australien ansteuert. An einem der alten, inzwischen ruinösen Haltepunkte (Beresford) des früheren Ghan, der auf dieser Strecke längst nicht mehr fährt, bleiben wir über Nacht. Wie sind wieder mal die Einzigen.
15.9. Am Morgen sind es wenigstens schon 11 Grad und wir sind bald wieder auf dem Oodnadatta Track. Williams Creek ist ein kleines Outbacknest mit dem Allernötigsten, das der Reisende nach über 200 km Niemandsland braucht - Roadhouse, Tankstelle, Police Station. Wir nehmen nur einen heißen Kaffee. Diesel kostet hier 1,90 AUD, den verkneifen wir uns, wir haben noch über 100 Liter an Bord. Da wir zumindest kurz nach Coober Pedy wollen, biegen wir auf die William Creek Road ab - in dieser Gegend natürlich auch eine Piste, die derzeit nur per Allrad zu bewältigen ist. In Cober Pedy schauen wir uns natürlich einige der unterirdischen Sehenswürdigkeiten an (Kirche, Hotel) und sind beeindruckt von der gänzlich anderen Lebensweise der Opalschürfer. In Coober Pedy gibts wieder ein sattes Breitband-Internet per Funk, so dass wir fix unser Online-Tagebuch aktualisieren können. Es ist schon beeindruckend, so einfach mitten aus dem Outback life auf auf unserem Webspace bei Host Europe in Köln herum zu manipulieren. Allerdings werden wir die nächsten Tage wieder völlig ohne Internet leben. Können wir inzwischen recht gut. Wir fahren am späten Nachmittag noch ein Stück weiter nach Norden (diesmal auf dem asphaltierten Stuart Highway) und übernachten neben einigen anderen Campern auf einem Rastplatz neben dem Highway.
16.9. Am Morgen fahren wir uns erstmal warm, bevor wir unterwegs frühstücken. Der Stuart Highway ist ein schier endloses Asphaltband durch die Einöde. Nichts Interessantes passiert, also immer weiter fahren. Aber kurz vor der Grenze nach den Northern Territories passiert doch etwas - der zweite Plattfuß, diesmal auf dem anderen Hinterrad. Gleich nachdem wir das Rad gewechselt haben, fängt es zu allem Überfluss an zu regnen. Bei den Roadhouses, die als einzige Ansiedlungen in beträchtlicher Entfernung voneinander am Highway liegen, kann man uns keinen neuen Schlauch bieten. Uns bleibt keine andere Wahl, als unsere geplante Route zu vergessen, zunächst von Süden her in den Finke Gorge Nationalpark und ins Palm Valley zu kommen, sondern vielmehr direkt nach Alice Springs weiter zu fahren. Nach 600 km Tagesstrecke buchen wir für die kommende Nacht eine Campsite in einem schon etwas aufgeweichten Caravan Park in Alice Springs. Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes - noch drei Tage Regen.
17.9. Wir wollen zumindest diesen Tag noch in Alice Springs bleiben. Zunächst bemühen wir die Waschautomaten des Camps und dann ist der erste Weg zum Reifenservice. Für Alice Springs selbst und seinen recht interessanten Desert Park haben wir am Nachmittag genügend Zeit, die wir entspannt nutzen, zumal es gar nicht regnet. Das tut es erst am Abend wieder, als wir nach reichem, selbstgebrutzelten Menü bei einem Glas Rotwein in unserem strombeheizten Wägelchen sitzen.
Wir schauen nochmal auf die 1850 km von Adelaide nach Alice Springs zurück und gehen bald schlafen.

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© Horst Uhlemann