Australien 2010
Reisetagebuch / Teil 9

Brisbane - Sydney

Die Weiterfahrt nach New South Wales führt uns vom subtropischen Queensland in den gemäßigteren, dichter besiedelten Südosten Australiens und seine Metropole Sydney. Wir werden uns als Kontrastprogramm kurz die Touristenhochburgen der Goldcoast ansehen, dann aber sicher bald wieder ruhigere Gefilde aufsuchen. An Sydney werden uns vor allem die vielen Veränderungen interessieren, die es dort seit unserem Besuch vor 14 Jahren gibt.

4.12. Vorwärts Kameraden - wir müssen zurück! Wenn wir dem Dauerregen entgehen wollen, der in der Nacht einsetzte, müssen wir zurück nach Norden. Der australische Südosten ist dicht in Wolken verpackt. Wir versuchen also, der Sonne entgegen zu düsen und halten das erste Mal nach 150 km in Noosa am nördlichen Ende der Sunshine Coast, wo wir vor vier Tagen schon mal waren. Keine Spur von Sunshine, aber es hört zumindest schon mal für zwei Stunden auf zu regnen. So richtigen Spaß macht das zwar nicht, aber heute ist ohnehin mal wieder die große Wäsche dran und wir vetreiben uns die restliche Zeit auf dem Noosa Caravan Park. Zum Glück und Zeitvertreib haben wir ja den Mazipanstollen vom ALDI, noch zwei ungelesene Zeitschriften und einen Computer.
5.12. Devise des Tages: Go West! Nach dem Regen der Nacht ist der Caravanpark von Noosa noch etwas mehr aufgeweicht. Mit frischer, trockener Wäsche machen wir uns auf den Weg. Aus dem Regengebiet werden wir heute nicht herauskommen, dazu ist es zu mächtig. Der Weg ist also das Ziel. Go West! In Gympie, wo wir am vergangenen Adventsonntag schon mal waren, finden wir diesmal die gerühmte Mary Street mit ihren schönen kleinen Geschäften. Vorweihnachtsstimmung die ganze Straße entlang. Dann nehmen wir uns zwei nette Scenic Drives vor, also Routen durch interessante Landschaft. Eine durch das Mary Valley, die andere ab Gympie direkt nach Westen. Am Glastonbury Creek im Brooyar State Forest, einem interessanten Wandergebiet mit steilen Felsencliffs, wären wir bei vernünftigem Wetter gern geblieben. Aber gerade da versucht ein kräftiges Gewitter, uns zuzuschütten. Kein Bleiben. Wir fahren schließlich noch ein Stück durch eine Bilderbuch-Mittelgebirgslandschaft und bleiben für die Nacht auf einem Rastplatz vor Kilkivan.
6.12. Der Nikolaus hat uns nichts in die Schuhe geschoben, weil wir sie nicht hinaus gestellt haben. Aber er beschert uns trockenes Wetter. Es grummelt und gewittert zwar um uns herum, aber die Scheibenwischer haben heute Pause, während wir in die Bunya Mountains fahren. Dieser Höhenzug, der sich aus der Ebene erhebt, ist einer der ältesten Nationalparks Australiens. Er beeindruckt uns durch seinen dichten Bergregenwald, die seltenen Bunya Pinien, seine steile kurvenreiche Anfahrt bis über 1.000 m Höhe und seine gepflegten Picknickplätze. Zu einer längeren Wanderung können wir uns allerdings wegen der dunklen Gewitterwolken nicht entschließen, sondern kehren bald um, ehe die sich dem Regenwald widmen. Wir fahren am Nachmittag lieber hinunter ins Tal in den Koehler Park, einen der schönsten kostenlosen Rastplätze, die wir bisher gefunden haben.
