Teneriffa 2020
Vier Wochen unter Einschränkungen
Wir hatten uns auf drei schöne Monate an der Sonne gefreut. An der Sonne lag es nicht, dass unser dritter Teneriffa-Monat nicht ganz so beglückend ausfiel, wie wir uns das vorgestellt hatten. SARS-CoV-2, das Virus, das schrittweise die gesamte Welt in die Zange nahm, hat unsere Bewegungsfreiheit schließlich so weit eingeschränkt, dass wir nach vier Wochen Ausgangssperre froh waren, die schöne Ferieninsel verlassen und nach Hause fliegen zu können.

Do. 5.3. Ein Hotel im Süden der Insel wird gesperrt, weil sich dort von einem infizierten Touristen das Coronavirus auf andere Hotelgäste übertragen hat. Über die Corona-Situation in Europa sind wir über die vielen deutschen Fernsehsender informiert, die wir in unserem gemiteten Studio empfangen können. Einen Internetzugang haben wir auch, ohne den wir in den nächsten Tagen wohl hoffnungslos abgehängt wären.
Fr. 13.3. Kreuzfahrtschiffe dürfen auf den Kanaren nicht mehr anlegen und erste Fluggesellschaften streichen ihre Flüge.
Wir kaufen bei Lidl ein und wundern uns über die langen Schlangen an den Kassen, die vollen Einkaufskörbe und das nahezu leer geräuberte Klopapierregal. Wir kaufen etwas Gemüse, ein Baguette, zwei Flaschen Wein, einen Würfel Hefe und wundern uns, dass es kein Mehl gibt. Verderbliche Lebensmittel sowie Fleisch und Fisch kaufen wir sowieso nur immer für die nächsten Tage, weil wir nur einen normalen Kühlschrank und kein Gefriefach haben. Gefriergut zu kaufen, geht schon mal gar nicht.
In Anbetracht der Situation möchten wir nicht mehr wie geplant mit Zwischenstop über drei Tage in London nach Hause fliegen und buchen sicherheitshalber einen Direktflug am 8.3. mit TUIfly von Teneriffa-Süd nach Berlin und stornieren den gebuchten Hotelaufenthalt in London.
So. 15.3. 70 aktive Corona-Fälle auf Teneriffa, die Zahl der Coronafälle auf den Kanarischen Inseln ist auf 112 gestiegen. Gebe den Mietwagen einen Tag vorfristig am Flughafen ab, dort großes und dichtes Gedränge, die ersten Rückholflüge haben wohl schon eingesetzt, nichts wie weg von den ungeordneten Menschenmassen am Flughafen!
Mi. 18.3. Wir tragen uns sicherheitshalber online in die Liste des Auswärtigen Amtes über die Deutschen im Ausland (ELEFAND) ein. Deren Server ist total überlastet, es wird ein Geduldsspiel über viele Stunden.
Die Polizei auf Teneriffa hat bereits 22 Bußgelder wegen Verstoßes gegen das Ausgangsverbot verhängt.
Fr. 20.3. Wir gehen zum ersten Mal durch völlig leere Straßen hinunter ins Dorf zum Einkaufen in den kleinen Supermarkt. Die Leute stehen zwei Meter auseinander, nur einer darf rein (nicht zwei) und das nur, wenn ein anderer heraus kommt. Alle sind auf Sicherheit bedacht und halten Abstand voneinander.
Do. 19.3. Der Alarmzustand in Spanien ist erweitert worden: Neuerdings darf nur noch eine Person in einem Auto sitzen, ein normales Taxi darf nur einen Fahrgast befördern und nur Einzelpersonen dürfen auf kürzestem Weg zum Einkauf gehen.
Die Schließung aller 1800 Hotel- und Appartementkomplexe auf dem Archipel wird angekündigt.
287 Corona-Infizierungen auf den Kanarischen Inseln.
Sa. 21.3. Wir bekommen eine Information vom Deutschen Konsulat auf den Kanaren, quasi auch als Bestätigung unserer Registrierung als temporäre Auslandsdeutsche, über die Möglichkeit, uns in die Liste der Gestrandeten zur Rückholung nach Deutschland einzutragen - machen wir nicht, weil wir ja nicht gestrandet sind und einen bestätigten Rückflug haben.
Do. 26.3. 657 Corona-Fälle auf allen Kanarischen Inseln, davon 409 auf Teneriffa.
Dass unser ursprünglich für den 8.4. gebuchter RyanAir-Flug storniert ist, hat man uns nicht mitgeteilt, aber da auf deren Webseiten die Aussage steht, dass alle Flüge storniert sind, haben wir Rückzahlungsansprüche gestellt, deren Eingang per PDF-Datei bestätigt wurde (Zahlung wer weiß wann). Unsere Anschlussflüge ab London nach Berlin waren von BA zumindest gestern per SMS storniert worden.
So. 28.3. Nahezu alle auf Teneriffa gestrandeten Touristen sind mit Sonderflügen nach Deutschland zurück geholt worden, für die verbleibenden Rückkehrer bietet Condor montags und freitags Flüge nach Deutschland an. Da die Flieger leer auf Teneriffa ankommen, sind die Flugpreise etwa auf das Doppelte gestiegen. Condor verdient wenigstens mit den wenigen Maschinen, die noch in der Luft sind, etwas Geld.
Fr. 3.4. 1.419 Corona-Infektionen auf den Kanarischen Inseln - Zuwachsraten etwa wie in Deutschland.
