Wir haben unterwegs viele nette Leute getroffen, die sich gern unsere Bilder ansehen möchten, darauf aber noch etwas erkennen wollen. Manche haben uns ihr Leid geklagt, dass ihr Internetzugang zu langsam für größere Datenmengen ist, sie aber wenigstens etwas über unsere Erlebnisse lesen wollen.
Dieser Reisebericht wird also zwangsläufig etwas länger, um allen wirklich Interessierten eventuell noch Tipps zu geben bzw. für sie unsere Reise nachvollziehbar zu machen. Diesmal also der Kompromiss: wenig Bilder im Text, die Bilder nicht zu klein und als themenbezogene Diashows im Extrafenster - dazu bitte das jeweilige etappenbezogene Bildchen anklicken!
Wir wollen so ungebunden und naturnah sein wie möglich: selbst fahren ist von vorn herein klar, Camping die für uns günstigste Alternative, ein Allradfahrzeug in Anbetracht der Jahreszeit die nötige Sicherheit.
Beim LTU-Biet&Flieg haben wir unsere Flüge ersteigert und beim Neubrandenburger Afrika-Spezialisten Venter-Tours haben wir neben guten Tipps sogar die gleichen günstigen Konditionen bekommen, wie direkt bei ASCO Car Hire in Windhoek. Für die erste Woche haben wir uns vorgenommen, alles recht gemütlich anzugehen, und deshalb eine Ferienwohnung im Haus "Bodensee" in Klein Windhoek gemietet. Mehr Vorbuchungen waren nicht nötig.
Windhoek empfängt uns nach zehnstündigem Nachtflug am Morgen des 20.2.2007 mit freundlichem Sonnenschein. In den nächsten Stunden wird die Temperatur schnell auf über 30 Grad steigen. Am Geldautomaten am Flughafen holen wir uns erstmal namibisches Geld für die ersten Tage, denn Euros oder Reiseschecks haben wir gar nicht erst mitgenommen. Dann suchen wir unseren Autovermieter und übernehmen für die ersten zwei Tage einen Mietwagen, mit dessen Hilfe wir unsere Selbstversorger-Einkäufe leicht erledigen und recht fix bei unserer Ferienwohnung im recht netten Stadtteil Klein Windhoek ankommen.
Windhoek ist eigentlich ein sehr großes Dorf. Wenn man nicht gerade in der eigentlichen City wohnt, braucht man ein Auto oder nimmt sich ein Taxi, falls man nicht unter die Räder kommen oder als asozial gelten möchte. Bürgersteige gibt es fast nur in der Hauptgeschäftsstraße und ihren Nebenstraßen. Und dort gibt es dann auch alles, was des Reisenden Herz begehrt - große Shopping-Center und nette kleine Cafes, Gourmet-Restaurants und preiswerte Supermärkte, Geld- und Telefonautomaten.
Während der kommenden sieben Tage wollen wir uns in aller Ruhe akklimatisieren, Windhoek anschauen und auf unsere Safari vorbereiten.
Wenn wir nicht am Pool unserer Ferienwohnung liegen, bummeln wir die Intependence Avenue, die ehemalige Kaiser-Wilhelm-Straße, hinauf und hinab, stöbern in Geschäften und Buchläden herum oder schreiben in einem Internet-Cafe ein paar E-Mails. Nach einer Woche ist's genug damit - wir wollen in die Wüste.
Nach kurzer Einweisung übernehmen wir gegen Mittag unsere fahrbare Behausung für die nächsten 17 Tage und fahren zuerst zum nächsten Supermarkt, um Vorräte für die kommenden sechs Tage zu "bunkern". Dann verlassen wir Windhoek über die Pad C26 in Richtung Südwesten und sind schon nach wenigen Kilometern allein auf weiter Flur.
