Ionische Inseln 2014
Wir wollen mal etwas an Griechenlands Küste herum segeln
Vorgeschichte
Als wir vor einiger Zeit mal mit dem Fahrrad bei Peter vorbei fuhren, fragte er uns beiläufig, ob wir mal Lust hätten, mit ihm segeln zu gehen. Hatten wir.
Das Ganze entwickelte sich im Laufe des Jahres. Von "gehen" war dann allerdings keine Rede mehr. Erstmal müssen wir fliegen. Nach Korfu. Dort hat Peter eine Segelyacht gechartert, auf der mindestens sieben Leute Platz haben. Außer uns hat Peter noch Helmut, Gerlinde, Gert und Evelin begeistert.

Korfu
Erstmal zwei Tage Korfu, denn da waren wir noch nicht. Wir haben für den 28.8. am Korfu-Airport einen Mietwagen geordert und uns gemeinsam mit Evi und Gert für zwei Nächte in eines der Jasmine Appartements im Norden der Insel eingemietet.

Die Insel Korfu ist vielleicht nicht ganz so schroff, wie die Inseln in der Ägäis, aber die Fahrt vom Flughafen über die Berge zum Badeort Sidari hat es durchaus in sich. So richtig griechisch kommt uns Korfu gar nicht vor - aufgrund seiner Geschichte hat die Insel viel von den Venezianern und den Briten geerbt. Aber die Beschilderung und vieles andere ist eindeutig griechisch. Gut, dass wir zwei Straßenkarten dabei haben. Und dass unsere kleines Auto eine Klimaanlage hat.

Am zweiten Tag machen wir eine gemütliche Runde durch den Norden Korfus. Die Landschaft ist phänomenal, steile Felsen und gemütliche Badebuchten wechseln sich ab. Touristenorte wie Sidari und Archaravi im Norden und Paleokstritsa im Westen sind voller Leute, aber es gäbe schon noch viele ruhige Örtchen zum Ausspannen und Abhängen - wenn wir denn dazu hergekommen wären.
Am Folgetag haben wir noch viel Zeit für die Fahrt entlang der Nordostküste Korfus, die sich hier bis auf wenige Kilometer der albanischen Festlandsküste nähert. Den frühen Nachmittag verbringen wir beim beliebten, hoch gelegenen Ausflugsziel Kanoni am Südende der Inselhauptstadt Kerkira und schauen von dort den Landeanflügen der vielen Ferienflieger zu - im Sommerhalbjahr kommen auf der nebenan liegenden Landebahn weit über eine Million Touristen an.

Für die Altstadt werden wir uns später am Abreisetag Zeit nehmen, heute brauchen wir das Mietauto noch für umfangreiche Einkäufe - schließlich müssen wir Vorräte für die nächsten Tage bunkern. Der Rest unserer Crew trifft am Nachmittag ein - noch viel zu zeitig, denn das gecharterte Schiff steht uns erst am späten Abend zur Verfügung.

Paxos
Unser Boot ist eine "Elan Impression 444" - knapp 14 Meter lang, 4 Meter breit, 10 Tonnen schwer, Baujahr 2012. Nachdem wir uns eingerichtet haben und kleinere Mängel haben beseitigen lassen, startet Peter, unser Skipper, den 75 PS Motor und wir fahren aus der Marina Gouvia heraus. Da der Wind erst regelmäßig am frühen Nachmittag auffrischt, tuckern wir zunächst gemütlich mit 6 Knoten an Korfus Ostküste südwärts. Für uns zwei als blutige Laien ist das erste Segelmannöver schon mal recht spannend, während Helmut und Gert als erfahrene Segler unserem Skipper mit Perfektion zur Seite stehen. Der Reihe nach darf jeder schon mal steuern. Nach rund 30 sm (das sind immerhin rund 55 km) erreichen wir den Stadthafen von Gaios auf der kleinen Insel Paxos. Als erstes gibt es nach vollzogenem Anlegemannöver einen "Anleger" - das ist nach der Tradition der früheren Crews, mit denen Peter gesegelt ist, ein Campari Orange - die Grundlage dafür hatten wir alle schon zu Hause bzw. bei Heinemann am Flughafen Berlin-Schönefeld besorgt. Gaios ist ein nettes Fischerstädtchen, das sich auf die Segler und Tagestouristen vom Festland eingestellt hat. Die Taverne, die unserem Liegeplatz gegenüber liegt, versorgt uns bis nach Mitternacht mit lauter Musik.

