Australien 2010
Reisetagebuch / Teil 6

Broome - Darwin

Einer der in jüngerer Zeit vor allem aus touristischer Sicht definierten langen Verbindungswege ist der Savannah Way von Broome im Nordwesten über Katherine im Norden nach Cairns im Nordosten Australiens. Die bei Allradfahrern legendäre Gibb River Road ist eine alternative Teilstrecke des Savannah Ways, dessen Hauptroute dem Verlauf des Great Northern Highway (A1) folgt. Natürlich wollen wir die GIBB fahren.

16.10. Broome gehört schon zur Kimberley-Region, die nun erstes Ziel unseres nächsten Reiseabschnitts ist. Es ist gar keine Frage, dass wir auf der GIBB River Road durch die Mitte der Kimberleys fahren wollen, eher stehen wir vor der Enscheidung, den Umweg über Fitzroy Crossing, den Geiki Gorge NP und den Tunnel Creek NP zum Windjana Gorge NP zu nehmen oder auf kürzerem Weg über die Hafenstadt Derby zu fahren. Wir entscheiden uns für Derby - 200 km von Broome entfernt, eintönige Asphaltstraße. Interessant ist aber dennoch, dass auf halbem Wege die natürliche Population der westaustralischen Baobabs beginnt, in Derby stehen sie sogar als Alleebäume in der Mitte der Hauptstraße. Und es gibt am Stadtrand einen ganz dicken Baobab, der einst als Gefängnis diente (Prisson Tree). Ansonsten ist in Derby nicht viel los, wir brauchen auch nur eine Tankstelle, einen Geldautomaten und einen Internetzugang. Die kurz vor Derby beginnende gerühmte GIBB beginnt mit mittlerweile 120 km langweiliger, meist einspurige Asphaltstraße. Hätten wir nicht doch lieber den etwas längeren Weg zur Windjana Gorge nehmen sollen? Als wir dann noch feststellen müssen, dass der Abzweig dorthin gesperrt ist, sind wir richtig sauer. Aber dann gleichermaßen erleichtert, denn sonst wären wir jetzt nicht auf der GIBB, sondern in Fitzroy Crossing. Zumal die Weiterfahrt durch die Napier Range und durch die King Leopold Ranges nun ganz interessant wird. Jetzt sind wir richtig in den Kimberleys und versöhnt. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir einen der wenigen Rastplätze. Zu unserem Erstaunen sind wir die Einzigen auf dem schönen Platz.
17.10. Je weiter wir nach Nordosten durch die Kimberleys fahren, um so mehr Wasser sehen wir in Gräben und Bächen. Es muss hier vor ein paar Tagen schon mal kräftig geregnet haben. Die Wasserdurchfahrten, für die die Gibb River Road berühmt-berüchtigt ist, sind nur bescheidene Unterbodenwäschen für den Troopy. Dummerweise sind weitere Seitenpisten, die zu interesanten Gorges (Bell Gorge, Manning Gorge) führen, gesperrt, so dass wir doch schon gern mal zu den am Wegesrand ausgewiesenen Sehenswürdigkeiten fahren - das sind relativ kurze, aber dafür recht anspruchsvolle Tracks, die die Summe der erwarteten Herausforderungen egalisieren. Auffällig sind die vielen freilaufenden Rinder, die zwischen Bäumen und auf freien Flächen links und rechts der Piste grasen - die GIBB wird wohl deshalb gemeinhin als Beef Road bezeichnet. Der Verkehr auf der GIBB hält sich am heutigen Sonntag sehr in Grenzen. Das Mt Barnett Roadhouse, einzige Tanke weit und breit, ist auch geschlossen. Kein Problem für uns, denn wir haben noch Diesel für 600 km im Tank. Auch kein Problem, dass der zweite für diese Tagesetappe im Camp-Atlas ausgewiesene Rastplatz offiziell nicht mehr existiert, wir finden ihn dennoch und übernachten dort ungestört.
18.10. Die Gibb River Road bekommt auf dem letzten Stück in Richtung Nordosten mit der Pentecost Range für uns nochmal einen besonderen landschaftlichen Reiz und mit der Durchfahrt durch den immerhin schon mit fast einem halben Meter Wasser gefüllten Pentecost River einen spannenden Touch, aber infolge der vielen Sperrungen interessanter Seitenwege hat sie unsere hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllt. Die Hauptroute des Savannah Way über Fitzroy Crossing und Halls Creek hätte uns aber ebenso enttäuscht, weil nach Berichten uns entgegenkommender Allradler auch der Zugang zum Purnulu National Park (Bungle Bungle) ebenfalls gesperrt wäre. So sind wir früher als gedacht in Kununurra am östlichen Ende der Kimberleys und fahren am Nachmittag noch ein kurzes Stück hinein in die Northern Territories. Gleich hinter der Grenze übernachten wir im Keep River National Park.
