USA 2014
Resümee
Nach dieser siebenwöchigen Wohnmobiltour durch den Osten der USA stellen wir für uns noch eine abschließnede Betrachtung zusammen, die wir denen, die unser Tagebuch mitverfolgt haben, natürlich nicht vorenthalten möchten. Dabei sind die statistischen Fakten auch allgemein interessant.

1. Der Deal
Nachdem wir einige Reisen mit spartanischen Bushcampern gemacht haben, wollten wir einfach nochmal mit einem komfortablen Wohnmobil fahren. Am besten über die glatten breiten Straßen Nordamerikas, wie sie uns von unseren Touren 1995 und 1999 noch in Erinnerung waren. Aber nicht nur eben mal zwei Wochen, sondern in einer möglichst altersgerechter Zeitspanne, wie es die US-Senioren so allgemein tun. Also mindestens sechs bis acht Wochen. Diesem Wollen setzt im Normalfall allerdings die übliche Tagesmiete von 90 - 100 € für ein gängiges kleines amerikanisches Wohnmobil, mit dem man beispielsweise 3.000 Meilen fahren will, schnell eine Grenze.
Unser Kompromiss zwischen Zeit und Geld war ein Special Deal zur Überführung eines werksneuen Wohnmobils, wie er nur für sehr kurze Zeit jeweils am Anfang eines Jahres angeboten wird - in unserem Fall für 30 € pro Tag. Dafür bekommt man zu zweit in den USA nicht mal eine billige Herberge, geschweige denn, ein Auto dazu. Bei 50 Miettagen haben wir gegenüber der regulären Miete und gleicher Fahrtstrecke also schon mal rund dreitausend Euro gespart.

2. Das Wohnmobil
Das Wohnmobil konnten wir uns nicht aussuchen. Die amerikanischen wohnmobile sind eine Nummer größer als die europäischen. Wie vieles in den Staaten. Im ungünstigen Fall hätten wir eines der über 12 Meter langen Gefährte von Chicago nach Orlando überführen müssen, mit dem man im Guten um keine enge Kurve kommt. Aber wir hatten Glück mit dem kleineren Typ C25 - Außenlänge 7 m, Breite 2,5 m, also immerhin auch schon die Größenordnung eines kleinen Fereinhauses auf Rädern.
Der Amerikaner ist an Komfort gewöhnt, also ist alles drin, was man sich so vorstellen kann - dazu hatten wir in unserem Tagebucheintrag vom 1.3. schon berichtet. Unser gemietetes Wohnmobil mit Automatikgetriebe, das zu den kleinen seiner Klasse gehört, wird durch einen 7,5 Liter-Benzinmotor (!) angetrieben und verbrauchte auf unserer Gesamtstrecke von 3.650 Meilen (5.873 km) 427 Gallonen (1.617 Liter) Normalbenzin, das waren umgerechnet 27,5 Liter / 100 km. Das Gefährt hat also ganz schön geschluckt und bei einem Spritpreis, der halb so teuer als in Deutschland ist, haben wir an den Tankstellen nahezu ebenso viel ausgegeben, wie uns das Wohnmobil an Miete gekostet hat.