7.12. Einen Internetanschluss hatte unser schöner Rastplatz nicht auch noch, so dass wir in Dalby erstmal den aktuellen Wetterbericht abfragen und nach Post schauen. Mittlerweile gibt es keinen Ausweg mehr für uns, das Regengebiet überdeckt den gesamten Südosten. Da müssen wir eben durch. Auf dem Weg nach Toowoomba, der durch ackerbaulich intensiv genutztes Gebiet führt, sehen wir viele unter Wasser stehende Äcker. Hierhin hatten sich also die gestrigen finsteren Wolken entladen. Für uns vertraut sind die Felder mit Sonnenblumen, Mais und Getreide, ungewöhnlich ist der Anblick aller Stadien von frischer Saat bis hin zu gerade abgeernteten Flächen. Sunshine State eben, wenn auch nicht aktuell bei unserer Reise. Toowoomba liegt mit einer Höhe um 600 m mitten auf der Great Dividing Range, mit 90.000 Einwohnern kurz unterhalb der Grenze zur Großstadt, weist noch allerhand Architektur aus der Gründerzeit auf und hat einen schönen Picnic Point Park, von dem man bei schönem Wetter über 100 km bis Brisbane schauen könnte. Es ist auch ausgewiesen, dass Berlin 15.674 km entfernt ist. Aber soweit könnten wir bestimmt auch bei allerbestem Wetter nicht gucken. Wir fahren durch den nächsten Regenschauer auf der A2 über Minden nach Marburg und richten uns dort auf dem Gelände eines Reitervereins für die Nacht ein.
8.12. Das Wetter ist ideal für Queenslands Hauptstadt, die bei unserem Besuch vor fünf Tagen etwas kurz gekommen ist. Diesmal parken wir nicht für viel Geld in der City, sondern kostenlos in einem Vorort und fahren mit der Bahn für wenig Geld die vier Stationen mitten nach Brisbane hinein. Wieder singt ein Chor Weihnachtslieder und die prächtigen künstlichen Weihnachtsbäume in den Shopping Centres bemühen sich wieder vergebens, uns in Kauflaune zu versetzen. Vielmehr haben wir uns die Art Gallery vorgenommen, die uns allein schon durch ihre Architektur fasziniert. Beeindruckend aber durchaus auch die Kollektion von Gemälden australischer Künstler und die Auswahl europäischer Kunstwerke. Nachdem wir uns von den City Cats - das sind flinke Katamarane im Lininienverkehr - auf dem Brisbane River vor der grandiosen Skyline der Büro- und Wohntürme haben auf und ab schippern lassen, kehren wir zu unserem Auto zurück und fahren zu bester Rush Hour Time nach Süden aus der Stadt hinaus. Für die Nacht finden wir einen Rastplatz südlich von Logan.
9.12. Zu seiner Ehrenrettung will sich der Sunshinestate von uns mit Sonne verabschieden. Wir lassen uns langsam die Goldcoast entlang nach Süden treiben. Am Vormittag treffen wir Hannelore und Jochen, die schon lange von Deutschland weg sind, werden spontan von ihnen auf einen Kaffee eingeladen und haben sehr interessante Gespräche mit ihnen. In Surfers Paradise, dem Ferienort mit den höchsten Wohnhochhäusern Australiens, baden wir im Meer und legen uns endlich mal wieder am Strand in die Sonne. Schließlich fahren wir noch die restliche Goldcoast ab bis Coolangatta, verzehren auf einem Parkplatz am Meer nahezu ein Kilo fangfrische Garnelen und suchen uns dann ein ruhiges Plätzchen für die Nacht.
10.12. Punkt neun Uhr überqueren wir die NSW-Grenze und sind sofort eine Stunde weiter - Ostaustralische Sommerzeit, 10 Stunden voraus gegenüber der Mitteleuropäischen (Winter-) Zeit. Sonst ereignet sich heute nicht viel mehr, als dass wir nur rund 10 km weiter nach Süden fahren, raus aus dem Trubel der queensländischen Goldcoast, hinein in die nur vom Meeresrauschen erfüllte Stille der Tweed Coast von New South Wales. Wir parken am nahezu menschenleeren Strand von Kingscliff, legen uns in die Sonne, so lange wir es aushalten, baden im Meer und lesen weiter in den Zeitschriften, die wir noch aus Deutschland mitgebracht und bisher keine Zeit dafür übrig hatten.
