Europatour 2018
Teil 3 - Von Lissabon nach Galicien
Nach dem verregneten Montagvormittag im Lissaboner Vorort Belem fahren wir weiter westwärts und wie der Tejo immer breiter wird und in die Atlantikküste übergeht, wird das Wetter immer einen Schritt besser, so dass wir nach dem Bezug unseres Hotelzimmers am Rande von Sintra gleich noch auf Entdeckungstour fahren. Sintra stellt sich für uns als zauberhafter Ort mitten in den Bergen dar, mit schönen Parks und Palästen, die im Laufe der letzten vier Jahrhunderte von der Lisaboner Oberschicht hier gebaut wurden.

20. März, 17:15 Uhr - Frühlingsanfang. Auf den Höhen von Sintra hat es am Morgen noch geregnet, so dass wir fix hinunter an die Küste nach Estoril gefahren sind. Dort regnete es schon nicht mehr, aber die Sonne zeigte sich tatsächlich erst am Nachmittag. Die portugiesischen Wettergötter nehmen es scheinbar sehr genau mit dem Frühlingsbeginn.
Das Seebad Estoril gilt traditionell als Rückzugsort für die reiche Oberschicht - hier überlebten zu Beginn des letzten Jahrhunderts eine Reihe gestürzter europäischer Könige die Zeiten. Das unmittelbar benachbarte Seebad Cascais gefällt uns persönlich besser und noch mehr der westlich anschließende Naturpark. Der umfasst auch die Bergwälder um Sintra und die anschließnde Fahrt durch dieses Gebiet wird zu einem besonderen Erlebnis.

Der 21. März ist ein prachtvoller, klarer, kühler Frühlingstag, wie geschaffen zur Weiterfahrt zu unserem nächsten Übernachtungsort Leiria. Erster Stopp ist nach 25 Kilometern das Städtchen Mafra, denn hier hatte König João V. vor dreihundert Jahren die größte Schloss- und Klosteranlage Portugals bauen lassen, größer noch als der spanische Escorial.
Nicht weit entfernt liegt das Seebad Ericeira, der bedeutendste Surfstrand Europas. Leider warten heute die Surfer vergeblich auf die große Welle.
Bis Óbidos brauchen wir dann schon knapp zwei Stunden. Dort wollen wir die Altstadt mit ihren engen Gassen bewundern und vor allem auf die Stadtmauer aus dem Jahr 1527 steigen, die seither vollständig und unverändert das Stadtzentrum umgibt.
Schließlich liegt noch Alcobaça auf unserem Weg. Dort finden wir eines der größten, berühmtesten und ältesten Klöster Portugals, das einst allen Zisterzienserklöstern des Landes vorstand. Gegen Abend erreichen wir Leiria - dort haben wir wiederum zwei Übernachtungen eingeplant.

Leiria ist für uns nur die Ausgangsbasis für eine Rundfahrt zu weiteren wichtigsten Sehenswürdigkeiten der geschichtsträchtigen Gegend zwischen Lissabon und Coimbra. Östlich von Leiria liegt Tomar, wo der Templerorden im Jahr 1160 mit dem Bau einer Klosterburg begann. Mit der Auflösung des Templerordens ging die Burg an den portugiesischen Christusorden über und erlebte mit dem Christusritter Prinz Heinrich, dem späteren Heinrich der Seefahrer, im 15. Jahrhundert einigen Aufschwung. Neben der Templerburg ist auch die Altstadt recht sehenswert.
Von Tomar aus fahren wir auf anderem Weg zurück und kommen nach Fatima. Der Ort war lange ein kleines Nest, bis vor hundert Jahren drei Hirtenkindern die Jungfrau Maria erschienen ist und ihnen ein Sonnenwunder ankündigte, das fünf Monate später stattfinden sollte und das schließlich Zehntausende erlebten. Seither ist Fatima ein gewinnträchtiger Wallfahrtsort.
Schließlich machen wir noch einen Stopp in Batalha - der Ortsname deutet auf eine Schlacht hin. Der ging ein Gelübde eines der frühen portugisischen Könige zur Gründung eines Klosters voraus, falls er gewinnt. Er hatte gewonnen und wir können uns wiederum ein großes Kloster anschauen.

Der Freitag ist wiedermal verregnet. Zunächst wollen wir nach Coimbra. Die frühere portugiesische Hauptstadt und heutige hoch gerühmte Universitätsstadt empfängt uns nicht nur wegen des Nieselregens unfreundlich, sondern auch, weil sie hoffnungslos zugeparkt ist. Scheinbar hat jeder Student ein Auto. Gut, dass wir nicht hier unser nächstes Quartier gebucht haben, sondern im Badeort Figueira da Foz am Atlantik.

Palmsonntag - ein sehr schöner Frühlingstag auf unserem nicht allzu weitem Weg nach Porto. Nahezu alles blüht, von den Wiesenkräutern und Blumen am Wegesrand bis zu den Obstbäumen und Magnolien. Porto ist die wichtigste Industrie- und Handelsstadt Portugals, sein historisches Zentrum am Nordufer des Douro steht auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes und natürlich hat die Stadt auch durch den Portwein einen hohen Bekanntheitsgrad. Wir erreichen Porto am frühen Nachmittag und beginnen unseren Bummel durch die Stadt auf der Höhe des Rathauses und lassen uns stetig abwärts treiben, bis wir unten am Douro ankommen, der etwas weiter westlich in den Atlantik mündet. Zum Glück treffen wir genau am Ende unserer Wanderung auf eine Standseilbahn, die uns den kräftezehrenden Aufstieg erspart.

Die Region um Porto und der Norden Portugals überhaupt ist unübersehbar die wirtschaftlich stärkste des Landes. Das bemerken wir, als wir am Vormittag Porto verlassen und durch eine Menge Orte mit kleineren und größeren Industriebetrieben fahren. Wir benutzen nach wie vor überwiegend normale Landstraßen, weil wir auf diese Weise mehr von Land und Leuten erleben. Unser erster Anlaufpunkt ist Guimarães, etwa 60 km nordöstlich von Porto. Hier soll um 1100 der erste portugiesische König Alfons I. geboren sein und deshalb gilt der Ort schlechthin als die Wiege Portugals. Guimarães hat eine liebenswerte Altstadt, die wir zwei Stunden lang durchwandern.
Bis Braga, unserem Tagesziel, ist es nicht weit, so dass wir für diese sehenswerte alte Stadt auch noch genügend Zeit haben. Wir haben uns recht zentral im Ibis-Hotel einquartiert, haben aber im Gassen- und Einbahnstraßengewirr etwas Mühe, unser Hotel zu finden.

Am Dienstag, dem 27. März, verlassen wir Braga und nach 70 km erreichen wir den Rio Miño, den Grenzfluss nach Galicien. Eine sehr interessante, abwechslungsreiche Reise durch Portugal liegt hinter uns. Vor uns liegen die spanischen Nordprovinzen.
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