USA 2015
Unser Reisetagebuch - Teil 2
Vom Lake Michigan nach Texas

17.3.2015 Die Sonne scheint freundlich vom Himmel im Bundesstaat Indiana, aber es ist heute sehr windig und ausgesprochen kalt. Das ist in diesen Breiten südlich der Großen Seen im Frühjahr so, sagt man. Und wir sagen uns deshalb: nichts wie fort nach Süden. Beim nächstbesten ALDI halten wir an und kommen mit voll beladenem Wagen heraus. Alles mehr als halb so teuer, als im Chicagoer Tante-Emma-Laden. Trotzdem teurer als in Deutschland, aber wir sind befriedet.
Ganz so weit kommen wir an diesem Nachmittag natürlich nicht mehr, aber die 175 Meilen bis Indianapolis, die Hauptstadt von Indiana, schaffen wir bis zum Sonnenuntergang schon noch und suchen eines der großen Walmart Supercenter mit riesigem Parkplatz aus, auf dem wir ungestört unser Wohnmobil einräumen und unsere Betten fertig machen können.
18.3.2015 Indiana ist, zumindest von unserer Fahrtroute in den Südwesten gesehen, ein flaches Ackerland. Die Stoppeläcker (es wird überwiegend Mais angebaut) werden alle offensichtlich erst im Frühjahr umgepflügt. Nach Frühling sieht es noch nicht aus, alles erscheint noch recht grau. Es gibt viel mehr Waschbären als in Deutschland - nach der Zahl der Kadaver am Straßenrand zu urteilen. Gegen Westen zur Grenze nach Illinois wird es hügeliger - wir fühlen uns wie zu Hause.
Über die Interstate 70 und 57 fahren wir zügig durch Illinois und weiter durch den Südosten von Missouri, wo der Ohio in den Mississippi fließt. Hier zeigen sich endlich die ersten grünen Halme. Jenseits des "Old Man River" geht es weiter durch die Nordostecke von Arkansas, bis wir noch vor der Abenddämmerung wieder den Mississippi nach Osten überqueren und mit Memphis im Westen Tennessees an diesem Tag den fünften amerikanischen Bundesstaat streifen.
Zugegeben, der heutige "Tagesritt" war mit 500 Meilen schon recht gewaltig, aber wir wollen ja zügig in den Süden und heute hauptsächlich noch die abendliche Athmosphäre in der legendären Beale Street von Memphis erleben. Der Dauerregen und die merkliche Abkühlung, die Memphis ereilt haben, sind unerfreulich. Der Stimmung in den verschiedenen Musikkneipen tut das keinen Abbruch.
19.3.2015 Unmittelbar südlich von Memphis kommen wir in den Bundesstaat Mississippi und fahren dort parallel zum großen Strom direkt weiter nach Süden. Unterwegs auf einem Rastplatz wollen wir, nachdem wir endgültig frostfreies Gebiet erreicht haben, die sogenannte Winterisierung des WoMos aufheben und den Wassertank füllen. "The same procedure as last year" denken wir. Wir brauchen also nur wie beim vorjährigen Wohnmobil die drei in Betracht kommenden Wasserventile zu finden, die irgendwo hinter einer Verkleidung stecken. Unser diesjähriges Gefährt ist zwar mit ähnlicher, aber völlig anders angeordneten Innenausstattung versehen. Mit etwas Heimwerkerfantasie finden wir sie dieses Mal unter einem mit Trick herausnehmbaren Schubkasten der Küchenzeile, aber damit haben wir wider Erwarten erst die Hälfte des Problems gelöst, denn das oben in den Wassertank hinein gefüllte Wasser läuft gleich wieder unterm Auto heraus. Hinter einer weiteren Verkleidung finden wir schließlich noch ein viertes winziges Ventil, das zu schließen ist, um den Wasserablauf zu verhindern. Dann funktioniert endlich alles, auch die Wasserpumpe und der Warmwasserboiler. Die ganze Suchaktion hat uns tatsächlich fast zwei Stunden gekostet.
Bei der Weiterfahrt nach Jackson, Hauptstadt des Bundesstaates, werden wir schnell versöhnt, denn es wird immer grüner, die wilden Pflaumenbäume blühen in weißer Pracht und das Gras ist sattgrün. Wir haben den Frühling erreicht. Sonnenschein und 20 Grad. Jackson lassen wir einfach links liegen, weil wir noch weiter zu den alten Herrenhäusern am Mississippi wollen. Dafür haben wir uns den Natchez Trace Parkway empfehlen lassen, einen asphaltierten Trail auf den Spuren der verlustreichen Kämpfe der Südstaatler im amerikanischen Bürgerkrieg. Die ruhige geschwindigkeitsbegrenzte Straße führt über lange 80 Meilen durch ein geschlossenes Waldgebiet bis Natchez - eine wohltuende Kur für Augen und Sinne. In einer Niederung neben der Straße sehen wir sogar Rehe, die uns aufgeschreckt angucken.
Das waren heute nochmal rund 300 Meilen, aber ab jetzt haben wir Zeit. Und warmes Wasser zum Duschen an Bord.
20.3.2015 Natchez haben wir deshalb als Zwischenziel ausgewählt, weil es hier auf engem Raum noch mehrere sehenswerte Herrenhäuser der früheren reichen Plantagenbesitzer gibt. Die schauen wir uns am Vormittag an, ehe wir gegen Mittag den Mississippi weiter abwärts nach Louisiana fahren.
In Baton Rouge, der Hauptstadt Louisianas, überqueren wir zum letzten Mal den Mississippi. Hier kommen wir unserer vorjährigen Route bis auf wenige Meilen nahe. Allerdings halten wir uns nicht weiter auf, sondern biegen auf die Interstate 10 nach Westen ab. Diese Autobahn hat ihren eigenen Reiz, weil sie über rund 20 Meilen nur auf Stelzen durch riesiges Sumpf- und Schwemmland führt. Sie erfordert allerdings auch volle Konzentration, weil der Verkehr nahezu die Belastungsgrenze erreicht.
Nach 270 Meilen erreichen wir die Grenze nach Texas.

» An der texanischen Golfküste
« zurück