11.12. Das gestrige Faulenzerprogramm war genau das richtige, denn am Morgen sind Wolken aufgezogen, die uns eher an einen Ausflug in die Berge denken lassen. So fahren wir frohen Mutes westwärts durch das Tweed Valley über das alte Städtchen mit dem schönen Namen Murwillumbah zum Border Ranges National Park. Der ist gemeinsam mit dem Mt Warning Teil der größten Caldera der südlichen Hälfte der Erde. Die steilen Felswände reichen auf Höhen über 1.000 Meter. Sie sind bis hinauf auf die Gipfel mit dichtem Regenwald bedeckt, so dass aus der Ferne alles noch recht moderat aussieht. Nachdem wir, teilweise im ersten Gang, die Höhen des Bermassivs erklommen haben und durch die Bäume links und rechts erkennen, auf welch schmalem Berggrat wir fahren, wird uns bewusst, dass wir uns in alpinem Gelände bewegen. Viel mehr erkennen wir aber dann schon nicht mehr, denn es fängt heftig an zu regnen, noch ehe wir den ersten Lookout erreichen. Das gesamte Bergmassiv liegt plötzlich in den Wolken und der Spaß hört für uns auf. Erst, als wir am Nachmittag wieder die Küste erreichen, tropft es nicht mehr. Das Ganze war letztlich ein Flop mit 250 km mehr auf dem Tacho. Beruhigend: an der Küste hat es auch geregnet. Also schauen wir uns noch etwas in Byron Bay um, fahren zum Leuchtturm hinauf, der den östlichsten Punkt Australiens markiert, und finden nach einiger Mühe einen störungsfreien Platz zum Nächtigen.
12.12. Nach dem Regen der Nacht sieht der Himmel verheißungsvoll aus. Eigentlich wollen wir in Byron Bay bleiben und suchen einen schönen Campingplatz. Aber wie am Vorabend schon die vielen Verbotsschilder ärgern uns heute die unverhältnismäßig hohen Preise der Caravanparks, so dass wir gegen Mittag weiter nach Lennox Head fahren und dort in einem netten Big4-Park unser Quartier für Kristis Geburtstag und die Nacht beziehen. Beim Geburtstags-/Adventkaffee halten wir uns etwas zurück, denn am Abend wollen wir zur Feier des Tages ein Krokodilsteak essen. Da die Krokodile offensichtlich rar geworden sind (wir haben im vergangenen Vierteljahr gerade mal ein einziges in freier Wildbahn gesehen), wird Krokodilfleisch inzwischen als ausgesprochene Delikatesse gehandelt. Wir sind gespannt. Vor genau 14 Jahren haben wir nämlich am Cape Tribulation auch von einem Krokodil gegessen - wohl von einem sehr alten. Das heutige ist das blanke Gegenteil und nicht zuletzt durch Kristis perfekte Zubereitung ein Gedicht.
13.12. Das richtige Geburtstagswetter ist wohl erst heute. Blauer Himmel und ein leises Lüftchen. Wir verlassen bald den Caravanpark und fahren nur hundert Meter weiter zu einem schattigen Parkplatz hinter der Düne. Der feine Sandstrand ist fast menschenleer. Länger als zwei Stunden halten wir es allerdings trotz Faktor 30+ nicht am Strand aus. Kein Problem, denn gleich gegenüber ist ja noch der Lake Ainsworth, ein großer Badesee mit klarem, kaffeebraunem Wasser und hohen Schatten spendenden Bäumen. Dort vertrödeln wir genüsslich den Nachmittag und lesen nochmal aufmerksam die vielen Geburtstagsgrüße. Gegen Abend fahren wir noch ein paar Kilometer über Ballina hinaus nach Süden und übernachten irgendwo im Wald. Hier im nördlichen NSW nähern sich die Temperaturen von Luft und Wasser langsam denen des mitteleuropäischen Hochsommers. Nachts nehmen wir deshalb außer dem blanken Bettbezug nun schon mal zusätzlich eine leichte Wolldecke.
14.12. Der Himmel ist mal wieder bedeckt und wir nehmen uns vor, bis zum ersten großen Wolkenloch zu fahren, das uns auf dem Weg nach Süden begegnet. Das erreichen wir schließlich nach 150 Kilometern beim Küstenstädtchen Woolgoolga. Woopie, wie die Einheimischen ihren Ort nennen, hat eine schöne Badebucht mit langen Wellen, in denen sich die Kinder mit ihren kurzen und langen Surfbrettern tummeln. Sie haben seit vergangenem Wochenende Sommerferien. Wir schauen ziemlich lange zu, stürzen uns dann auch in die Schaumkämme der Wellen, gehen anschließend unter die kalte Dusche und schauen dann weiter bei Kaffee und Weihnachtsplätzchen dem Treiben zu. Inzwischen ist eine donnernde Wolke untätig vorbei gezogen. Gegen Abend zieht sich der Himmel wieder endgültig zu. Aber wir haben jedenfalls einen schönen Tag gehabt - auch, wenn wir schon beim zweiten ALDI auf der Strecke keine Nürnberger Lebkuchen mehr bekommen haben. Die Australier sind scheinbar auf den Geschmack gekommen.
