Thailand 2013
Unser Reisetagebuch
Bangkok

09.03.13 Wir haben uns die thailändische Hauptstadt für das Ende unserer Reise aufgehoben. Quasi als Schockprogramm vom Anhängen am Palmenstrand zur quirligen südostasiatischen Metropole, um vielleicht auf diese Weise Vorfreude auf den europäischen Alltag aufzubauen.
Um von Koh Mook nach Bangkok zu kommen, brauchen wir mindestens sieben Stunden - drei Stunden mit Fähre und Minibus zum Trang Airport, drei Stunden Warten am Airport, eine Stunde Flug.
Wir kommen erst in der Dunkelheit am alten Bangkoker Airport Don Mueang an. Die Taxifahrt durch das abendliche Verkehrsgewühl ist selbst schon ein Stückchen Kontrastprogramm. Wir sind beeindruckt - der Taxifahrer findet sogar ohne Navi unser in einer Seitenstraße der Sukhumvit Road etwas abgelegenes kleines, aber feines Hotel, das Palms@Sukhumvit.


10.03.13 Es sind eher Erinnerungen an scheinbares Chaos, Baudreck und dazwischen lebende arme Menschen, die wir seit unserem ersten Kurzaufenthalt im Jahr 1996 an Bangkok mit uns herum tragen. Damals war der Umbau des bereits mehr oder weniger zusammen gebrochenen Verkehrswesens der Stadt gerade im Gange. Als erstes wollen wir verständlicherweise wissen, was daraus geworden ist. Unser erster voller Tag soll also den unterschiedlichen Verkehrsmitteln und der Orientierung überhaupt gehören. Nichts ist schlimmer, wenn man nie so recht weiß, wo man ist.
Zuerst lassen wir uns also mit dem kostenlosen Hotelshuttle über verschlungene Sträßchen zur Sukhumvit Road bringen. Das ist eine der wichtigsten Bangkoker Straßen, die die Stadt vom Zentrum nach Südwesten durchzieht, über weite Strecken in 10 bis 20 Metern Höhe mit der Hochbahn BTS überbaut. Eine Station weiter, wo schon eines der großen Shoppingzentren auf sonntägliche Käuferscharen wartet, steigen wir um in die MRT, die schicke neue Metro, die uns tief unter der Stadt zum Bahnhof Lumphong bringt. Dort warten schon eine Menge Tuk-Tuks (das sind die dreirädrigen, knatternden Motorradtaxis) auf unbedarfte Farangs. Der Fahrpreis bis zum Chayo Phraya, dem breiten Fluss, der Bangkok als unverzichtbare Lebensader durchzieht, ist so gering, dass wir vorgewarnt sind und uns geschickt um die erwartete überteuerte Bootsfahrt herum mogeln. Vielmehr gehen wir fix einen kleinen Umweg zur nächsten Pier, wo die Expressboote anlegen, mit denen die Thais fahren. Für lächerliche 15 Baht pro Person (knapp 40 Eurocent) lassen wir uns eine Stunde lang über fast 30 Anlegestationen den Fluss hinauf schippern, dann nochmal eine Stunde lang zum gleichen Preis zurück, so dass wir schon mal eine gute Orientierungsgrundlage haben. Das Gewusel von unterschiedlichsten Ausflugsschiffen, Wassertaxis und Linienbooten auf dem Fluss ist nahezu unüberschaubar, aber mächtig beeindruckend.
Von der Taksin Bridge am südlichen Ende der eigentlichen City fahren wir mit der Hochbahn für ein paar Baht zum Siam Square, wo wir in die erfrischende Kühle des Paragon, des modernsten der riesigen Bangkoker Einkaufszentren, eintauchen. Dann erstmal draußen wieder aufwärmen und bald darauf im Central World, der nächsten großen Shopping Mall, wieder abkühlen. Am Grand Hyatt schauen wir noch dem Treiben um den Erawan Shrine zu, dem bekanntesten aller Geisterhäuschen, ehe wir fußlahm an "unserer" BTS-Station Phrom Phong in einem Straßenrestaurant etwas essen und uns dann vom Hotel-Shuttle abholen lassen.
Pflastermüde sinken wir bald darauf ins Bett.






