Europatour 2017
Teil 4 - quer durch Frankreichs Süden
Das warme, sonnige Herbstwetter nehmen wir mit, als wir am Mittwoch, 18.10., in Martigny das Rhonetal verlassen und über den Col de la Forclaz (1527m) und den Col des Montets (1461m) hinüber in die französische Alpenregion fahren. Über Argentiere und Chamonix thront das gewaltige, gleißend weiße Mont-Blanc-Massiv vor dem strahlend blauen Himmel und begleitet uns noch ein weites Stück, als wir über traumhafte Serpentinenstraßen hinüber nach Albertville fahren. Die Temperaturen liegen bei sommerlichen 24 Grad. Über Chambery gelangen wir an den Lac du Bourget, den größten Binnensee Frankreichs - am gegenüberliegenden Ufer sehen wir auf den Badeort Aix-les-Bains.
Im kleinen Ort La Balme treffen wir wieder auf die Rhone, die bald eine Schleife nach Nordwesten zieht. Nachdem wir uns im Feierabendverkehr durch die Vororte von Lyon gearbeitet haben, erreichen wir am Abend unsere Quartier für die Nacht, das wir über airbnb mitten im Zentrum bei Jean-Baptist in seiner Altstadtwohnung gebucht hatten. Im engen Straßengewirr zwischen Rhone und Saone ist jedes freie Fleckchen zugeparkt - wir gehen auf einen der Parkplätze am Saone-Ufer und zotteln mit unserem Gepäck zwei Straßen weiter.

Am nächsten Tag verlassen wir beizeiten Lyon nach Süden über die kostenfreie Autobahn. Hier überqueren wir ein letztes Mal die Rhone. Wir wollen zunächst nach Saint Etienne - keine gute Idee, denn wir stehen bald über eine halbe Stunde im Stau und Saint Etienne hat für uns nicht die erhofften Highlights parat. Stetig bergan geht unsere Fahrt in das südfranzösische Zentralmassiv. Wir überqueren die Loire, die im südlichen Teil der Auvergne entspringt und von dort ihren langen Weg nach Norden nimmt. Bis zu unserem Tagesziel Clermont-Ferrand, der Hauptstad der Auvergne, ist es noch ein ziemliches Stück. Unser Hotelzimmer haben wir am Rande der Stadt gebucht, weil wir dort keine Parkplatzsorgen zu erwarten haben. Nachdem wir bewusst nur über die kurvigen Landstraßen des Naturparks Livradois-Forez gefahren sind, um mehr vom Land zu sehen und kennen zu lernen, haben wir an diesem Nachmittag keine Lust mehr für irgendwelche Unternehmungen.

Am Vormittag des nächsten Tages nehmen wir uns Zeit für Clermont-Ferrand. Die Stadt mit langer Historie wird ihrem Rang als Hauptstadt der Auvergne voll gerecht. Die malerischen engen Straßen der Altstadt sind eine Augenweide. In vorchristlicher Zeit war nahe der Stadt die Hochburg einer der mächtigsten Stämme der Gallier, die unter ihrem Führer Vercingetorix die Armee von Julius Cäsar besiegte. Ob seinerzeit auch Asterix und Obelix dabei waren, ist nicht verbrieft.
Den Nachmittag haben wir für eine spannende Fahrt durch die Berge und Wälder der nördlichen Auvergne reserviert und kommen ganz auf unsere Kosten. Die Dörfer der Gegend, deren Häuser aus dem überall leicht verfügbaren Vulkangestein. An den südöstlichen Ausläufern der Auvergne, nahe der Autobahn bei St. Flour, haben wir für den Abend ein Zimmer in einem Motel vorgebucht. Da in Frankreich alle Hotels einen Internetzugang anbieten, ist es völlig unproblematisch, von einem Tag auf den anderen ein Zimmer reserviert zu bekommen.


Die A75 ist eine der mautfreien Autobahnen, die nach Süden führen. Am Folgetag sind wir nach wenigen Minuten wieder auf diesem schnellen Weg, der sich durchweg in Höhen zwischen 900 und 1100 Metern am Östlichen Rand der Auvergne über das französische Zentralplateau hinzieht. Nach einer Stunde verlassen wir vor Millau die Autobahn und fahren steil hinab in die Stadt am Tarn, an dessen Ufern wir weiter in Richtung Toulouse fahren wollen. Besonders aber auch deshalb, weil wir den gewaltigen Viadukt von Millau in voller Größe erleben wollen und wir auf diese Weise am berühmten Käsestädtchen Roquefort-sur-Soulzon vorbei kommen. Eine Führung durch die Höhlen, in denen der berühmte Käse reift, lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Nächster Höhepunkt auf unserem Weg ist Albi, die mittelalterliche Stadt mit ihrer majestätischen gotischen Kathedrale und dem wuchtigen Bischofspalast, in dem heute ein Museum mit Werken des hier geborenen Malers Toulouse-Lautrec untergebracht ist. In Toulouse, das von Albi etwa eine Stunde entfernt ist, arbeiten wir uns im Nieselregen bis zur gewaltigen Basilika St-Sernin durch, deren Bau schon im 11. Jahrhundert als Wallfahrtskirche am Pilgerweg nach Santiago de Compostella begonnen wurde. Danach nehmen wir noch einen Blick auf das imposante Capitole, wie hier das Rathaus genannt wird, und suchen uns in der heraufziehenden Dämmerung dann den Weg zu unserem Hotel in einem Vorort in Flughafennähe, direkt vis-a-vis des großen Komplexes der Airbus-Zentrale.

Am Sonntag, dem 22.10. verlassen Toulouse entlang der Garonne flussaufwärts in Richtung der Pyrenäen und erreichen nach einer reichlichen Stunde die spanische Grenze.
Bei unserer herbstlichen Reise durch Frankreich sind wir vorrangig über Landstraßen gefahren, um mehr Eindrücke von Land und Leuten zu bekommen. Um mitunter schneller voran zu kommen, haben wir durchaus auch mal einige Autobahnabschnitte benutzt, vordergründig aber mautfreie.
Die streckenbezogene Autobahnmaut in Frankreich hat gegenüber der zeitbezogenen in Österreich bzw. Tschechien durchaus Vorteile, wenn man nur einzelne Abschnitte befährt, kann aber auf langen Stecken sehr schnell ins Geld gehen. In Österreich haben wir für eine 10-Tagesvignette 8 Euro bezahlt, für die Nutzung der Autobahn von Chamonix über Lyon und Montpellier nach Toulouse hätten wir in der Summe 70 Euro bezahlen müssen.

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