15.12. Die Sonne scheint und deshalb ist unser heutiges Tagesziel der Strand von Coffs Harbour, nur 20 km entfernt. Einen kleinen Abstecher machen wir vorher noch in die Berge des Bruxner Parks, weil wir dort eine Chance hätten, Koalas in freier Wildbahn zu sehen. Die verbergen sich allerdings alle vor uns, dafür haben wir aber einen wunderbaren Überblick über die gesamte Coffs Coast. Coffs Harbour ist eine ansehnlich große Stadt mit Hafen und mehreren herrlichen Beaches. Am Hafen kaufen wir gleich erstmal frischen Fisch für den Abend. Der stadtnächste Strand ist für deutsche Begriffe ausgesprochen leer. Wir freuen uns darüber, legen uns zunächst ein Stündchen in die Sonne und kühlen uns im Meer ab. Mehr Sonne geht heute nicht, so dass wir zur Abwechslung zum Nachbarstrand fahren. Zu unserer Verblüffung dürfen wir hier ohne Wenn und Aber mit dem Allradauto am Strand entlang fahren. Machen wir prompt und bauen als Schutz vor der Sonne sogar noch das Vorzeltdach an. Erst in der Dämmerung beziehen wir vorsichtshalber einen etwas erhöhten Standort und schauen noch ein Weilchen den Surfern zu, die sich partout nicht von ihren Wellen trennen wollen.
16.12. Die alternierende Wetterlage der letzten Tage setzt sich fort. Heute ist der Himmel wieder bedeckt. Nicht unbedingt schlecht, denn heute würden wir ohnehin nur im Schatten bleiben wollen. Dass es unterwegs leise anfängt zu regnen, verkraften wir auch noch, machen in Nambucca Heads eine Pause, schauen aus dem Auto aufs Meer und fangen schon mal langsam mit der Weihnachtspost an. Dann weiter auf dem Pacific Highway nach Port Macquarie. Das ist eine nette Stadt an der Küste, für uns aber als Tagesziel nicht ruhig genug. Auch nicht zum langen Verweilen, weil immer mal ein kleiner Regenschauer stört. Beim kleinen Ferienort Lake Cathie kommen erstmal die Marlin-Steaks in die Pfanne - sehr köstlich. Wo gäbe es das in Deutschland? Vier Kilometer weiter in Bonny Hills finden wir schließlich einen ruhigen Platz für die Nacht.
17.12. Nach den eigenen Wetterprognosen wäre heute wieder Sonne dran. Statt dessen bedeckter Himmel. Das Wetter ist halt ebenso unberechenbar, wie der Euro. Was macht Ihr in Europa bloß mit dem Euro! Der Australische Dollar wird für uns ja immer teurer - mittlerweile bekommen wir nur noch 1,34 Dollar pro Euro, sechs Prozent weniger als vor einem Vierteljahr. Anfang 2009 hätten wir sogar noch fast zwei Australiendollar bekommen! Kein Wunder, wenn wir unser Budget überschreiten. Aber wie auch immer: wir kommen durch. Wir erklimmen heute erstmal die Höhen des Cape Hawke (schon von James Cook benannt), über 420 Stufen, daran sollte sich der Euro mal ein Beispiel nehmen. Kein Badewetter also, sondern Fahrwetter - zuerst ein unvermeidliches Stück auf den Pacific Highway, dann folgt ein Scenic Drive durch die Great Lakes Region über Forster (fangfrischen Fisch für den Abend gekauft) und Pacific Palms. Am Ende kommen wir nach Umwegen wieder an den Pazifik nach Hawks Nest - da kommen die Fische in die Pfanne.
18.12. Nichts Neues vom Wetter. Keine Sonne, kein Regen. Gut fürs Hunter Valley, um uns durch einige Weingüter durchzukosten. Das Weinbaugebiet westlich von Newcastle haben wir über den Pacific Highway und den New England Highway bald erreicht. Erstes Wine Tasting bei Tatler Wines, nächstes bei De Bortoli Wines, drittes bei Tempus Two Winery, viertes lassen wir lieber ausfallen und ziehen uns aus dem Verkehr. Nicht, dass es Massen von Wein sind, die wir probiert haben, aber in Australien ist über 0,05 Prozent auch Schluss mit Lustig. Wir fahren lieber zu einem Lookout hinauf, auf dem man das halbe Hunter Valley zu seinen Füßen hat. Dort stören wir niemanden und uns stört auch keiner - wir schauen ins Tal, lesen etwas bis zur hereinbrechenden Dunkelheit und bleiben, wo wir sind.