19.10. Wir stellen unsere Uhren 1,5 Stunden vor, um in den Northern Territories up to date zu sein. Mit Erreichen des Gregory National Parks erleben wir ein herrliches Bergpanorama, das zu Pausen einlädt. In Timber Creek machen wir eine kurze Internetrast, am Victoria River Roadhouse tanken wir wegen des hohen Dieselpreises nur das Nötigste und übernachten auf einem Rastplatz 100 km vor Katherine.
20.10. Katherine ist ein recht netter Ort. Hier stößt der Stuart Highway, den wir in Alice Springs verlassen hatten, auf die Küstenstraße A1, auf der oder in deren Nähe wir nun schon einige Tausende an Kilometern gefahren sind. Wir bunkern Lebensmittel, Getränke und Diesel und fahren weiter zum Nitmiluk National Park (Katherine Gorge). Wir kommen dort gerade rechtzeitig an, um für den Nachmittag ein Kajak zu mieten und in die Katherine Gorge hinein zu paddeln. Das Ende der ersten Schlucht erreichen wir nach einer Stunde, lassen das Boot einfach auf einer Sandbank stehen, nehmen die Paddels und steigen neben dem ersten Wasserfall aufwärts. Dort beginnt die zweite Schlucht und dort liegen auch Boote zum Weiterpaddeln. Nach einer weiteren Stunde müssen wir leider umdrehen, um rechtzeitig am Ausgangspunkt unser Kajak samt Paddel und Schwimmwesten wieder abzugeben. Den recht warmen Abend verbingen am Pool des Nationalpark-Campingplatzes.
21.10. Wir bleiben noch den ganzen Vormittag auf dem Campingplatz bei der Katherine Gorge, springen noch zweimal in den Pool und fahren gegen Mittag zurück nach Katherine und von dort zu den Edith Falls, dem zweiten Höhepunkt im Nitmiluk National Park. Der dortige Campingplatz ist gemütlich klein, wir springen gleich in den großen Felsenpool und schwimmen zu dem um diese Zeit etwas müden Wasserfall von der Edith. Am Abend gibt es wiedermal köstlichen frisch gebratenen Fisch aus der eigenen Pfanne.
22.10. Nach morgendlichem Bad im großen natürlichen Planschbecken der Edith Falls machen wir uns auf den Weg zum Kakadu National Park mir kurzem Internet-Stopp in Pine Creek. Viele Kakadus erwarten wir nicht, dafür aber auch noch immer größere Entfernungen von einer Sehenswürdigkeit zur anderen. Der Kakadu NP hat seinen Namen nicht von dem weißen geflügel, sondern vom Aboriginal-Stamm der Gagudjus. Unser erster Weg vom südlichen Parkeingang her führt uns zum Gunlom Fall, der für die jahreszeit schon erstaunlich viel Wasser aus beachtlicher Höhe in ein großes Planschbecken schüttet. Natürlich schwimmen wir in diesem herrlich großen Felsenpool und vertrauen darauf, dass uns die im Pool ansässigen Süßwasserkrokodile nicht in die Zehen beißen. Den Abend Nacht verbringen wir geplagt von den sehr lästigen australischen Fliegen überwiegend im Auto, in der Nacht plagt uns die schwüle Wärme des australischen Top Ends.
23.10. Erste Station ist heute das Sumpfgebiet von Yellow Water - hier könnte man eine Bootsfahrt auf dem South Aligator River machen. Außer uns ist aber weit und breit niemand zu sehen. Es ist nicht die bevorzugte Reisezeit für den Kakadu NP, die liegt zwischen Mai und September, während es im Oktober und November sehr heiß und feucht ist. Und dann noch die lästigen Fliegen! Dagegen ist die gemeine deutsche Stubenfliege ein angenehmer Reisebegleiter. Wir klappern alle möglichen Abstecher ab, stellen fest, dass die Zufahrten zu solchen Attraktionen wie den Jim Jim Falls schon alle gesperrt sind und dass man in den Billabongs, den stehenden Gewässern, wegen möglicher Salzwasserkrokodile nicht baden darf. Bleibt uns als Attraktion des Tages nur der Nurlangie Rock mit seinen Felszeichnungen. Das ist aber dann wirklich noch etwas ganz Besonderes für diesen Tag. Wir schauen andächtig auf jene uralten Zeichnungen längst ausgestorbener Ureinwohner, die in jedem Australien-Bildband bzw. -Reisekatalog als Köder ausgeworfen werden. Für die Nacht entscheiden wir uns für einen Campingplatz in der Nähe eines Gewässers mit vielen Enten und Ibisen. Als nach Sonnenuntergang endlich die Fliegen schlafen gehen, werden die Mücken munter.