Der Montag beschert uns zwar prächtiges Wetter, aber da für den Nachmittag und Abend Sturm und Regen angesagt sind, bleiben wir und bringen die "Stella" - so heißt unser Schiff nämlich - in eine etwas geschütztere und ruhigere Position des Hafens. Es gibt Stromanschlüsse von Land, so dass wir den Kühlschrank, der nur über Bordstrom betrieben wird, zugunsten unserer Vorräte eingeschaltet lassen können. Den Tag vertrallern wir mit einem Bummel durch das Städtchen, Einkaufen und Baden. Blitz, Donner und Regen kommen erst über Nacht.

Am Dienstagmorgen scheint wieder die Sonne, aber der Wind ist recht heftig und würde uns bei unserer Weiterfahrt nach Süden frontal mit Stärken um fünf entgegen blasen - das will uns Peter, der sehr besorgt um uns "Landratten" ist, nicht gleich zumuten. Vielmehr wandern wir gemeinsam nach Mongonissi - das ist eine vier Kilometer entfernte nette Badebucht im Südosten von Paxos. Nach Klettereien über die zerklüfteten Felsen der Bucht kommen wir gar nicht mehr zum Baden, weil ein Gewitter aufzieht, das sich zu einem regelrechten Unwetter aufschwingt. Zum Glück gibt es ein Restaurant mit gutem Bier. In einer Regenpause traben wir zurück nach Gaios zu unserem Boot, das wir gerade noch trockenen Fußes erreichen.

Am nächsten Tag ist es wieder schön. Der Wind bläst noch kräftig aus Süd, so dass wir nur einen kleinen Liegeplatzwechsel in die Bucht von Mongonissi vornehmen, in der wir am Vorabend beinahe vom Regen zugeschüttet wurden. Ein Liegeplatz ist für uns noch frei und das Badewasser in der Bucht ist sehr angenehm - es mag so zwischen 25 und 28 Grad warm sein. Am Abend speisen wir dankbar im gleichen Restaurant, das uns am Vortag so guten Schutz geboten hat.

Meganisi
Nachts hat es nochmal geregnet - eigentlich schon etwas ungewöhnlich für die Jahreszeit und Gegend. Aber als wir frühzeitig und noch ungefrühstückt aus der Bucht von Mongonissi herausfahren, ist alles wieder klar und schön. Wir wollen zur Öffnungszeit der Pontonbrücke von Lefkada um 13 Uhr die Insel Lefkas erreicht haben, um an ihrer Ostküste entlang weiter bis zur Insel Meganisi zu kommen. Frühstück gibt es unterwegs auf der über fünfstündigen Fahrt bis Lefkada (der Unterscheidung wegen nennen wir hier die Inselhauptstadt so, wie andere die ganze Insel) - die rund 30 Seemeilen sind ohne günstigen Wind nur mit Motorkraft zu schaffen. Wir sind pünktlich bei der Ponton-Drehbrücke, die nur für ein paar Minuten geöffnet ist und danach wieder dem regen Straßenverkehr zwischen der Insel Lefkas und dem Festland zur Verfügung steht. Nun haben wir alle Zeit der Welt für die restlichen 15 sm, tanken im Hafen von Lefkada Wasser und füllen im nächsten Supermarkt unsere Vorräte auf.
Nach der Fahrt durch die Enge zwischen Insel und Festland können wir endlich Segel setzen und in aller Ruhe weiter nach Süden kreuzen, vorbei an kleineren Inseln wie der Onassis-Insel Skorpios bis hinüber zur Enge zwischen Festland und der Insel Kalamos. Schließlich steuern wir am Nachmittag die geschütze Atheni-Bucht der Insel Meganisi an, werfen den Buganker und rundern an Land, um dort zwei Landleinen festzumachen. Das klare, warme Wasser lockt natürlich zum Baden, aber vorher gibt´s den nun schon üblichen "Anleger".

Der Freitagvormittag taugt nur zum Baden und Relaxen. Wind zum Segeln gibt es erst wieder am Nachmittag. Den nutzen wir zu einer ausgiebigen Kreuzfahrt zwischen Meganisi und der gegenüber liegenden Insel Kalamos. Dabei absolvieren wir unter Anleitung unseres Skippers diverse wichtige Mannöver, die die Crew beherrschen muss. Für das "Mann über Bord"-mannöver muss allerdings keiner von uns über Bord springen - zwei zusammen gebundene Fender tun es auch. Gegen Abend gibt es schließlich nochmal das Anlegemannöver mit zwei Landleinen in der gleichen netten Bucht von Meganisi.