19.12. Unser windiger Hügel, auf dem wir ruhig geschlafen haben, beschert uns am Morgen kühle 20 Grad. Das erste Mal seit langer Zeit tragen wir lange Beinkleider. Ab zehn Uhr, vorher gibt es kein Wine Tasting, probieren wir noch ein paar Weine von Tinklers Vineyard, Lindemans Wines und Drytons Family Wines und fahren dann leicht grenzwertig weiter nach Newcastle. Die zweitgrößte Stadt in New South Wales ist sehr industriell geprägt, hat sich aber im vergangenen Jahrzehnt ein durchaus hübsches Aussehen verschafft, so dass außer uns eine Menge Touristen und noch mehr Einheimische im östlichen Teil der Stadt und um Nobby Head unterwegs sind. Selbstverständlich haben an diesem Adventsonntag alle Läden und Shopping Centres geöffnet, so dass wir unsere Vorräte auffüllen und für den Abend wieder schöne Marlinsteaks einkaufen können. Den verbringen wir am Strand von Blacksmith, einem kleinen Örtchen weiter südlich.
20.12. Der nächtliche Sturm hat den Himmel blank gefegt. Die Wolken sind weg, der Sturm ist geblieben, es ist spürbar kühler. Wir fühlen uns wie an der Ostsee zum Sommeranfang. Na ja, morgen ist in Australien auch Sommeranfang. Wir versuchen zumindest ein kurzes Sonnenbad am Strand mit Fleecejacke, fahren aber dann doch lieber in einen nahegelegenen Reptilienpark. Dort wollen wir uns endlich die Tiere ansehen, die wir bisher auf unserer Tour vergeblich gesucht haben, also Schnabeltier (Platypus), Schnabeligel (Echidna) und Koala. In freier Natur wären wir denen natürlich viel lieber begegenet, aber hier klappt das ganz einfach und ohne weiteren Aufwand. Wir machen noch einen Abstecher nach Brooklyn am breiten Hawkesbury River. Dort duldet man leider kein nächtliches Bleiben für einen Bushcamper, so dass wir einfach noch ein Stück weiter fahren. Am Ende sind es nur noch gut 50 km bis Sydney - die heben wir uns aber für morgen auf.
21.12. Es ist kein Strandwetter, dazu bläst der Wind zu kühl und zu heftig. Wir fahren nur an den nördlichen Stadtrand von Sydney und nehmen schon am Vormittag Platz auf einem einfachen Campingplatz. Den Rest des Tages reservieren wir für unsere Weihnachtspost - wir wollen nicht schon wieder mit einer Sammelmail an alle aufwarten.
22.12. Der Troppy hat heute seinen Vorstellungstermin zum Gesundheitscheck - Ölwechsel und einige andere Sachen. Wir bringen ihn also zu TCC nach Brookvale (dahin, wo er ganz ursprünglich herkommt), nehmen von dort den Bus nach Manly und fahren mit der Fähre zum Circular Quay, also direkt ins Herz Sydneys. Mit dem Auto dort zu parken, wäre ohnehin Wahnsinn, und eine preiswertere Hafenrundfahrt gibt es auch nicht. Wir sehen viel Bekanntes, das wir dieses Mal als recht selbstverständlich ansehen, wie die Oper, die Harbour Bridge, das Queen Victoria Building. Aber wir schauen intensiver, gehen andere Wege und sind beeindruckt vom vielen Neuen, das wir in der City feststellen. Nach knapp fünf Stunden sind wir ausgesprochen pflastermüde und nehmen die nächste Fähre zurück nach Manly. Der Troopy hat seinen Check inzwischen überstanden und wir fahren wieder zum Camp nach St Ives am nördlichen Stadtrand.
23.11. Heute ist nochmal Bürotag, um den Grüßestau zu Weihnachten aufzulösen. Das wollen wir vor angenehmer Kulisse tun und fahren zum nordöstlichsten Sydneyer Küstenzipfel nach Palm Beach. Ernüchtert stellen wir dort fest, dass das Parken so teuer ist wie in der Sydneyer City, in der Summe der erwarteten Bürostunden mehr als ein 24h-Stellplatz auf einem mittleren Caravanpark. In einer Seitenstraße von Newport hören wir auch das Meer rauschen. Kostenlos. Am Nachmittag kaufen wir noch den obligatorischen Truthahn zum Weihnachtsfest und schließen am Abend auf dem Campingplatz das Büro.