Namibias wenige Fernverkehrsstraßen (B-Straßen) sind asphaltiert und in recht gutem Zustand. Wir werden uns überwiegend auf Sand- und Schotterpisten (C- und D-Pads) bewegen, die regelmäßig gehobelt werden und durchaus ein forsches Fahren ermöglichen, aber auch eine ständige hohe Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit verlangen. Da wir mit dem Fahren auf diesen "Gravelroads" schon Erfahrungen haben, können wir die ersten 160 Kilometer auf der C26 über den Kupferbergpass, die D1265 und C24 bis Nauchas zügig angehen. In die hügelige Landschaft mit ihren ausgedehnten Farmen links und rechts der Straße haben wir uns schnell eingeguckt und sind gespannt auf den Spreetshoogte-Pass, der über die D1275 nur noch rund 20 km entfernt ist. Er ist einer der spektakulärsten Pässe im Land mit einer Steigung bis 1:4,5 - das sind über 22%. Im Gegensatz zum klassischen Pass geht es hier nur hinunter (oder von untern rauf), über 500 Höhenmeter, von der Abbruchkante der Rantberge hinab in die Namib-Ebene. Unerwartet plötzlich stehen wir mit staunendem Blick an dieser gewaltigen Steilstufe und blicken in eine grandiose, nahezu grenzenlose Weite. In der Ferne sehen wir dunkle Wolken, aus denen in kleinen Schauern wenige Regentropfen auf die gelb und silbern schimmernde Ebene fallen. Bei diesem Anblick können wir nicht einfach fix weiterfahren - wir kochen uns einen Kaffee, setzten uns andächtig in unsere Stühlchen und genießen das Panorama.
Nach einer Stunde fahren wir weiter. Entgegen allen Schauermärchen aus vorangegangenen Jahren stellen wir fest, dass die Passstraße an allen exponierten Stellen vorbildlich gepflastert ist und ohne Schwierigkeiten mit normalem Pkw befahrbar ist. Unten in der Ebene angekommen, fahren wir auf dieser D1275 weiter, bis wir die C14 kreuzen. Genau an dieser Kreuzung ist das Tor zum Tsondab Valley Scenic Reserve, das wir nach 18 km auf schmaler Farm-Pad erreichen. Kristin und Hans Schreiber haben auf altem Farmgelände drei hübsche Rundhütten für ihre Gäste gebaut (zwei weitere sind in Arbeit). Wir nutzen eine der zusätzlich eingerichteten Campsites, die einen ungehinderten Blick in die weite Ebene bieten.
Erste notwendige Beschäftigung ist das Ausräumen unserer Koffer und der vielen Plastetüten aus dem Supermarkt. Das Wohnen auf kleinstem Raum erfordert halt eine gewisse Ordnung. Nach einer Weile ist alles im Bushcamper verstaut und wir bereiten unser Abendessen vor. Mit gekühltem "Tafel Lager" sitzen wir in der abendlichen Sonne und genießen deren stimmungsvollen Untergang. Die Wärme des Tages hält noch lange an, auch als wir auf unserer bequemen Schlaffläche einschlafen.
Am nächsten Morgen genießen wir die originelle Felsendusche unterhalb unserer Campsite. Ein Oryx stellt sich zum Frühstückstrunk ein. Ansonsten himmlische Ruhe weit und breit.
Wieder auf der C14, ist Solitaire nicht weit. Das Solitäre an diesem Flecken war bei unserer Namibiatour vor über acht Jahren, dass es außer nichts nur eine handbetrieben Tankstelle und ein Telefon gab. Inzwischen sind eine Lodge, ein gepflegter, großer Campingplatz und natürlich automatische Zapfsäulen hinzugekommen. Hier tankt fast jeder Vorüberfahrende - man weiß im weiten Land nie so ganz genau, ob die nächste Tankstelle gerade den erforderlichen Kraftstoff hat oder ob es die auf der Karte vermerkte Tanke überhaupt noch gibt.
Am frühen Nachmittag kommen wir beim Parkeingang Sesriem an und lassen uns im Office zunächst eine Campsite zuweisen. Wir wollen nur eine Nacht bleiben, weil wir befürchten, dass es eine unruhige sein wird. Der wesentliche (und einzige) Vorzug dieses Camps ist, dass man nicht an die Park-Öffnungszeiten (Sonnenaufgang bis -untergang) gebunden ist, weil man ja schon im Park drin ist. Das zweite Tor hinter dem Camp ins 60 km entfernte Sossusvlei wird schon lange vor Sonnenaufgang geöffnet und erst zwei Stunden nach Sonnenuntergang geschlossen - einzige Chance, den Sonnenauf- bzw. -untergang bei den hohen Dünen zu erleben und das rechte Licht für gute Fotos zu haben.
Der Himmel ist zwar immer noch bedeckt, aber mit einigem Optimismus entschließen wir uns, ein Permit für die nachmittägliche Fahrt zum Sossusvlei zu kaufen (80 N$ pro Person, 10 N$ pro Auto), weil die Abendsonne erfahrungsgemäß noch bessere Bilder ermöglicht als die Morgensonne. Wir brauchen ja erst zum Toresschluss um 21 Uhr zurück sein und können bis nach Sonnenuntergang im Sossusvlei bleiben. Bei der Einfahrt wird nach Kontrolle des Permits unsere Fahrzeugnummer notiert - das beruhigt uns, denn man wird uns sicher vermissen und suchen, falls wir irgendwo steckenbleiben und deshalb nicht rechtzeitig zurück sind.