Da wir für unseren gebuchten Rückflug für den 8.4. bisher noch immer keine verbindliche Information über dessen Durchführung bzw. Stornierung erhalten haben, fordern wir per Mail TUIfly zu einer eindeutigen Aussage auf, ob und wann man uns transportiert oder die Flugkosten ersetzt, damit wir einen anderen Rückflug buchen können,ohne auf dem bezahlten Tickets sitzen zu bleiben. Wir hängen also aktuell etwas in der Luft - oder besser gesagt am Boden. Zwei Wochen Ausgangssperre und Verdammung zu Untätigkeit und zur vegetarischen Ernährung ohne Fisch und Fleisch, nur mit halbwegs frischem Gemüse machen nicht mehr glücklich. Wenn nicht frische Seebrise, angenehme Temperaturen, Sonne und Blick aufs Meer wären, könnten wir uns jetzt sogar die Ausgangssperre zu Hause schön reden.
Mo. 6.4. Per gestern Abend 1.622 Corona-Fälle auf den Kanaren, davon 971 auf Teneriffa, etwas rückläufige Zuwachsrate. Herrliches Wetter und herrliche Stille in Poris de Abona, kaum mal ein Mensch zu sehen, wo soll da ein Virus herkommen? Flieger stören die Stille auch nicht mehr, höchstens mal ein Polizeihubschrauber zur Überwachung der Ausgangssperre.
Mi. 8.4. Kein Flieger in Sicht, unser für heute gebuchter Flug mit TUIfly findet also nicht statt. Keine persönliche Information über eine Stornierung des Fluges, keine Entgegennahme von Anrufen und keinerlei Reaktion bei TUI auf Anfragen unsererseits über deren Internet-Kontaktformular, lediglich die automatische Eingangsbestätigung per Mail über deren Eingang - ein sehr ungewöhnliches und absolut kundenunfreundliches Verhalten der Fluggesellschaft. Wir müssen also neue Rückflüge buchen und hoffen, dass wir jemals unser Geld für die ausgefallenen Flüge von TUIfly wieder bekommen.
Do. 9.4. 1.140 Corona-Fälle auf Teneriffa, konzentriert auf die Hauptstadt und die größeren Städte und Ansiedlungen. In der Kommune Arico, zu der Poris gehört, bisher 6 bekannte Fälle. Die Ausgangssperre wird vor allem in der aktuellen Karwoche (Semana Santa) besonders streng kontrolliert, auch mit Hubschraubern und Drohnen.
Freundliche Nachbarn haben für uns bei Lidl eingekauft, so dass wir erstmal wieder für eine Woche gut versorgt sind.
Fr. 10.4. Heute sehen wir am Himmel endlich mal wieder einen Flieger, der aus Deutschland kommend Teneriffa anfliegt. Nach einigen Abwägungen haben wir uns gestern Abend für einen teuren Rückflug am 17.4. entschieden, die Gründe könnt ihr > hier mitsamt unserer Wünsche zu Ostern nachlesen.
Sa. 11.4. Stille Ostern - höchstens, dass mal der Polizeihubschrauber die Ruhe stört, um die Ausgangssperre zu kontollieren. Wer sich nicht daran hält, wird angeprangert und abgestraft - guckst du > hier
Mo. 13.4. Der montags und freitags als nur noch einzige deutsche Flieger, der aktuell Teneriffa anfliegt und mit dem wir am kommenden Freitag nach Frankfurt reisen wollen, hat heute wieder um die 200 Passagiere nach Deutschland gebracht. Allerdings ist heute auch die geplante Übernahme der Condor durch die LOT geplatzt - da sind wir ziemlich gespannt, ob Condor am 17.4. überhaupt noch nach Teneriffa kommt.
Do 16.4. Heute Mittag habe ich uns online für den morgigen Flug DE1479 13:20-19:00 TFS-FRA eingecheckt. Damit findet der Flug also statt und wir werden uns danach von Frankfurt per Zug nach Hause durchkämpfen. Dort erwartet uns eine 14-tägige häusliche Quarantäne - es ist also, als würden wir vom Regen in die Traufe kommen. Aber besser zu Hause eingesperrt, als in einem kleinen Studio auf einer schönen Ferininsel.
Fr. 17.4. Nachbarn dürfen uns noch immer nicht zum Flughafen fahren, also nehmen wir ein Taxi. Bei der Abfertigung am Flughafen achten fast ebenso viel Polizisten wie Passagiere auf strikte Einhaltung der Abstandsregel. Im Flieger allerdings sind alle der mehr als 200 Plätze ausgebucht und alle Passagiere sitzen nun dicht an dicht. Der Flug nach Frankfurt ist sehr angenehm und pünktlich. Das vorreservierte Hotel am Frankfurter Bahnhof nimmt uns am Abend trotz Tourismusbeschränkung auf, weil es keine nächtliche durchgehende Zugverbindung nach Berlin gibt und es für uns alte Leute unzumutbar wäre, unterwegs vier Stunden auf dem leeren Erfurter Hauptbahnhof zuzubringen.
Sa.18.4. Nach sehr angenehmer ICE-Fahrt durch die blühenden Landschaften Hessens und Niedersachsens und Umstieg in Berlin auf den Regionalzug in den noch etwas zurück gebliebenen Norden sind wir gesund und munter zu Hause angekommen und begeben uns verordnungsgemäß als Einreisende aus dem Ausland in eine zweiwöchige häusliche Quarantäne.
So. 3.5. Unsere häusliche Quarantäne ist beendet, ohne dass wir etwas ausgebrütet hätten. Nun können wir uns endlich unbeschwert unserem Garten widmen.


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