Südafrika 2008/09
Unser Reisetagebuch - Teil 1
Vier Wochen unterwegs im Krüger Nationalpark

In Deutschland ist die Sommerzeit endgültig zu Ende gegangen, auch die Uhren ticken nun winterlich. Der Herbstputz ist erledigt, die Gartenarbeiten sind abgeschlossen, das Auto ist für den Winter eingemottet - es gibt eigentlich nichts weiter zu tun, als die Koffer zu packen.
Wir wissen ja, was uns sonst zu Hause im bevorstehenden "grauen Monat November" erwarten würde, der sich seit Heinrichs Heines deutschem Wintermärchen nur unwesentlich geändert hat. Ehe wir zu Hause halb krank in der Ecke sitzen, während der Wind von den Bäumen das Laub reißt, sind wir also eben mal weg.

29.10. Unser Flieger startet am Nachmittag in Berlin. Der bringt uns erstmal nur bis Zürich. In Zürich hat es frisch geschneit. Dort steht der nächste, etwas größere Flieger, der uns bis nach Johannesburg bringen wird. Aber der ist zugeschneit und das dauert, bis der fliegen kann. Deshalb sind wir am nächsten Tag auch erst zwei Stunden später in Johannesburg. Und bis wir am Ende in unserem Mietwagen sitzen, sind nochmal zwei Stunden weg. Wir wollen schliesslich noch bis zum Abend in den Krüger Nationalpark. Kein Problem an sich, aber dort machen sie die Tore im Oktober um 18 Uhr zu.
Zugegeben - wir sind etwas schneller gefahren als es die Polizei erlaubt, aber wir haben es auf die letzte Minute geschafft - kurz vor 18 Uhr am Melalane-Gate, 20 Minuten später beim vorgebuchten Berg-en-Dal Camp
31.10. Gestern Abend haben wir noch lange bei 26 Grad und klarem Sternenhimmel draussen vor unserem komfortablen Bungalow im Camp Berg en Dal gesessen - zumindest so lange, bis der Zonneblöm Cabernet Sauvignon alle war. So langsam kommen wir auch gedanklich an. Wir haben alle Zeit der Welt und werden heute nur ein paar Kilometer weiter bis zum Melalane Camp fahren.
Seit unserer Tour durch den Krügerpark im Jahr 2002 hat sich einiges verändert. Die nicht ganz billige Parkgebühr ist nun für jeden Tag neu zu entrichten. Wir haben uns also gleich am ersten Tag eine WILD Card gekauft, mit der für ein Jahr die Eintrittsgebühren für alle südafrikanischen Nationalparks und Naturreservate abgegolten sind. Die nicht unerheblichen Kosten für dieses "Jahresabo" haben sich aber schon nach etwas mehr als einer Woche amortisiert.
02.11. Im Krügerpark ist Frühling. Die Schwalben sind da und die Bäume schlagen langsam aus - einige mit zaghaftem jungen Grün, ander schon mit vollem Blatt, die überwiegende Zahl verharrt aber noch in "winterlicher" Trockenstarre. Es hat lange nicht geregnet, alles ist sehr trocken, wir bewegen uns von einem Camp zum anderen bei durchschnittlich 35 bis 40 Grad. Heute haben wir das Camp bei der Crocodil Bridge im Süden des Parks verlassen und sind auf dem Weg nach Lower Sabie.
03.11.