Die Zufahrt zum Sossusvlei ist seit einigen Monaten asphaltiert, weil insbesondere in der morgendlichen Dunkelheit, wenn Overlander und Pkw vom Camp aus um die Wette zur Düne 45 fahren, zu viele Unfälle passiert sind. Das schwarze Asphaltband passt zwar optisch überhaupt nicht in die Landschaft, versetzt uns aber für die nächtliche Rückfahrt in Sicherheit. Die ersten Kilometer bieten abgesehen von einigen Oryx und Straußen keine Besonderheiten, die interessanten hohen Dünen kommen tatsächlich erst nach etwa 40 Kilometern. Das Wichtigste für uns: hinten im Sossusvlei scheint die Sonne, bis hierhin haben es die Wolken nicht geschafft. Die letzten fünf Kilometer sind nur für Allradfahrzeuge geeignet. Den größten Teil fahren wir noch mit freilaufenden Vorderrädern, so dass wir uns recht mutig für die tiefsandige Zufahrt über das Naravlei entscheiden. In dem feinen Sand bleiben wir prompt stecken - wir haben es ja gewollt! Nach einigen vergeblichen Versuchen erinnern wir uns: Freilauf der Vorderräder blocken und Luft ablassen. Der Rest war ein Kinderspiel, im Nu waren wir durch den Sand hindurch. Die Sonne steht noch zu hoch für spektakuläre Dünenbilder, so dass wir uns im Sossusvlei erstmal einen Kaffee kochen - wir haben ja Küche und Stühlchen ständig dabei.
Eine Stunde vor Sonnenuntergang wandern wir durch teilweise recht tiefen Sand ins benachbarte Dead Vlei, das eigentliche Highlight in dieser Dünenwelt. In dieser toten Salzpfanne ragen nur noch trockene Baumreste gespensterhaft aus der dicken Salzkruste heraus. Je tiefer die Sonne sinkt, um so märchehafter erscheint die Kulisse aus weißem Salz, rotbraunen Dünen und blauem Himmel - wohl eine Belohnung für unsere Risikofreudigkeit. Zum Sundowner sind wir wieder beim Sossusvlei und schauen andächtig zu, wie die Dünen immer andere Farbnuancen annehmen und am Ende in ein nichtssagendes Grau der Dämmerung übergehen. Mit einbrechender Dunkelheit begeben wir uns auf die 60km-Rückfahrt. Wir sind die Letzten, die kurz vor 21 Uhr am Tor ankommen - es ist nicht mehr besetzt, keiner hätte uns vermisst.
In der Dunkelheit fahren wir auf dem Campingplatz umher und suchen unsere Campsite, bei den mittlerweile über 20 eingerichteten Stellpätzen dauert das etwas. Dafür ist unser Bushcamper in wenigen Minuten für die Nacht umgerüstet und wir sitzen mit einem kühlen Bier beim Abendessen. Unsere Befürchtungen für eine ruhelose Nacht bestätigen sich - bis Mitternacht lärmen benachbarte englische Overlander-Reisende und lassen ihre Queen hochleben.
Vom Parkeingang bis zum Sesrien Canyon sind es nur 4 km, ein einsames Schild weist auf den Canyon hin, ansonsten wäre er in der Ebene kaum auszumachen. Wir steigen in die etwa 50 Meter tiefe Schlucht hinab und sind von der Vorstellung beeindruckt, welche Wassermassen der allgemein trockene Tsauchab-Fluss hier wohl zuweilen durchschickt und arbeiten lässt. Es ist der gleiche Fluss, dessen Wasser am Ende von den Dünen im Sossusvlei ausgebremst werden und die fehlenden 50 km bis zum Atlantik nicht mehr schaffen.
Am späten Vormittag fahren wir auf der C27 weiter nach Süden. Die Pad führt ein weites Stück durch das Namib Rand Nature Reserve, eine karge Landschaft zwischen der Namib im Westen und den Tsarisbergen im Osten. Wir sehen mehrere Zebras und eine Menge Springböcke. Beim Abzweig zur D826 liegt der recht hübsche Betta-Camp mit Shop und Tankstelle - wenn es nicht so früh am Tage wäre, würden wir über Nacht bleiben. So lassen wir nur den Tank füllen und kaufen für den Abend Kudu-Steaks.