11.03.13 Der heutige zweite Tag unseres Bangkok-Aufenthaltes soll einigen der Sehenswürdigkeiten gewidmet sein, aber nicht ohne gewisse abenteuerliche Komponente. Im Gegensatz zu früheren Jahren sind eine Reihe von Klongs nicht mehr befahrbar. Klongs werden die Vielzahl von Kanälen und ehemaligen Bächen genannt, die zum großen Fluss Chao Phraya entwässern und nahezu einzige Transporadern waren, bevor es gepflasterte Straßen gab. Einer der großen Klongs, auf dem noch Boote im Linenverkehr fahren und die Thais ins Zentrum bringen, ist der Saen Saep Canal, der gar nicht weit von unserem Hotel entfernt für uns die kürzeste Verbindung in die Altstadt darstellen würde. Dort lassen wir uns vom Tuk Tuk des Hotels ausladen, ein Langboot kommt gerade angeknattert, wir springen hinein und los geht das Abenteuer. Gegenüber den Schiffen auf dem Chao Phraya ist dies noch eine Nummer schärfer. Als alle aussteigen, steigen wir mit aus und steigen in ein nächstes, noch schmaleres Boot - der Klong wird also noch enger. Nochmal 18 Baht und weiter geht´s bis zum Golden Mountain mitten in der Altstadt. Ehe wir so richtig begreifen, wo wir sind, redet schon einer der überall präsenten Bauernfänger auf uns ein und überzeugt uns zu einer Tuk Tuk Fahrt (10 Baht pro Person!) zu einer Menge von Sehenswürdigkeiten. Der Königspalast, zu dem wir in der Hauptsache wollen, hätte heute erst ab 14 Uhr geöffnet. Die Masche kennen wir eigentlich von unserem ersten Besuch vor 16 Jahren, aber wir haben ja Zeit und lassen uns darauf ein. Wir werden also von einem Wat und einem Buddha zum anderen gefahren, aber natürlich auch zu drei "Sponsoren" - zwei Juwelieren und einem Schneider, die ihrerseits die Tuk Tuks finanzieren helfen. Mit uns ist natürlich kein Geschäft zu machen und lachend fahren wir weiter, bis wir am frühen Nachmittag wieder am Golden Mount ausgeladen werden. Erst jetzt erkennen wir, dass wir diesen Hügel mit dem goldenen Cedi oben drauf schon damals bei unserem ersten Kurzbesuch Bangkoks bestiegen hatten - eine schweißtreibende Wiedersehensfreude. Auch das Wat Benchamabophit, den Marble Templom, haben wir bei der Kreuz- und Querfahrt mit dem Tuk Tuk durch die alten Stdtteile Thewet und Dusit wieder erkannt.
Beim anschließenden Gang zum Wat Phra Kaeo und zum alten Königspalast erkennen wir natürlich den Schwindel der angeblichen heutigen späten Öffnungszeit, denn wir kommen dort gegen halb drei genau eine Stunde vor Toresschluss an. Aber wir sind so hitzegestresst, dass wir den Besuch lieber auf morgen verschieben. Wir wollen nur noch irgendwo in Ruhe und angenehmer Umgebung sitzen.
Natürlich haben wir dafür ein Ziel: eines der spektakulären Dachrestaurants. Nach kurzer Expressbootfahrt bis zur Taksin Bridge wollen wir es zuerst beim Lebua@State Tower versuchen. Im 63. Stockwerk des Hotels angekommen, müssen wir uns sagen lassen, dass wir für die Sky Bar noch eine knappe Stunde zu zeitig da wären - nicht weiter schlimm, denn die Aussicht können wir schon mal kostenlos genießen. Die höhere Präferenz hatte für uns sowieso das "Vertigo", das offene Restaurant im 61. Stockwerk des Banyan Tree Hotels in der Nähe des Lumphini Parks. Als wir nach kurzer Tuk Tuk Fahrt und schnellem Aufzug hoch bis unters Dach des Hotels das tatsächlich schwindelerregende "Vertigo" erreichen, kommen wir gerade recht, noch einen der begehrten Plätze an der Bar unter freiem Himmel zu ergattern. Der Sonnenuntergang und der luftige Abend überhaupt werden für uns unvergesslich bleiben.