24.10. Am Morgen sind alle Fliegen wieder munter und stören beim Frühstück, so dass wir bald nach Jabiru, dem Hauptort der Kakadu Region, aufbrechen. Unsere Getränke sind alle, beide Sorten. Wir werden allerdings wie die Aboriginals zur Abstinenz angehalten - Wein und Bier gibts im Aboriginal Land nicht. Wir fahren nach dem Einkauf gleich weiter zum hintersten Zipfel des Parks, dem East Aligator River. Hier bei den Ubirr Rocks können wir uns ein weiteres Mal eine Menge interessanter Felszeichnungen der Vorfahren der heutigen Aboriginals anschauen. Und wir haben eine prächtige Aussicht über den East Aligator River hinweg auf die Berge des angrenzenden weiten Arnhem Lands. Auf dem Weg zurück entscheiden wir uns für den Campground der Kakadu Lodge in Jabiru, der großflächig angelegten, aber weitgehend unbebauten Siedlung für die Angestellten der nahe gelegenen Uranmine - nicht zuletzt, weil es hier einen Pool gibt. Und Internet, damit wir per Skype die Lieben daheim sehen und mit ihnen reden können. Abends in der Dunkelheit Mal liegen wir ein letztes Mal im warmen Pool und gehen dann in unsere warme Behausung zum Schlafen.
25.10. Bevor wir uns auf die 250 km Kurzstrecke nach Darwin begeben, kühlen wir uns nochmal im Pool den Leib. Das hält allerdings nicht lange vor, denn die Vormittagstemperaturen liegen schon wieder über 30 Grad. Während der Fahrt haben wir es ja angenehm kühl, aber jeder Halt bedeutet eine neue Themo-Keule, beispielsweise bei den verschiedenen Aussichtspunkte an der Strecke, die wir nicht auslassen wollen. Einige Kilometer vor Darwin halten wir an einer Mango-Plantage und kaufen uns die frisch geernteten Früchte, die hier bereits im Oktober reif und zuckersüß sind. In Darwin angekommen, kurven wir noch etwas durch die ausgedehnten Außenbezike und sind begeistert von der Sauberkeit der Anlagen und der ansehnlichen Wohngegenden. Schließlich beziehen wir gegen 18 Uhr, eine Stunde vor der stets recht zügig hereinbrechenden Dunkelheit, eine Campsite in einem netten Tourist Park.
26.10. Zum Abschluss unserer sechsten Etappe muss der Troopy noch einmal in die Werkstatt, um einen wesentlichen Mangel beheben zu lassen, der bei der Durchsicht in Broome festgestellt wurde. Wir geben also das Auto am Vormittag gegen neun in der Werkstatt ab und fahren mit dem Bus in die City. Der kurze Eindruck vom gestrigen Tag über die Hauptstadt der Northern Territories verstärkt sich - Darwin ist eine freundliche, sehr saubere, gepflegte Stadt. Allerdings um diese Jahreszeit eine selbst für uns sehr heiße, in der prallen Sonne nicht zu ertragende. Wir suchen stets die Schattenseite der Straße oder gehen zum Aufkühlen in eine der Shopping Malls (zum Shoppen aber viel zu teuer). Gegen Mittag erreicht uns ein Anruf von Andrew, der sich mit den Radlagern des Troopy beschäftigt, dass alles etwas aufwändiger würde als gedacht. Also fahren wir mit dem nächsten Bus zurück zur Werkstatt und geben unser okay für die Reparatur. Andrew eröffnet uns aber auch noch, dass er heute nicht fertig wird und wir unser Schlafzimmer im Höchstfall zum nächsten Campingplatz tragen müssten. Das wollen wir nun doch nicht und nehmen gern das Angebot an, die Nacht im aufgebockten Auto in der geschlossenen, aber luftigen Werkstatt zu schlafen. Ein schneller Blick auf das Odometer zeigt uns, dass wir mittlerweile rund 14.000 km hinter uns gebracht haben - da darf schon mal ein Werkstatttag und notfalls eine Werkstattnacht sein.

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© Horst Uhlemann