USA 2014
Unser Reisetagebuch - Teil 8
Zwischen Atlantik und Orlando

04.04.2014 Das Wetter meint es weiter gut mit uns, während wir am Mittag auf dem schmalen North Hutchinson Island, das bis Cape Canaveral reicht, weiter nach Norden hinauf fahren. Schon nach wenigen Meilen bleiben wir auf einem einsamen Parkplatz hinter den Dünen stehen und verbringen den Nachmittag am nahezu menschenleeren Atlantikstrand.
Erst am Abend fahren wir über Melbourne auf das Festland hinüber und suchen uns den nächsten ruhigen Walmart-Parkplatz. Dort sehen wir, dass wir in guter Gesellschaft weiterer acht Wohnmobile die Nacht verbringen werden.
05.04.2014 Wir wollen nach Cape Canaveral. Dazu fahren wir knappe 10 Meilen zurück nach Hopkins Island und dort noch einmal so viel nach Norden. Das erwartete Cape Canaveral stellt sich für uns als großer Kreuzfahrtschiff-Hafen heraus. Unser Ziel, das Kennedy Space Center, ist von hier aus gar nicht zu sehen und nicht zugänglich, wir finden es schließlich ein Stück näher zum Festland auf Merritt Island. Der riesige Parkplatz ist gegen elf schon zu zwei Drittel gefüllt - unser erster Schreck. Dann der Preis von $49 pro Senior. Aber wenn wir schon da sind, gehen wir auch rein. Und es lohnt sich.
Wir sehen einen toll gemachten 3D-Film über das Space Shuttle Programm der NASA und das Leben in der Internationalen Raumstation ISS, eine beeindruckende Viedoshow über das Apollo-Programm, werden mit einem Bus meilenweit über das riesige Gelände des KSC gefahren, sehen die 160 m hohe Montagehalle für die NASA-Raketen (zumindest von außen), verschiedene Abschussrampen, u.a. die für die Apollo-Mission (Saturn V) und die Spaceshuttle-Mission. Die Supershow über den Spaceshuttle "Atlantis" mündet schließlich darin, dass wir diese letzte beutzten Raumfähre im Original vor uns sehen.
Am späten Nachmittag verlassen wir das Gelände und fahren noch 50 Meilen ins Landesinnere nach Sanford, wo wir einen ruhigen Parkplatz für den Abend wissen.
06.04.2014
07.04.2014
Schon am Vormittag suchen wir den Weg zum Blue Springs State Park bei Orange City. Diesen Park hatten wir vor vier Wochen, als wir durch den Ocala National Forest streiften, in der Annahme ausgelassen, auf dem abschließenden Weg nach Orlando noch Zeit für den Park mit der mächtigen artesischen Quelle zu finden, die täglich an die 400 Millionen Liter klarsten Wassers zu Tage fördert, das über den St. John River bis hinauf nach Jacksonville abfließt. Im Winter tummeln sich in dem konstant 22 Grad warmen Wasser in der Regel über hundert Seekühe (Westindian Manatees), aber nun, wo sich das Wasser im St. John River lange wieder erwärmt hat, grasen sie lieber dort und entziehen sich damit unseren Blicken. Nach einem Spaziergang zu dem blauen Quelltopf beziehen wir unseren gebuchten Platz auf dem Campground des Parkes und ziehen uns bei 30 Grad in den Schatten zurück. Am Abend machen wir ein letztes Lagerfeuer. Bei hereinbrechender Nacht blinkern viele Fireflies durchs Gebüsch - wir würden zu Hause Glühwürmchen dazu sagen, aber die amerikanischen sind dagegen wahre Leuchtfeuer.

