USA 2014
Unser Reisetagebuch - Teil 6
Durch die Everglades

21.03.2014 Wir haben rund 140 Meilen vor uns und machen uns schon kurz nach neun auf den Weg. Bis neun schon mit dem Frühstück fertig zu sein, ist gar nicht so sündhaft, wie es klingt, schließlich ist Sommerzeit in Florida und die Sonne geht erst kurz vor acht auf. Unser erster Tagesabschnitt reicht quasi von Venedig nach Neapel (Venice to Naples). Von Punta Gorda bis Fort Myers nutzen wir die Autobahn der Zeitersparnis wegen, um dann in Fort Myers dem berühmten Erfinder Thomas Alva Edison unsere Referenz zu erweisen. Nachdem der mit 38 Jahren im ungesunden Klima New Yorks vor Schwäche schon fast gestorben wäre, hatter er 1884 seinen Wohnsitz hierher verlegt, hier noch weitere 500 Patente angemeldet und war hier schließlich erst 1931 gestorben.
Natürlich wollen wir auch noch einen Eindruck vom Fort Myers Beach gewinnen, dem Ziel vieler deutscher Sonnenhungriger. Im Stop and Go tausender Fahrzeuge, die das gleiche Ziel haben, brauchen wir für die 10 Meilen bis zum Beach über eine Stunde. Über Estero Island, Lovers Key und Bonita Springs gelangen wir weiter südlich schließlich wieder auf die US 41, auf der wir nahtlos den Stadtrand von Naples erreichen. Naples hat sich zu einem sichtlich noblen Ferienort entwickelt und dehnt sich mittlerweile über rund 30 Meilen aus. Dann haben wir endlich die Weite der Everglades vor uns und fahren mitten hinein bis zum staatlichen Midway Campground, für den wir wegen des Wochenendes schon vor ein Paar Tagen vorsorglich drei Nächte gebucht hatten.
22.03.2013
23.03.2014
Am folgenden Samstag unternehmen wir gar nichts, sondern genießen die Ruhe und die Wärme (32 Grad) auf dem angenehmen Midway Campground. Der liegt etwa in der Mitte der Tampa-Miami Road (Tamiami), die durch den südlichen Teil der Big Cypress National Preserve führt.
Am Sonntag feiern wir aus der Ferne in Gedanken Holgers Geburtstag - Kristi hat extra mit viel Improvisation einen Geburtstagshefekuchen gebacken, den wir uns am Nachmittag schmecken lassen.
Zuvor unternehmen wir bei 33 Grad und schönstem Sonnenschein vom Oasis Visitor Center an der Tamiami Road eine zweistündige Wanderung in das große Naturschutzgebietdes Big Cypress National Preserve. Das gängige Klischee von unendlichen Sumpgebieten erleben wir in diesem Teil der Everglades nicht, zumindest nicht auf dem Florida Trail, der hier seinen südlichen Endpunkt hat. Vielmehr wechseln auf unserem Weg in kurzer Folge trockene Prärielandschaft und dichtere Baumbestände aus Pinien und Zypressen miteinander ab. Unmittelbar an der Tamiami Road und dem daneben verlaufenden Entwässerungskanal erleben wir hingegen die Vielfalt des Lebens im und am Wasser. Am Abend ist es noch so warm, dass wir die Klimaanlage einschalten und zur Feier des Tages eine gut gekühlte Flasche Wein aufmachen.
24.03.2014
25.03.2014
Wir verlassen den Midway Campground gegen zehn und fahren weiter in Richtung Miami. Gleich hinter der Grenze des Naturschutzgebietes stoßen wir auf Ansiedlungen der Miccosukee-Indianer, die Airboat-Touren in das weite Schwemmland anbieten. Die Farben Ihrer Flaggen und Fähnchen machen sie uns gleich sympatisch - schwarz-rot-gold, oben darüber allerdings noch ein zusätzlicher weißer Streifen. Wir nehmen die Gelegenheit gleich wahr und brettern mit Carlos, dem Bootsführer, und drei weiteren Fahrgästen eine knappe halbe Stunde lang über das sumpfige Grasland. Der Natur nützen diese Rutschpartien mit den flachen Booten zwar nicht, aber sie schaden ihr scheinbar auch nicht besonders. Für uns ist es jedenfalls eines der Vergnügen, das wir uns lange vorgenommen hatten.
Nach 30 Meilen verlassen wir die Tamiami Road, biegen bei der ersten Möglichkeit nach Süden ab, kommen an unzähligen Gärtnereien und Baumschulen vorbei, pflücken uns bei einer Farm ein paar Erdbeeren und erreichen bald Homestead, das zu den südlichen Ausläufern von Miami gehört und für uns nur zum Tanken, Einkaufen und für eine kurze Internetkommunikation interessant ist. Dann tauchen wir für die nächsten Tage gleich wieder ab in den Everglades National Park. Zu unserem Erstaunen ist der erste der beiden Nationalpark-Campgrounds fast leer - völlig unverständlich bei den vielen total überfüllten privaten Campingplätzen in Südflorida, zumal die Moskitoplage infolge der bisherigen Trockenzeit noch gar nicht richtig eingesetzt hat. Nur hin und wider kommt mal einer der kleinen schwarzen Plagegeister vorbeigeschwirrt, so dass wir zum erstem Mal das Anti-Moskito-Spray benutzen. Sicher werden wir es schon noch brauchen, am Nachmittag fängt es aber erstmal an zu regnen und hört die Nacht über nicht auf.
Wie gewohnt, hört der Regen gegen Mittag des nächsten Tages auf, so dass wir noch genügend Zeit für den Anhinga Trail und den Gumbo Limbo Trail haben, die beide nur ein paar Meilen vom Campingplatz entfernt eine Menge Tagesbesucher anziehen. Die vielen aligatoren, die wir hier antreffen, reizen uns schon gar nicht mehr so, dafür können wir eine ganze Reihe anderer schöner Tierbilder fotografieren. Am Abend gibts´s ein nettes Steak vom Angusrind und ein gemütliches Lagerfeuer.
26.03.2014
27.03.2014
28.03.2014
Vom Long Pine Key Campground fahren wir die knapp 50 km lange Asphaltstraße durch den Everglades Nationalpark bis Flamingo, seinem südlichsten Punkt. Unterwegs nehmen wir alle Abzweigungen wahr, die zu vorbildlich hergerichteten Stegen bzw. lohnenden Aussichtspunkten führen. Wieder machen wir einige unverhoffte Entdeckungen, die wir im Bild festhalten können. So kommen wir erst am Nachmittag beim Flamingo Visitor Center an, dem noch ein paar Spuren von den verheerenden Wirbelstürmen des Jahres 2005 (Katrina und Wilma) anzusehen sind. Der riesige Campingplatz von Flamingo ist auch nahezu leer, so dass nur die Campsites auf der Hälfte des A reals, getrennt nach Zeltlern und RV-Campern, vergeben werden. Offensichtlich haben die vielen "Snowbirds", die sich auf den überfüllten Camps außerhalb der Everglades drängeln, Angst vor den sagenhaften Moskitoschwärmen der Everglades, die es aber in der aktuellen Trockenzeit noch gar nicht gibt.