Nächstes Ziel ist Duwisib. Der deutsche Kolonialoffizier Hansheinrich von Wolff muss schon etwas spleenig gewesen sein, sich ein Schloss in die absolute Einöde bauen zu lassen. Viel hat er nicht davon gehabt, er fiel im 1. Weltkrieg. Das Schloss gehört heute dem namibischen Staat und wurde in jüngerer Zeit als Touristenattraktion restauriert und mit wieder aufgetriebenem Mobiliar etwas lieblos ausgestattet.
Der Himmel ist bedeckt, einzelne Gewitter drohen - bis zum Abend ist noch viel Zeit, also fahren wir noch ein Stück weiter. Wir sind schließlich nirgendwo angemeldet. Auf der D826 geht es unmerklich aufwärts und als wir in die D831 nach Norden abbiegen, finden wir uns auf einer Hochffläche wieder, auf der es vor einiger Zeit offensichtlich kräftig geregnet hat. Landschaftlich bietet die Fahrt auf dieser Pad keine besonderen Höhepunkte. Dafür können wir nach dem gestrigen Sandfahrtrainig heute das Durchfahren von Wasserflächen üben, deren Tiefe man nur ahnen oder mit einem Vorausgänger ergründen kann. Vorausfahrer oder Entgegenkommende, die man fragen kann, gibts nicht. Also sind wir mal mutig und fahren ohne Zögern durch das Wasser eines über die Pad abgekommenen Riviers (so werden die meist trockenen Flüsse genannt und wenn sie "abkommen", kann es ziemlich haarig werden). Das klappt - mit der Erkenntnis, dass wir dafür lieber einen kleineren Gang nehmen sollten. Den Pkw-Leuten, die noch vor der "Pfütze" stehen bleiben und uns vorsichtigerweise die Vorfahrt einräumen, raten wir allerding zur Umkehr. Unsere Befürchtung, dass noch mehr Pfützen kommen, bestätigt sich. Die längste ist etwa 200 Meter lang, aber maximal bis Trittbretthöhe tief.
Nach 50 km nehmen wir die zum Zarishoogte Pass führende C19, die uns recht bald an den Rand der Tsarisberge und damit wieder in eine überaus interessante Landschaft unzähliger Tafelberge führt. Der Pass, den wir hinunter in die Ebene fahren, ist wiederum nur ein einseitiger und bietet, durch dunkle Regenwolken auf der einen und Sonne auf der anderen Seite unterstützt, tolle Ansichten.
Nun sind wir heute bedeutend mehr gefahren, als in unserem groben Routenplan vorgesehen, und haben während der letzten Stunden auch keinen geeigneten Campingplatz gesehen, so dass uns der Hinweis auf die Hammerstein Lodge, zu der drei Campsites gehören, sehr gelegen kommt. Zuerst sind wir etwas irritiert, es stehen zwei Busse auf dem Hof und die dazugehörenden Leute sind schon einquartiert. Aber als wir die außer Reichweite irgendwelcher möglichen Gesänge liegenden Campsites direkt am Außenzaun (mit einem verärgerten Zebra dahinter) sehen, sind wir beruhigt. In der beginnenden Dunkelheit baut sich zusätzliche Spannung auf, weil wir hinterm Zaun auch noch drei Geparden ausmachen können. Zu uns rein können sie nicht, weil wir unsere Schlafzimmertür nachts geschlossen haben.
Unterdessen spielen und balgen die beiden jungen Geparden neben und unter unserem Auto, während die größere Schwester aufmerksam zuschaut. Einer der beiden Kleinen kann sogar auf Bäume klettern.
Am Ende spielen wir mit ihnen zusammen und haben unseren Spaß dabei, bis es Zeit für die Fütterung ist. Gemächlich trollen die Geparden hinter ihrer fürsorglichen Pflegerin her. Im Gespräch mit ihr erfahren wir, dass die Geparden zur Attraktion der Hammerstein Lodge gehören, die Eltern der drei in einem großen Gehege anzuschauen wären und es noch Tiger und Karakale in anderen Gehegen gäbe. Wenn wir das alles vorher gewusst hätten, wäre es für uns sicher einfacher, aber nicht so spannend gewesen.
Inzwischen ist es Mittag geworden und wir wollen noch ein Stück weiter in Richtung Naukluft fahren. Wir haben uns als Ziel den nur rund 40 km entfernten Tsauchab River Camp ausgesucht. Dort werden wir herzlich von Johan Steyn empfangen und vor die Wahl gestellt, uns für eine der relativ weit auseinander liegenden Campsites in der Nähe des Farmhauses zu entscheiden oder für seine Exclusiv-Campsite 12 km weiter in einem alten Wäldchen am Tsauchab. Wir entscheiden uns für die Einsamkeit, aber bevor wir auf die Allradstrecke zu dieser Campsite gehen, bestaunen wir seinen umfangreichen Zoo, den er aus allem denkbaren Schrott mit viel Fantasie zusammen geschweißt hat.