Ithaka
Samstag - heutiges Ziel ist die Insel des Odysseus. Zumindest, wenn man den Geschichten von Homer glauben darf, stammt er von dort. Erst einmal brauchen wir allerdings wieder Wind - wie weiland auch die kühnen Argonauten. Da der sich aber auch erst wieder am Mittag zu akzeptabler stärke aufschwingen wird, gibt es für uns das übliche Vormittagsprogramm - lange frühstücken, baden und uns des Lebens freuen.
Bis in die offene See müssen wir von Meganisi aus schon noch mit Motorkraft fahren, aber dann bläst uns der Wind auf einen herrlichen Segeltörn bis in die lange, geschützete Bucht von Vathi, dem Hauptort der vergleichsweise kleinen Insel Ithaka. Wo einst Odysseus die vielen Freier seiner Penelope in die Flucht geschlagen haben soll, ist ungewiss - deshalb hat jeder infrage kommende Ort seine Odysseus-Skulptur.

Kalamos
Natürlich sind die Geschäfte auf Ithaka auch sonntags geöffnet. Also für unsere Frauen nochmal eine gute Gelegenheit für eine Shoppingtour. Am frühen Nachmittag legen wir schließlich ab, denn wir haben guten Wind, der uns querab zur Insel Kalamos dicht unterm griechischen Festland treibt. Das Focksegel reicht dazu vollkommen, unser Schiff macht gute Fahrt, die Wellen sind gut einen Meter hoch.
An der Hafeneinfahrt empfängt uns schon George (sicher heißt er aber Georgios), der geschäftstüchtige Besitzer der gleichnamigen Taverne, in seinem wendigen Motorboot und dirigiert uns zu einem freien Liegeplatz in dem recht vollen, geschützten Hafenbecken. Mit den uns nachfolgenden Booten macht er es ebenso - für uns ein recht amüsantes "Hafenkino", weil nicht alles auf Anhieb klappt. Wir wünschen ihm jedenfalls, dass seine Taverne ob seiner Mühe am Abend voll sein möge.

Sivota (Lefkas)
Für den nächsten Tag haben wir uns zunächst die schmale nördliche Passage zwischen der Insel Kalamos und dem Festland vorgenommen, anschließend die Weiterfahrt entlang der Nord- und Westküste der Insel Meganisi und durch die Enge zwischen Meganisi und Lefkas. Langsam verfestigt sich unser Bild über das wunderbare Segelrevier zwischen den einzelnen ionischen Inseln.
Sivota ist ein hübscher Hafen in einer geschützten Bucht im Südwesten der großen Insel Lefkas. Wir legen gleich bei der ersten Pier für die Segelyachten an, nur wenige Schritte von der nächsten Taverne. Wie allgemein üblich, bietet auch diese Taverne einen kostenlosen Wi-Fi-Anschluss - den nötige WLAN-Schlüssel gibt´s gratis zum Bier. Für den ganzen Abend sind wir ausreichend mit Internet für den Blick in die große weite Welt versorgt, vor allem natürlich für den Wetterbericht für die nächsten Tage.

Kioni - Meganisi
Am Dienstagvormittag ist es noch ziemlich still, aber als wir gegen Mittag von der Insel Lafkas ablegen, können wir recht schnell Segel setzen. Eigentlich haben wir nur vor, nochmal in der netten Bucht der Insel Meganisi anzulegen, in der wir schon zwei Nächt lagen. Aber da wir den ganzen Vormittag vor uns haben, kreuzen wir erst einmal bei kräftigem Südwind nach Süden - vorbei an der kleinen Insel Arkoudi noch einmal in Richtung Ithaka. Der Wind verschafft uns eine richtig gute Fahrt von bis zu acht Knoten und verschafft dem schweren Schiff eine spürbare Schräglage bis zu 18 Grad, so dass wir vorsichtshalber die Sicherungsgurte anlegen.
Das kleine Städtchen Kioni auf Ithaka erreichen wir am Nachmittag, fahren eine Runde durch den kleinen, recht vollen Hafen und stellen das Schiff außerhalb davon bei niedriger Motordrehzahl so in den Wind, dass es nahezu auf der Stelle stehen bleibt und wir vor der schönen Hafenkulisse in Ruhe unseren Nachmittagskaffee genießen können - zum Ankern wäre es hier viel zu tief.
Dann kommt der zweite Teil unserer Tagesstrecke quer in Richtung Atokos, Kastos und Kalamos und schließlich von dort in nordwestlicher Richtung in die vertraute Bucht von Meganisi als günstigem Ausgangspunkt für die lange Fahrt am nächsten Tag bis Parga.