Für den Donnerstagmorgen haben wir uns für eine Kanutour angemeldet, die von einem Parkranger geführt wird, und müssen dazu völlig ungewohnt im Dunkeln aufstehen. Die Tour führt über drei Stunden durch einen Kanal, der von dichtem Mangrovenbestand gesäumt ist. Im Gegensatz zu unserer Paddeltour im Ocala National Forest gibt es auf dieser Fahrt nichts anderes zu sehen als Mangroven, aber dafür ist die Tour kostenlos und für uns eine Art Frühsport. Am Abend sitzen wir mit Gerlinde und Horst aus Augsburg zusammen am Lagerfeuer. Beide sind seit mehreren Jahren jeweils im Winterhalbjahr mit ihrem Offroad-Camper durch Südamerika gefahren und mittlerweile in Florida angekommen. Versteht sich von selbst, dass wir eine Menge Gesprächstoff haben.

Der Freitag beschert uns wieder knappe 30 Grad. Wir unternehmen zwar gegen Mittag einen einstündige Wanderung durch den dschungelähnlichen Wald, der gleich am Ende des Campingplatzes beginnt. Aber weil sich dort die kleinen schwarzen Moskitos mit Begeisterung auf uns stürzen, kehren wir bald um und genießen den Sommertag lieber im Stühlchen auf dem Campingplatz.
29.03.2014 Von Flamingo fahren wir nun wieder die Asphaltstraße durch den Everglades National Park zurück zum Long Pine Key Campground in der Nähe des östlichen Parkeingangs, auf dem wir noch eine Nacht bleiben wollen. Auf dem weg schauen wir noch einmal an all jenen bemerkenswerten Punkten vorbei, die uns auf der Hinfahrt schon begeistert haben. auch dieses Mal werden wir nicht enttäuscht und können noch einmal eine Reihe schöner Fotos machen.
Bei schwülen 30 Grad und bedecktem Himmel haben wir einen entspannten Nachmittag und Abend. Ab morgen ist die Faulenzerei zu Ende, an den nächsten Tagen haben wir über 500 Meilen vor uns.

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© Horst Uhlemann