Nach einer kurzen Wanderschaft durch den Wald alter Feigenbäume setzen wir uns ins Auto und fahren zum 4x4 Drive, den Johan auf seiner Farm liebevoll ausgeschildert hat. Er hatte uns allerdings empfohlen, ein paar exponierte Stellen auszulassen, die man sicherheitshalber nur mit zwei Fahrzeugen befahren sollte (Bild). Aber auch so hat es der Drive für uns ganz schön in sich, doch es ist eine gewisse Herausforderung und macht Spaß. Vor allem sehen wir den Kurs nach vorausgegangenem Fahren durch Sand und Wasser als dritte kostenlose Trainingseinheit an.
Von dem Allrad-Rundkurs gehen verschiedene Wanderwege ab - wir entscheiden uns für den Bergzebra-Weg. Von den Bergzebras sehen wir zwar nur die Zebraäpfel, freuen uns aber über die Wildheit und Unberührtheit der Natur.
Gut durchgeschüttelt kommen wir am Nachmittag zu unserem Camp zurück, kochen uns erstmal einen Kaffee und bereiten dann alles fürs abendliche Lagerfeuer vor. br clear="all">
In Solitaire schließt sich unsere kürzere Südrunde - bis hierher sind wir erst 1000 km gefahren. Wir geben unsere letzten Namibia-Dollar für Diesel aus, für den legendären Apfelkuchen reichts nicht mehr. Nach kurzem Tankstopp geht es die C14 weiter über den Gaub-Pass - dort überqueren wir wieder den südlichen Wendekreis - und den Kuiseb-Pass. An der Brücke über den trocken liegenden Kuiseb machen wir Rast und gehen ein Stück flussabwärts, es ist schön dort zwischen Felsen, Flusssand und zurückgebliebenen Wasserresten. Ein paar Kilometer weiter führt eine Pad zum Kuiseb Canyon, an dem sich während des zweiten Weltkrieges zwei deutsche Geologen für über zwei Jahre der drohenden Internierung entzogen. Wir sehen uns an, wo sie sich in der öden freien Natur aufgehalten haben. Uns fehlt jegliche Vorstellung, wie die beiden das durchgestanden haben. Wenn wir wieder zu Hause sind, werden wir uns das Buch besorgen, das Prof. Henno Martin, einer der beiden, darüber geschrieben hat.
Für den Namib Desert Park haben wir uns bereits beim Park-Office in Sesriem ein Permit für zwei Tage einschließlich Campingberechtigung besorgt. Wir können also von Parkrangern unbehelligt bald nach dem Abzweig der D1998 von der C14 nach Norden abbiegen und quer durch schier endloses goldgelbes Grasland fahren und nach Tieren Ausschau halten - in der Hitze des Nachmittages natürlich ohne große Erfolge. Immerhin sehen wir aber einige der selten gewordenen Wildhunde.
Nach Querung der C28 fahren wir direkt auf das vor der Kulisse der Langer Heinrich Berge zunächst unscheinbar wirkende Massiv der Blutkuppe zu. Das glatte Gestein dieses Berges soll bei Sonnenuntergang blutrot leuchten. Auf der Suche nach einer günstigen Sicht auf den Berg fahren wir um die Blutkuppe herum, kommen durch tiefen Sand (das haben wir ja geübt) und entscheiden uns für eine Campsite am gegenüberliegenden Fels bei einem großen überhängenden Stein - bis morgen wird er ja wohl nicht abrutschen.
Wir haben noch etwas Zeit bis zum Sonnenuntergang und klettern noch ein Stück auf den Berg. Wir sind weit und breit allein und genießen die abendliche Stille. Der Sonnenuntergang wird dann allerdings doch nicht so spektakulär, weil etwas Dunst am Himmel ist.