Parga
Parga liegt auf dem griechischen Festland, gegenüber von Paxos. Wir wollen kein Risiko eingehen und die lange Tour lieber bei günstiger Witterung fahren - zu schnell könnte das Wetter auch mal umschlagen. Das Nadelöhr ist wieder die Pontondrehbrücke von Lefkada am nördlichen Ende von Lefkas. Die öffnet um acht. Also stehen wir Männer früh um fünf auf, holen die Landleinen ein und tuckern los. Frühstück gibt es erst nach acht, als wir die Durchfahrt von Lefkada hinter uns haben. Dann können wir endlich Segel setzen und lassen uns an Paxos vorbei zum Urlaubsort Parga treiben.
Parga wird dominiert von einer alten venezianischen Festung aus dem Jahr 1570, die auf einem hohen Felsen liegt und die Stadt in zwei Hälften teilt. Der Ort ist bei Touristen aus Serbien, Bulgarien und Mazedonien schon längst kein Geheimtip mehr und so herrscht selbst zu Saisonende noch ein buntes Strandleben. Der Seglerhafen Valtos liegt am westlichen Ende von Parga und wir haben zunächst einen Strandspaziergang und dann einen ungewohnten Aufstieg vor uns, um die Altstadt von Parga und die alte Festung zu erreichen. Sicherheitshalber haben wir telefonisch die besten Plätze mit bester Aussicht im Restaurant "Kastro 1380" (demnach gab es auf dem Felsen wohl noch eine ältere Burganlage) bestellt.

Syvota (Epirus)
Gegenüber der Südspitze von Korfu, nur ein paar Meilen von Parga entfernt, liegen um den Hafen von Syvota (früher Mourtos) herum drei Inseln mit schönen Buchten zum Ankern, während der eigentliche Hafen von Syvota unter Seglern keinen so guten Ruf hat. Nach dem Ablegen von Parga dümpeln wir bei leichtem Südwind zu besagten Inseln, finden aber lange nicht das, was wir als günstigen, noch freien Ankerplatz suchen. Die Durchfahrten zwischen den Inseln sind uns zu flach, so dass wir eine Insel nach der anderen umrunden und letztlich in einer geschützten, nach Norden offenen Bucht ankern und unser Boot mit zwei Landleinen am Ufer festmachen. Das war nicht die beste Entscheidung, weil urplötzlich von Norden ein heftiges Gewitter aufzieht, der Wind auf Nord dreht und Sturmstärke erreicht. Unser Anker an langer Ankerkette und unsere Landleinen halten, nicht aber der Anker einer etwa 20 Meter neben uns liegenden Segelyacht, die mit ihrem eisenbewehrten Bug langsam auf die Seite unsers Bootes zudriftet. Eine dramatische Situation können wir mit vereinten Kräften glücklicherweise abwehren, aber völlig durchnässt und frierend brauchen wir erstmal eine warme Dusche, nachdem der Sturm langsam nachgelassen hat. Nachts ist es wieder windstill und die Sterne blinken vom Himmel - als wäre nie etwas anders gewesen.

Gouvia
Der Freitagshimmel sieht wieder etwas bedrohlich aus, Blitz und Donner toben sich aber über Korfu aus und ein neues Unwetter bleibt uns erspart. Wir fahren also zügig hinüber nach Korfu und unter Land weiter, an der Inselhauptstadt Kerkira mit der uns inzwischen vertrauten Kulisse vorbei zur Marina von Gouvia, lassen den Dieseltank auffüllen (wir haben 150 Liter verbraucht) und machen das Boot am gleichen Platz fest, wo wir vor 12 Tagen losgefahren sind. Die Abnahme durch den Vercharterer verläuft wie erwartet ohne Beanstandungen.

Unser Flieger zurück nach Hause fliegt erst am späten Samstagabend, so dass wir uns noch viel Zeit nehmen können für einen interessanten Spaziergang durch die Altstadt von Kerkira. Am Sonntagmorgen um vier sind wir zufrieden und glücklich wieder zu Hause.

Resümee
Der Segeltörn durch die Ionische Inselwelt war eine absolut tolle Reise, zumal wir so etwas, abgesehen von einer "Blauen Reise" auf einer mehrfach größeren Gullet vor vielen Jahren in der Türkei, vorher noch nicht erlebt haben. Alles war neu für uns, alles war gemütlich ohne Stress, wir waren eine tolle Crew. Natürlich war ein wesentlicher Vorteil, dass wir uns alle kannten und nicht erst lange an uns herumschnuppern mussten. Der Weg war das Ziel. Wir waren rund 320 Seemeilen unterwegs - das sind immerhin etwa 600 km.

Wer jetzt neugierig geworden ist und mehr Infos braucht:
- Royal Eagle Yachtcharter
- Skiperguide.de - nördliche Ionische Inseln

Für alle, die es noch nicht bemerkt haben: hinter den kleinen Bildchen verstecken sich eine Menge größere - einfach anklicken!