Südafrika 2016
Unser Reisetagebuch - Teil 4
Von Hermanus zur Garden Route und in die kleine Karoo

21.2.2016

Als ob sich der Himmel über unsere aufflammende Aktivität der Weiterreise freut - er ist strahlend blau. Wir bedanken uns bei Hannelore und Rolf für ihre Gastfreundschaft und nehmen zunächst den Weg nach Gansbaai, von wo wir noch einmal die gesamte Walker Bay bis Hermanus überblicken können, ehe wir ins Landesinnere abbiegen. Wir kommen durch die alte Missionsstadt Elim, ebenfalls eine Gründung der Herrnhuter Brüdergemeine, heute mit dem Status eines nationalen Denkmals versehen. Unser weiterer Weg führt uns über Struis Bay zum Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Auf diesem Stück ereilt uns eine Reifenpanne - ungünstiger als an einem Sonntagnachmittag kann so etwas ja auch nicht passieren. Zum Glück hat unser Mietwagen ein Ersatzrad und einen Wagenheber.
Erst gegen Abend kommen wir bei unserem Ziel für die nächsten beiden Tage an, der Marula Lodge in Swellendam, der drittältesten Stadt Südafrikas.
23.2.2016

Gestern haben wir in Swellendam erst einmal einen Reifenservice gesucht und das defekte Rad dort gelassen. Dann haben wir uns etwas in der Stadt umgeschaut, alte Erinnerungen aufgefrischt und Neues kennen gelernt. Am Abend waren wir zu einem vorzüglichen Essen im "Drostdy Restaurant".
Über Nacht kam der neue Reifen per Kurier aus Kapstadt und schon am frühen Vormittag können wir das reparierte Rad wieder anbauen lassen. Mit der Beruhigung, für alle Fälle wieder ein Erstzrad zu haben, nehmen wir die Gravelroad zum 60 km entfernten De Hoop Nature Reserve, in dem es angeblich mehr Buntböcke geben soll, als im viel näher liegenden Bontebok National Park. Die Piste wird ein guter Härtetest für den neuen Reifen und das Naturreservat am Meer stellt sich wirklich als einen der Höhepunkte unserer gesamten Reise dar.
24.2.2016 Wir wollen etwas weiter nach Osten ziehen. Dabei kommen wir zunächst nach Heidelberg, in dem sich allerdings ein längerer Aufenthalt nicht lohnt. Am frühen Nachmittag erreichen wir Still Bay an der Küste des Indischen Ozeans. Unsere einzige Aktion, nachdem wir die vorhandene Waschmaschine für uns haben arbeiten lassen, ist eine Fahrt zu den Fischern am Hafen, denen wir einen Kabeljous abkaufen. Der Kob, wie er auch heißt, ist zwar nicht identisch mit dem Atlantischen Kabeljau, schmeckt uns aber am Abend ebenso gut.
25.2.2016 Still Bay ist tatsächlich ein Geheimtipp. Für Senioren, die Sonne und Ruhe haben möchten. Der Strand ist gleich um die Ecke, es sind kaum Leute da. Die einen, die hier wohnen, haben um die Mittagszeit noch zu arbeiten - die anderen, die auch hier wohnen und nicht mehr arbeiten müssen (das ist die Mehrzahl), kennen ja den Strand und sind zufrieden mit ihrer Terrasse und ihrem Pool. Still Bay ist nicht das übliche Afrika - keine Zäune, kein Stacheldraht um die Häuser, nur grüner Rasen. Eigentlich hätten wir noch zwei Tage länger hier bleiben können. Aber wer weiss das vorher schon?
26.2.2016

In der Bucht von Mossel Bay ist der portugiesische Seefahrer Bartholomeo Diaz im Jahr 1488 an Land gegangen. Seitdem ist die Stelle bekannt und von anderen Seefahrern besucht worden, so dass hier später ein Leuchtturm und ein florierendes Städtchen entstand. Hier beginnt heute offiziell die Garden Route. Die wollen wir zwar gar nicht weiter fahren, weil wir sie wie vieles Andere in der Region kennen, aber wir haben hier einen Platz im Schlafwagen geordert. Das ist was Neues.
28.2.2016 Nachdem wir den gestrigen Vormittag noch in Mossel Bay am Strand verbracht und ein letztes Mal im Indischen Ozean gebadet haben, sind wir über die Outeniquaberge (Robinson Pass, 860m) nach Oudtshoorn gelangt, dem Zentrum der Straußenzucht in Südafrika. Oudtshoorn hatten wir von unserer Wohnmobiltour vor sieben Jahren nur in blasser Erinnerung und sind nun überrascht, dass dieser Hauptort in der kleinen Karoo ein recht angenehmer Stopp für ein paar Tage sein kann - zweifellos sehr beeinflusst durch den netten Aufenthalt bei Burgas B&B.
Heute nehmen wir uns den Swartbergpass vor, den Hauptgrund, weshalb wir so weit nach Osten gefahren sind. Die Swartberge grenzen als langgezogener Höhenzug mit Gipfelhöhen um 2.500 m die Kleine Karoo vom zentralen Hochplateau der Großen Karoo ab, der Swartbergpass (1.583 m) ist die Hauptattraktion von Oudtshoorn.
29.2.2016 Heute fahren wir für zwei Nächte auf die Straussenfarm von Carmen und Dario an den Rand der Swartberge. Vorher schauen wir uns noch einen der "Federpaläste" in Oudtshoorn aus der Zeit der Hochkonjunktur für Straußenfedern vor hundert Jahren an. Damals waren die Federn so begehrt, dass die Straußenzucht zu einem wirtschaftlichen Boom und bei den "Straußenbaronen" zu einem Vermögen führte. Heute kämpfen die Straußenfarmer ums Überleben, weil die Erträge für Straußenfleisch und -leder kaum die Betriebskosten aufwiegen. Carmen und Dario haben deshalb auf Gästebetrieb umgestellt und vermitteln uns tolle Erlebnisse mit den großen Vögeln.

» Über die Route 62 an den Atlantik
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