Da es inzwischen schon Mittag ist, nehmen wir den direkten Weg über die C28. Die letzten 50 km bis Swakopmund führen durch regelrecht öde Wüste, begleitet von Strom- und Wasserleitungen für die neue Uranmine am Langer Heinrich Berg. So richtig passt Swakopmund von seinem Charakter als Badeort eigentlich gar nicht in unsere Safari, die von Ruhe und Einklang mit der Natur geprägt ist. Aber wir brauchen neues Geld vom Automaten, dann müssen wir unbedingt tanken und Vorräte bunkern. Swakopmund ist uns von unserer ersten Reise vor acht Jahren vertraut, aber es ist viel hinzugebaut worden und uns fällt auf, dass inzwischen verschiedene deutsche Straßennamen verschwunden sind. Beim Cafe Anton essen wir die obligatorische Schwarzwälder Kirschtorte, bummeln dann noch etwas am Strand und fahren schließlich noch kreuz und quer durch den Ort, ehe wir am späten Nachmittag hinaus zum Sophia Dale Restcamp von Henrik May fahren. Wir wissen, dass er aus Thüringen stammt, nach wie vor begeisterter Skifahrer ist und nun in Namibia das Skifahren populär macht - Stoff für eine zweistündige Unterhaltung mit ihm. Dabei erfahren wir viel Neues, u.a. auch, dass er mehrfach beim Inferno-Skirennen in der Schweiz für Namibia gestartet ist und gar nicht mal so schlecht abgeschnitten hat.
Kurz vor Meile 108 biegen wir auf die Pad D2303 in Richtung Brandberg-Mine ab. Im Gegensatz zu den südlicheren Wüstengebieten gelangen wir hier recht bald in eine weite braune Steinwüste. Hier gibt es noch sehr viele Welwitschias. Diese urtümlichen, teilweise uralten und sehr seltenen Pflanzen sind der weitere Grund für unseren Umweg, weil sie überwiegend in dieser Region zu finden sind. Sie haben gerade geblüht und weisen teilweise schöne Fruchtstände auf.
Beim Übergang der D2303 zur D2342 folgen wir dem Wegweiser zur Brandberg Mine, fahren aber bei deren Einfahrt vorbei und noch wenige Kilometer geradeaus weiter zum Ugab Base Camp (Brandberg West), das von Einheimischen im Rahmen des "Save the Rhino Trust" unterhalten wird. Wir freuen uns auf ein sehr naturnahes Camping und werden nicht enttäuscht. Einer der Ranger heizt für uns gleich den "Badeofen" an, während wir den vagen Versuch unternehmen, im trockenen Sandbett des Ugab ein Stück hinauf zu fahren und nach Wüstenelefanten Ausschau zu halten. Deren Losungen sind unübersehbar, aber Tage alt. Also fahren wir zurück. Vielleicht kommen sie in der Nacht vorbei.
Auf dem Camp gibt es kein Licht, also duschen wir fix noch vor dem Sonnenuntergang - mit der recht einfachen, aber pfiffigen "Buschdusche" ein Erlebnis der besonderen Art.
Wir würden ja durchaus die 75 km lange Allradpiste vom Ugab Base Camp nach Twyfelfontein fahren, aber allein ist uns das Risiko zu groß. Wir fahren also lieber auf geschobener Pad D2342 um den Brandberg herum. Die Steinwüste, durch die wir schon gestern gekommen sind, hält weiter an und wird eher noch dramatischer. Zu unserer Freude sehen wir aber auf diesem Abschnitt noch ältere, größere Welwitschias, die noch nicht ganz so weit verblüht sind.
In Uis füllen wir den Tank auf und fahren auf der D2319 weiter nordwärts. Wir queren wieder das trockene Flussbett des Ugab, den wir am Morgen rund 100 km weiter westlich verlassen haben. Elefanten sehen wir auch hier nicht, aber ein nettes Hinweisschild, dass sie hier ggf. Vorfahrt haben.
Wir entschließen uns, die Rock Paintings von Twyfelfontein auszulassen und uns lieber den Versteienrten Wald an der C43 anzusehen. Wir sind gespannt, ob er mit dem Petrified Forest in Arizona mithalten kann. Er kann - wenn auch mit kleinen Abstrichen. Wir sind beeindruckt von den bis zu 30 m langen versteinerten Baumstämmen, die mehrere Millionen Jahre alt und deren Jahresringe noch heute zu zählen sind.
Für die nächste Übernachtung haben wir uns für den Xaragu Camp direkt bei der Abzweigung C39 / D2612 entschieden - eine relativ neue und schöne Anlage zwischen Mopanebäumen an einem Trockenfluss. Ein kleiner Zoo ist dabei, ein zahmer Strauß spaziert herum, abends werden Petroleumlampen angezündet, wir schauen lange in die Sterne.