Gestern und heute war nahezu ein reiner Löwentag - wir haben eine Menge gesehen (relativ, denn sie stehen hier ja nicht aufgereiht wie im Zoo). Dazu noch zahlreiche Elefantenherden mit vielen kleinen tolpatschigen Elefantenkindern. Es ist alles mächtig spannend, weil man ja nie weiss, was hinter der nächsten Kurve passiert. In Lower Sabie haben wir im komfortablen Safarizelt geschlafen und hatten abenteürliche Erlebnisse mit marodierenden Pavianen - unser Zelt haben sie nicht geplündert, weil wir gerade anwesend waren, aus den anderen hörten wir später nur ein schrilles "Oh my god!" Jetzt sitzen wir im Internetcafe des Hauptcamps Skukuza und beziehen gleich unser Zelt für die kommende Nacht.
04.11. Der grosse Krach war zu erwarten. Nach der Hitze der letzten Tage hat es über Nacht gewaltig geblitzt und gedonnert, etwas Regen war auch dabei. Nun fahren wir bei 20 Grad weniger wieder von Skukuza zurück nach Lower Sabie (für dieses Camp war keine durchgehende Buchung möglich). Ein totaler Stau auf der asphaltierten Hauptstraße stellt sich schnell als "Leoparden-Stau" heraus - jeder will einen Blick auf den im Park sehr selten zu sehenden Leo erhaschen, der sich auf seinem hohen Baum über eine gerissene Antilope hermacht.
Morgen fahren wir weiter zum Camp Pretoriuskop im Südwesten des Parks.
06.11. Heute haben wir für drei Tage den Krügerpark verlassen, um auf der Jackalberry Farm in der Nähe des Parks etwas zu relaxen. Vor allem aber wollen wir unsere Schweizer Freunde überraschen, die wir hier vor sechs Jahren kennen gelernt haben und die noch einmal hier her wollten. Nahezu konspirativ hatten wir dieses Treffen mit Hans, dem Besitzer der Farm, klar gemacht.
Die Jackalberry Farm ist ein herrliches Fleckchen am Sabie River.
10.11. Seit gestern sind wir wieder auf Safari im Krügerpark. Wir haben für vier Nächte im Tamboti Zeltcamp eingecheckt, haben ein einfaches Safari-Zelt am trockenen Timbavati River, sind also mitten im Busch mit seinen geheimnisvollen Geräuschen, nur durch einen Maschendrahtzaun getrennt von den Büffeln und Löwen. Wir verbringen allein viele Stunden auf der Plattform vor unserem Zelt und schauen zu, wie Büffel und Antilopen jenseits des Zauns vorbei ziehen - Flair von ursprünglicher Afrika-Romantik. Bei unseren Ausfahrten haben wir das Glück, alle "Big Five" innerhalb von zwei Tagen zu sehen.
Das Tamboti Tent Camp liegt, obwohl wir schon eine Menge an Kilometern im Krügerpark umher gefahren sind, erst am Übergang vom südlichen zum mittleren Teil des Parks. Wir haben noch ein gehöriges Stück vor uns - bis weit hinauf in den Norden des Parks bis zur Grenze nach Simbabwe.
15.11. Wir sind vorgestern ein paar Kilometer weiter ostwärts zum Camp Satara gezogen. Das Wetter war nicht immer ideal, Gewittergüsse haben die Pisten teilweise etwas aufgeweicht und wir haben den Eindruck, dass viele Tiere einfach im Busch verschwunden sind. Aber hin und wider lassen sie sich schon blicken. Die reiche Vogelwelt in diesem Gebiet ist beeindruckend.
16.11. Heute fahren wir abseits der frequentierten Asphaltstraße auf verschiedenen Sandpisten nordwärts zum Olifants Camp, das wir aus früherem Besuch vor sechs Jahren als das schönste im ganzen Nationalpark kennen gelernt haben. Leider konnten wir nur für eine Nacht buchen, haben aber mit dem River View Bungalow Nummer 1 auch den schönsten bekommen. Natürlich bewegen wir uns hier bei der prächtigen Aussicht, die wir hinunter auf den Olifants River und in die Weite der Savanne haben, den restlichen Tag nicht mehr von der Stelle - auch wenn entgegen unseren Erinnerungen dieses Mal vergleichsweise wenig los ist. Aber nach dem Regen der letzten Tage finden die Tiere auch woanders Wasser - Flüsse sind für sie immer mit Gefahr verbunden.
19.11. Wir sind am Olifants und am Letaba River weiter nordwärts gefahren, haben im Camp Letaba übernachtet und sind nun für zwei Nächte im Camp Mopani. Die Natur ist anders - an den Flüssen üppige Vegetation, ansonsten trockene Savanne. Neben verschiedenen Tierbeobachtungen haben wir eine stundenlange amüsante Begegnung mit einer Hyänenfamilie, die in einem dicken Rohr unter der Straße haust und nach Meinung der Mutter umziehen soll. Die Hyänenkinder tuen das, was die kleinen Menschenkinder auch tun würden.
21.11. Gestern sind wir vom Mopani Camp durch überwiegende Savannenlandschaft, in der wir vergleichsweise zum Süden des Krügerparks wenig Tiere gesehen haben, mit einem Einkaufsstopp im Shingwedzi Camp bis zum nördlichsten Camp Punda Maria gefahren. Das Highlight des Tages war die Entdeckung eines jungen Leoparden, den wir mit keinen anderen Safaritouristen "teilen" mussten, sondern ihn ganz allein vor der Linse hatten.
Punda Maria ist ein reizendes kleines Camp, nahezu familiär. Wir haben eins von sechs sehr gut ausgestatteten Safarizelten gebucht und sind begeistert. Die Landschaft um das Camp bis zur Grenze nach Simbabwe ist nach unserem Ermessen die schönste im ganzen Park. Hier sehen wir noch eine Vielzahl an Tieren, darunter auch solche, die weiter südlich nicht vorkommen.
25.11. Auf der Rücktour durch den Krügerpark haben wir in den Camps Shingwedzi, Olifants und Lower Sabie übernachtet und einige zusätzliche Kurven gedreht. Wir können sagen, dass wir nun den Krüger Nationalpark kreuz und quer bis hinauf zur Grenze nach Simbabwe durchstreift und seine interessanten Landschaften und die überaus reichliche Tierwelt ausgiebig kennen gelernt haben. Ohne die Anfahrt von Johannesburg gerechnet sind wir in den knapp vier Wochen 2.725 km im Park unterwegs gewesen, den wir an seinem südlichen Ende über die Krokodile Bridge verlassen.
Unsere weitere Fahrt wird uns durch Swaziland, den Ithala Naturpark und den Hluhluwe-Umfolozi-Park nach St Lucia an den Indischen Ozean führen. Während es in Deutschland geschneit hat, fühlen wir uns bei inzwischen wieder 38 Grad äußerst wohl.


» Swaziland, St Lucia Wetlands und Drakensberge
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