3. Die Übernachtungen
Wenn man viel sehen will, muss man in Amerika schon allerhand fahren. Bei knapp 6.000 km in 50 Tagen steht man nicht längere Zeit auf einer Stelle. Das hat uns von vorn herein von den "Snowbirds" unterschieden, die im Herbst vom Norden in langen Tagesetappen bis in den Süden Floridas fahren, sich dort dauerhaft auf einem oder zwei Campingplätzen etablieren und die Gemeinschaft mit anderen Gleichgesinnten genießen. Die Hälfte unserer Reisezeit, die gegenüber den amerikanischen Senioren vergleichsweise gering war, sind wir unterwegs gewesen. Und da wir alles an Bord hatten, genügte uns ein ruhigse Plätzchen für die Nacht. Weil man in den USA genauso wenig einfach auf privatem Grund über Nacht stehen bleiben kann wie in Europa, kommen in erster Linie größere Truckstops an den Highways in Betracht, auf denen es allerdings schon mal recht ungemütlich sein kann, wenn mitten in der Nacht ein Trucker ankommt oder losfährt. Zufällig waren wir vor unserer Reise bei der Suche nach Alternativen auf eine Website gestoßen, die alle "zulässigen" Parkplätze von Walmart-Supercentern aufführt. Da uns die erste Unterwegs-Übernachtung auf einem solchen Platz gefallen hat, haben wir also diese kostengünstige Variante für unsere detaillierte Routenplanung nach Möglichkeit berücksichtigt und die Hälfte unserer Nächte in einer stillen Ecke eines solchen riesigen Parkplatzes zugebracht. In der Regel waren wir in Gesellschaft anderer Wohnmobilisten, die gegen Saisonende überwiegend auf dem Weg nach Hause waren.
Private Campingplätze haben wir nach Möglichkeit gemieden. Die sind zwar mit allen Ver- und Entsorgungsleitungen ausgestattet, so dass man sich nicht von der Stelle rühren muss, aber dort stehen die Wohnmobile in der Regel so eng beieinander, wie die Ölsardinen in der Büchse liegen. In New Orleans und Key West war da unvermeidlich, aber billiger und besser war es auf staatlichen Campingplätzen, die man in Nationalparks, State Parks, State Forests und auch in kommunalen Reservaten findet - hier waren wir mit $10 bis $40 pro Nacht dabei. Am schönsten waren die kleineren Camps, die außer einem Wasserhahn und einem Plumpsklo nichts hatten.
Bei unseren Reisevorbereitungen wurden wir zwar schon stutzig, dass einige scheinbar begehrte Campingplätze im Süden Floridas schon im Dezember für März/April ausgebucht waren. Das wir das dann wirklich so erlebt haben, hat uns aber doch überrascht. Es hatte tatsächlich den Anschein, dass alle amerikanischen Rentner den Winter über in Florida sind. Auch noch Anfang April.

4. Der Gesamteindruck
Bisher kannten wir nur den Westen der USA. So spektakulär wie in Kalifornien, Nevada, Arizona und Utah ist die Landschaft im Osten nicht. Auf unserem Weg von Chicago über St. Louis und Nashville nach New Orleans sind wir durch eher europäisch anmutende Landsschaften gefahren, die teils von Landwirtschaft, teils von Industrie geprägt sind. Auf diesem Weg interessierten uns in erster Linie die Städte, aber weil wir auf der Flucht in die Wärme waren, haben wir uns denen auch nur marginal widmen können. Chicago und New Orleans sind auf jeden Fall eine eigene Reise Wert und für St. Louis müsste man sich schon mindestens zwei Tage Zeit nehmen. Florida hingegen ist anders. Es kennen zu lernen, hatten wir sechs Wochen Zeit. Da sind zum einen die traumhaften, weißen Sandstrände, die in den Hauptferienorten stark frequentiert, woanders aber menschenleer sind. Da sind die imposanten artesischen Quellen im zentralen Teil Floridas nördlich von Orlando mit ihren enormen zu Tage geförderten Wassermengen und die riesigen Feuchtgebiete südlich davon, die von allem möglichen Getier bevölkert sind. Und da sind die entspannten, freundlichen Menschen und das freundliche Klima, das sich wohltuend auf den Touristen überträgt.
Der Individualtourist hat es in Florida leicht. Er muss nicht hungern und nicht frieren. Ein Supermarkt und ein Fast Food Restaurant löst das andere ab. Wer keine zu hohen Ansprüche an das gewohnte deutsche Brot und knusprige Brötchen stellt, kann sich bestens selbst versorgen. Und zuweilen gibt es auch einen ALDI mit Keks und feinster Konfitüre aus Deutschland, knackigem Baguette und gutem Brot. Die Preise in den Supermärkten kamen uns zwar etwas höher vor, als wir ursprünglich angenommen hatten. Aber erst zurück in der Heimat, ist uns bewusst geworden, wie preiswert und günstig wir doch in Deutschland leben.
Die Flüge in die USA und zurück schlugen zwar auch nochmal mit insgesamt 1.250 € zu Buche, aber insgesamt haben wir am Ende Reisekosten zusammen gerechnet, für die wir mit einem Reiseunternehmen, integriert in eine Gruppe, nicht mal die Hälfte der Zeit unterwegs gewesen wären.

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