Natürlich schmunzeln wir auf unserer weiteren Fahrt nach Norden noch über den Vorfall. Die Landschaft entlang der C43 ist sehr abwechslungsreich, Tafelberge und einzelne Bergkegel bestimmen das Bild, die Farben reichen von ocker über braun bis schwarz. Vor der Palmwag Lodge erreichen wir den sogenannten Veterinärzaun - schon zu deutscher Kolonialzeit eingerichtet und Trennungslinie zwischen Farmland und Siedlungsgebiet der Einheimischen. Nun säumen keine Farmzäune mehr die Straße, die Landschaft erscheint uns viel offener.
Wir entschließen uns, auf dem Konzessionsgebiet von Palmwag für 150 N$ einen Self Drive in das Wildreservat zu machen. Nach einer Stunde merken wir, dass uns die offensichtlich wildträchtigen Gebiete gar nicht zugänglich sind. Die Allradfahrt, auf die sich der Drive auf diese Weise reduziert, hätten wir woanders günstiger haben können. Und zu allem Überfluss sehen wir das erste Tier erst, nachdem wir wieder auf der C43 sind - eine schöne Giraffe steht einfach so am Straßenrand.
Das alte deutsche Fort Sesfontein erreichen wir am späten Nachmittag. Es war ziemlich verfallen, ehe ein deutscher Investor vor zehn Jahren Geld in den Wiederaufbau steckte - insofern weht auf dem Dach nicht nur die namibische Flagge, sondern auch die deutsche. Es ist für uns eine willkommene Oase. Genussvoll schwimmen wir im Pool und hören später beim Abendessen auf das Rauschen der Palmen im leisen Abendwind.
Die C43 führt über den Joubert-Pass, der uns mit seiner beträchtlichen Steigung überrascht. Jenseits des Passes ändert sich das Landschaftsbild schlagartig - alles ist grün und eine willkomene Freude für die Augen. Die Straße schlängelt sich zwischen unzähligen Hügeln hindurch immer höher hinauf. Nach 80 km biegen wir auf eine Allrad-Piste zu Marius Steiners Camp Aussicht ab, das in 1600 Meter Höhe auf einer Bergkuppe liegt. Er betreibt dort oben eine kleine Dioptas-Mine, hat ein paar urige Gästezimmer und einen kleinen, herrlichen Campingplatz. Natürlich hat er uns längst gesehen, wie wir gemächlich seinen Berg hochzuckeln, und begrüßt uns herzlich. Spätestens bei diesem Wegstück wird uns bewusst, dass unser Auto hinten rechts ein Problem hat. Oben angekommen, wird uns beim Blick unter den Radkasten klar, dass die Blattfeder gebrochen ist - keine erbauliche Feststellung so weit weg von jeglicher Werkstatt. Marius meint: "kein Problem, machen wir morgen".
Es ist wirklich eine phantastische Aussicht, die sich uns hier oben auf 1600 Meter Höhe bietet. Und erst der Sonnenuntergang! Marius hat dafür auf dem Hügel hinter den drei Campsites extra eine Plattform gebaut.
Im Laufe des nächsten Tages bittet Marius drei seiner Angestellten, schon mal die Hinterradfeder von unserem Auto auszubauen, während er seine Sonntagskluft gegen seinen "Blaumann" tauscht. Dann wirft er seinen Schweißgenerator an, zieht zwei blitzsaubere Schweißnähte über die gebrochene Feder und lässt alles wieder zusammenbauen. So viel Routine in dieser Einsamkeit hatten wir wirklich nicht erwartet. Hier muss man tatsächlich alles selbst können.
Unterdessen beschauen wir uns die kleine Mine am Hang, aus der Marius wunderschöne Dioptas-Kristalle geborgen hat, wandern auf nett angelegten schmalen Wegen durch die Umgebung des Camps und finden uns schließlich zum nachmittäglichen Kaffee unterm großen Sonnendach ein. Unser Auto ist längst wieder voll fahrttüchtig.
Während wir andächtig beim Sundowner sitzen, kocht Marius für uns. Es wird ein zweiter sehr netter Abend mit ihm und seinen Gästen.
Bei Epembe biegen wir auf die D3701 ab und fahren nun direkt auf die angolanische Grenze zu. In Swartbooisdrift erreichen wir den Kunene, der reichlich Wasser führend träge dahin fließt. Ein Stück weiter östlich liegt die sehr angenehme Kunene River Lodge mit ihren Campsites direkt am Fluss, unser Ziel für Abend und Nacht.