Den nächsten Tag verbringen wir noch im Blue Springs State Park, ehe wir am Nachmittag aus dem Park heraus und ein Stück weiter bis in die nördlichen Vororte von Orlando fahren.
08.04.2014 Die Nacht war heiß und schwül, aber das erlösende Gewitter blieb aus. Der Himmel ist am Morgen wolkenschwer, aber es regnet noch immer nicht. Unsere letzte Nacht im Wohnmobil wollen wir im nahegelegenen Wekiwa Springs State Park verbringen und den Tag dazu nutzen, unsere Sachen zusammen zu packen und das "house on wheels" für die Übergabe vorzubereiten.
Der Wekiwa Springs State Park ist zweifellos ein gut besuchtes, großes Naherholungsgebiet für die Bewohner von Orlando mit wunderbarem Paddelrevier und ausgedehnten Wanderwegen, aber am heutigen Dienstag und bei diesem Wetter ist kaum jemand da. Bevor wir unsere Campsite beziehen, schauen wir uns erst noch bei der Wekiwa Quelle um, die in einer Bodensenke entspringt und wie die anderen artesischen Quellen der Gegend allerhand Wasser zutage fördert. Und während wir fix noch eine kurze Wanderung unternehmen, deutet sich der fällige Regen langsam an. Im bald strömenden Regen beziehen wir den Campingplatz und fangen an zu räumen.
09.04.2014 Am Morgen machen wir das Wohnmobil sauber, packen unsere restlichen Sachen ein und fahren knappe 20 Meilen bis zur El Monte Vermietstation Orlando. Wir sind scheinbar die ersten, die an diesem Tag ihre Wohnmobile abgeben müssen, denn nach uns kommen weitere acht auf den Hof - alle als nagelneue in Chicago übernommen und auf den unterschiedlichsten wegen nach Orlando überführt. Bis auf ein holländisches Ehepaar natürlich, wie nicht anders zu erwarten, alle Deutsche.
Die Rückgabeformalitäten sind schnell erledigt. Da wir über 700 Meilen mehr gefahren sind, als die vereinbarten 3.000, müssen wir noch $220 nachzahlen. Dann warten wir nur noch auf den Shuttlebus, der uns gegen Mittag zum vorausgebuchten Motel in der Nähe des Orlando Airport bringt.
Das Hotel ist eigentlich ein Motel und nicht zum Schreien - kein Restaurant bzw. irgend etwas anderes Interessantes in der Nähe, aber es hat einen Pool, an dem wir uns auf die bereitstehenden Pritschen in die Sonne legen können. Zu Abend gibt es also nur ein paar Reste und dann gehen wir zeitig zu Bett.
10.04.2014
11.04.2014
Der Rest ist schnell erzählt. Um acht fährt uns der kostenlose Hotelshuttle zum Orlando Airport. Sicherheitshalber wollen wir drei Stunden vor Abflug, so wie für Transkontinentalflüge empfohlen, dort sein. Check-In und Sicherheitskontrolle gehen verhältnismäßig schnell, so dass wir uns bald unseren eBooks widmen können, die wir aus der Neubrandenburger Bibliothek online geholt hatten. Wir müssen zuerst mit American Airlines nach Chicago fliegen - auch nicht schlecht, weil wir Teile unserer durchfahrenen Bundesstaaten nochmal aus der Luft sehen können. In Chicago ist von Frühling noch keine Spur, wir fühlen uns nochmal zurück versetzt auf den Winterausgang. Zwei Stunden Wartezeit, dann Einstieg in den Air Berlin Airbus A330, mit dem wir vor knapp zwei Monaten hergeflogen waren.
Mit Rückenwind und teilweise über 1.000 km/h sind wir nach sehr ruhigem und angenehmen Flug schon früh halb sieben in Berlin. Der aus den Nähten platzende Tegeler Airport schockt uns wieder mal mit seinem Drunter und Drüber. Wir kennen uns dort ja recht gut aus, aber wie mag es den vielen Amerikanern gehen, die mit dem gleichen Flieger angekommen sind? Jedenfall setzen wir uns, nachdem wir endlich unser Gepäck haben, fix in den Bus zum Hauptbahnhof und dort in ein Cafe und warten auf unseren Zug nach Neubrandenburg. Der Blick aus dem Zugfenster begeistert uns - es ist Frühling in Deutschland, die Bäume blühen und die Kraniche sind da.

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© Horst Uhlemann