24.12. Heute wollen wir uns mit Jörg treffen. Er ist schon vor einigen Tagen von London abgeflogen, bevor Schnee und Eis die britischen Flughäfen lahm legte. Nach Stops in Kairo, Tokio, Guam und Cairns ist er gestern Abend in Sydney gelandet. Wir machen uns also bald auf den Weg vom nördlichen Stadtrand mitten durch die City von Sydney. Der Eindruck, mal ganz allein über die riesige Harbour Bridge zu fahren, ist schon erhebend. Und die einzige Spur zu erwischen, um wie gewollt auch über den Circular Quay hinweg zu fahren, macht Freude. Dann treffen wir unseren Sohnemann - da ist die Freude dann richtig riesig. Er hat für die Weihnachtstage eine komplette Wohnung von zwei verreisten Freunden zur Verfügung, in der für uns sogar ein Weihnachtsbaum steht. Es kann also weihnachten.
25.-28.12. Wir feiern gemeinsam Weihnachten in Sydney und lesen unsere Weihnachtspost.
29.12. Genug gefaulenzt. Wir bringen Jörg nach Drummoyne - das ist ein Sydneyer Stadtteil - und fahren weiter in die Blue Mountains. Wir nehmen die nördliche Zufahrt über Richmond, fünfzig Kilometer westlich von Sydney. Von dort geht es aufwärts, mal locker auf 1.000 Meter Höhe, dort oben dann weiter in ständigem Auf und Ab durch dichte Eukalyptuswälder. Bei den ersten Lookouts in die tief eingeschnittenen Täler verstehen wir, warum die Blauen Berge so heißen. Die Luft ist geschwängert von bläulichem Dunst, der den zahllosen Eukalyptusbäumen zugesprochen wird. Zu einem der Aussichtspunkte müssen wir ein ziemliches Stück laufen und bekommen dafür einen grandiosen Blick auf riesige senkrecht abfallende Felswände. Das schönste: wir sind nahezu allein und können alles ungestört genießen. Für den Abend haben wir uns einen kostenlosen Rastplatz am Ende der Blue Mountains ausgeguckt, der uns tatsächlich die erhoffte Ruhe bietet.
30.12. Die westliche Zusatzrunde jenseits der dichten Eukalyptuswälder führt uns durch abwechslungsreiches bergiges Grasland, bis wir schließlich wieder ostwärts hinauf auf die Höhen der Blue Mountains kommen - diesmal dorthin, wo sich heute scheinbar alle Australien-Touristen gleichzeitig versammelt haben. Der Echo Point in Katoomba ist der beste Aussichtspunkt auf die Three Sisters, eine Felsgruppe vor der Kulisse der Blauen Berge. Es wird überwiegend japanisch gesprochen und es gibt keinen Parkplatz. Zwei Fotos und weg. Ein Stück weiter gefahren, sehen wir die Drei Schwestern auch von einem anderen Ausguck recht gut. Allein. Dort hätten auch nicht mehr als zwanzig Leute hingepasst. So ist das eben mit den gelenkten Massen. Am späten Nachmittag sind wir wieder in Sydney und übernachten im Haus von Jörgs Freundin Aisling, die uns vor vielen Jahren mal in unserer heimischen Wohnung besucht hatte.
31.12. Wir machen es uns zu dritt als Gäste im kleinen Haus im Sydneyer Ortsteil Drummoyne gemütlich, frühstücken unterm schützenden Sonnendach auf der Terasse und fahren zum Shoppen ins nächst gelegene Outlet Centre. Während bei der Harbour Bridge fieberhaft die letzten Vorbereitungen auf das riesengroße abendliche Event laufen, genießen wir die Ruhe der Vorstadt. Später bereiten wir unser Silvestermenü und noch viel später machen wir uns mit einer Flasche Schampus auf den Weg zu einem günstigen Platz, von dem aus wir das gewaltige nächtliche Feuerwerk gut überblicken können. In der warmen Sommernacht gleiten wir fröhlich hinüber in das Jahr 2011, das für uns zehn Stunden länger sein wird, als frühere Jahre.

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© Horst Uhlemann