12.03.13 Wir haben noch nicht die jüngste der Bangkoker Bahnen probiert, mit der täglich von Osten her viele Menschen in die Stadt und abends aus der Stadt heraus fahren. Die City Line braucht für die rund 30 km aus der Innenstadt zum neuen Flughafen Suvarnambhumi nur eine halbe Stunde und wir überlegen, ob wir anstelle eines Taxis nicht lieber diesen Zug nehmen sollten. Wir lassen uns also diesmal vom Hotel Tuk Tuk zur Station Makkasan fahren - allein hätten wir den Weg nie gefunden. Von dort fahren wir das kurze Stück in die Stadt hinein und mit der Hochbahn BTS gleich weiter bis zur Taksin Bridge über den breiten Chao Phraya. Wir wollen heute das letzte Pflichtprogramm des Bangkok-Besuchers abarbeiten, den alten Königspalast und den Reclininig Buddha besuchen. Abarbeiten ist der richtige Ausdruck, denn bei 37 Grad ist das gar nicht so heiter. Aber wir bewältigen die Aufgabe und nehmen selbst die inzwischen drastisch erhöhten Eintrittspreise in Kauf. Schließlich wandern wir noch durch das alte Chinesenviertel, ehe wir uns vom Bahnhof Hua Lampong mit der Metro in die Nähe unseres Hotels bringen lassen, für den Rest chartern wir ein Tuk Tuk.





13.03.13 Vor zwei Monaten sind wir in der norddeutschen Kälte nach Thailand aufgebrochen, nun erwarten uns zu Hause immer noch bzw. schon wieder Schnee und Minusgrade. das wird ein Temparaturgefälle von über 40 Grad werden!
Aber nach zwei Monaten Abenteuer in Thailand ist es nun auch genug. Wir freuen uns auf Vollkornbrot und auf unser eigenes Bett. Zunächst aber müssen wir zum Bangkoker Flughafen Suvarnambhumi. Da wir mit unserem inzwischen recht vertrauten Hotel Tuk Tuk Fahrer die Anfahrt zum Bahnhof Makkasan der City Line gestern schon geübt haben, kann eigentlich nichts passieren. Denken wir. "Unser" Fahrer hat frei, der Ersatzfahrer versichert, dass er den Weg auch kennt. Zunächst rammt er bei der Abfahrt erstmal kräftig einen hinter ihm stehenden Pkw, dessen Handbremse glücklicherweise nicht angezogen ist und er deshalb ohne erheblichen Schaden einen 4-Meter-Satz rückwärts macht. Dadurch wird unsere Zeitreserve schon mal etwas reduziert. In wilder Fahrt (wir können uns nicht vorstellen, dass der Bursche überhaupt einen Führerschein hat) gelangen wir schließlich zum Bahnhof - allerdings nicht auf die richtige Seite, so dass wir unser Gepäck erst noch über eine Absperrung und das dahinter liegende Bahngleis hieven müssen.
Nach diesem letzten Abenteuer läuft allerdings alles glatt - 10 Stunden Flug nach Istanbul, zwei Stunden Pause und Beinevertreten, nochmal knapp drei Stunden Flug nach Berlin-Tegel, wo uns unsere netten Nachbarn schon freudig erwarten und uns warme Jacken mitgebracht haben. Nach nochmal zwei Stunden Fahrt durch verschneite Winterlandschaft sind wir gegen Mitternacht zu Hause und fallen zufrieden in unsere Betten.

« Übersicht    

© Horst Uhlemann