Europatour 2018
Teil 4 - Reise durch die nordspanischen Provinzen
Mittlerweile sind wir drei Wochen unterwegs. Hätte uns nicht ein Schild darauf hingewiesen, dass wir nun in Spanien sind, wäre für uns der Übergang von Portugal nach Galicien gar nicht so sehr aufgefallen. Das recht bergige, waldreiche Gebiet Nordportugals setzt sich in Galicien fort. Prägend für die nordwestspanische Autonome Region sind die hohen Bergketten, die Galicien vom Rest Spaniens abschotten. Im 10. und 11. Jahrhundert war Galicien jeweils kurzzeitig ein eigenständiges Königreich mit Einflüssen in das heutige Portugal hinein. Die sprachliche Verwandtschaft mit dem Portugiesischen besteht bis heute. Davon bekommen wir nicht wirklich viel mit, weil wir über allgemeine Begrüßungsfloskeln im Spanischen wie im Portugiesischen nicht hinaus gekommen sind.
Ponteverdra, eine der vier Provinzhauptstädte Galiciens, ist unsere erster Anlaufpunkt, nachdem wir die spanische Grenze hinter uns gelassen haben. Nach der Fahrt entlang mehrerer jüngerer Stadtviertel hatten wir schon Zweifel, ob es in der Stadt überhaupt etwas historisches gibt, dann wurden wir schließlich fündig und in einem netten Cafe gab es zum Cafe con Leche sogar gratis zwei Stück Kuchen.
Für die Nacht haben wir uns ein schönes Hotel in Carril bei Vilagarcia da Arousa, versteckt in einer Bucht an der Atlantikküste, ausgesucht.

Wenn es an Abenteuern mangelt, sucht man sich welche. Wir finden unser Abenteuer bei der Suche nach unserem gebuchten Hotel in der Altstadt von Santiago de Compostela - natürlich wieder mal im Regen. Im Gewirr der verwinkelten, schmalen Altstadtgassen finden wir es zu Fuß inmitten der vielen Pilger, die ihre letzte Herberge nach ihrem langen Weg suchen, zwar relativ schnell, scheitern mit unserem Auto aber immer an irgendwelchen Sperrschildern oder Pollern. Schließlich tragen wir unsere wichtigsten Utensilien vom Parkhaus zum Hotel. Das allerdings wird unseren Erwartungen an ein ehrwürdiges Gemäuer in einer Altstadt in vollem Maße gerecht, zumal es nur ein paar Schritte von der Kathedrale entfernt ist.
Später hört es sogar auf zu regnen und wir bummeln bis zum Abend durch Santiago. Natürlich sind wir auch wegen der Osterprozessionen hier, über die wir uns einen Eindruck verschaffen wollen.

An unserem zweiten Tag in Santiago hängen die Wolken wieder tief, es regnet und wir kommen gar nicht erst auf den Gedanken, vielleicht einen Ausflug zur Westküsten bis zum Kap Fisterra zu machen. Wir bummeln lieber noch etwas unterm Regenschirm durch die Stadt und freuen uns über die vielen Angebote in der schönen Markthalle von Santiago. In Regenpausen kommen sogar noch ein paar Fotos zustande.
Zum Abschluss besuchen wir noch einmal die Kathedrale von Santiago de Compostela, die als gewinnträchtiges Wallfahrt-Heiligtum an der Stelle errichtet wurde, an der angeblich die Gebeine des Christus-Jüngers Jakobus d.Ä. gefunden wurden.

Die Kelten haben vor über 2.000 Jahren scheinbar nicht nur ihre Kultur und Traditionen ins heutige Galicien mitgebracht, sonder auch ihr Wetter. Jedenfalls kommen wir uns während der Fahrt von Galicien nach Asturien wie in Irland vor - grünes Land, Regen, Nebel, Sturm. Es wird sogar so arg, dass auf Höhen über 700 Meter die Temperatur auf ein Grad absinkt und uns Scheneeflocken ums Auto wirbeln.
In Oviedo, der Hauptstadt Asturiens, ist alles wieder gut. Zumindest solange, wie wir uns in der Stadt umgesehen und die Karfreitagsprozession haben an uns vorüber ziehen lassen. Dann das Übliche.

Am Ostersamstag müssen wir in Oviedo noch eine Vormittagsprozession abwarten, ehe wir freie Fahrt bekommen. Aus der asturischen Hauptstadt wollen wir über die Küstenautobahn zuerst nach Santander, die Hauptstadt Kantabriens, fahren und am Nachmittag Bilbao, die Hauptstadt der baskischen Provinz Biskaia, erreichen. Wenn wir bei Tagesetappen um die 300 Kilometer noch Stopps einlegen wollen, kommen wir um die Autobahn nicht herum. Bei der reizvollen und abwechslungsreichen Landschaft am Nordhang der Pyrenäen wird die Fahrt durch den Frühling und über die nahezu leeren Straßen zum Vergnügen. In Santander und Bilbao wird uns die geringe Verkehrsdichte klar - alle Spanier der gesamten Gegend waren schon vor uns unterwegs und belagern nun mit ihren Autos jede freie Lücke in den großen Städten und machen die Parkhäuser dicht. Sowohl in Santander, als auch in Bilbao, sind wir chancenlos auf einen Parkplatz, so dass uns nur Sightseeing vom Auto aus bleibt. Zum Glück haben wir heute ein Hotel in einem Vorort von Bilbao.

Am Vormittag des Ostersonntag ist in Bilbao Ruhe und Stille, die Basken schlafen aus - für uns also nicht das geringste Problem, sogar im Parkhaus beim Guggenheim Museum einen Platz für unser Auto zu finden. Wir nehmen uns also Zeit für den Museumsbau der Superlative.
Unser nächstes Ziel für den Nachmittag ist San Sebastian, die Hauptstadt der ostbaskischen Provinz Gipuzkoa. Inzwischen hat das schöne Osterwetter Tausende in die Stadt gelockt, die im vergangenen Jahr zu Recht eine der beiden europäischen Kulturhauptstädte war - mit der Konsequenz, dass wir uns wiederum nur fahrenderweise ein Bild von der schönen Stadt machen können.

Am späten Nachmittag überqueren wir die Grenze nach Frankreich und beschließen damit unser spanisches Kulturabenteuer. Wie es aussieht, haben wir nun eventuell auch das für Nordspanien für diese Jahreszeit typische wechselhafte Wetter hinter uns gelassen.
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