Erstes Ziel für den Folgetag sind die Ruacana Falls. Dazu fahren wir erstmal 50 km auf der D3700 parallel zum Kunene ostwärts. Wir haben Glück, dass die Pad nicht bzw. nur unwesentlich vom hohen Wassersand des Flusses beeinträchtigt ist. Die Ruacana Fälle des Kunene sind gigantisch - aber nur, wenn der Fluss überschüssiges Wasser führt, dass nicht vom Wasserkraftwerk verschlungen wird. Wir haben Glück, es ist ungewöhnlich viel Wasser, das 125 m in die Tiefe stürzt. Ein imposanter Anblick.
Das war dann aber auch schon das Highlight für den ganzen Tag, denn nun ist nur noch Fahren angesagt - Fahren auf Asphalt durch dicht besiedeltes Ovambo-Gebiet. Nicht, dass es uninteressant wäre zu sehen, wo und wie eigentlich die Masse der Namibier wohnt, aber auf die Dauer ist Asphaltfahren langweilig. Da wir morgen durch den Etosha Park fahren wollen, war so ein schneller "Ritt" über längere Distanz recht effektiv. Wir übernachten auf der Farm Sachsenheim vor den Toren des Nationalparks.
Und tatsächlich haben wir dieses Glück gleich nach der Einfahrt durch das Lindequist-Gate, noch vor dem Fort Namutoni auf dem Dik-Dik-Drive: ein Löwenrudel mit Jungen trinkt an einer Pfütze und lässt sich von uns überhaupt nicht stören. Wir schauen andächtig zu. Nach zehn Minuten trollen sie sich in die Büsche und sind für weitere Betrachter verschwunden.
Wir sehen in der Umgebung von Namutoni noch eine ganze Reihe anderer Tiere, aber keine weiteren Vertreter der Big Fife. Nach der unerwarteten Löwen-Show ist uns das aber alles egal und wir fahren zufrieden durch den Park bis zum Anderson-Gate. Wir wollen aus drei Gründen nicht im Park übernachten: in allen drei Camps wird gleichzeitig gebaut, zu viele Overlander-Busse auf den Camps im Park, außerhalb des Parks ist es ruhiger und bedeutend preiswerter. Wir fahren nach dem Parkausgang noch wenige Kilometer bis zum Etosha Safari Camp und finden dort einen einen nahezu leeren Campingplatz und sehr nette Gastgeber.
Unterwegs machen wir Stopps in Outjo und Otjiwarongo und schauen uns in beiden Städtchen um. Dennoch sind wir schon recht bald in Okahandja, wo es uns allerdings nicht so toll gefällt, dass wir über Nacht bleiben würden. Also fahren wir noch bis zur Gästefarm Elisenheim vor den Toren Windhoeks und finden auch dort wieder recht schöne Campsites vor. Die Überraschung für uns ist eine Warzenschweinfamilie, die sich um den Rasen kümmert. Zu dicht lassen sie uns nicht an sich heran - wir sind schließlich nicht im Streichelzoo.
Am nächsten Morgen haben wir genügend Zeit, unsere Utensilien in Ruhe zu verpacken. Mit einer kleinen "Träne im Knopfloch" verabschieden wir uns am Mittag von unserem lieb gewordenen Gefährt und lassen uns zum ASCO-Gästehaus bringen. Aber wir haben ja noch zehn Tage unter namibischer Sonne vor uns. Das macht uns wieder heiter.
Für die nächsten zwei Tage haben wir uns bei Marianne und Rainer auf Farm Heimat angemeldet. Wir freuen uns, sie und ihre Farm nach acht Jahren wiederzusehen, und haben gemeinsam sehr viel zu erzählen.
Auf dem Rückweg nach Windhoek machen wir noch zwei Tage Station auf der Okambara Lodge - eine überaus angenehme Lodge mit einem beachtlichen Wildbestand, sowohl im Gehege, als auch in freier Wildbahn. Beim Game Drive sehen wir zwar die dort lebenden Elefanten und Nashörner nicht, dafür aber Giraffen, Streifen-Gnus, Weißschwanz-Gnus, Steppenzebras und Rappenantilopen. Besonderes Interesse haben wir für Leopard Lulu in seinem Gehege und die benachbarten vier Geparden, die uns schöne Fotos ermöglichen.
Für die letzten drei Nächte mieten wir uns beim Haus Sonneneck ein, dass schön ruhig im nördlichen Windhoeker Stadtteil Erospark liegt. Von dort aus machen wir noch einen Tagesausflug zum Daan Viljoen Game Park ein paar Kilometer westlich von Windhoek - nicht unbedingt zur Übernachtung zu empfehlen, aber für Wildbeobachtungen sehr reizvoll.
Schließlich kommt der Morgen unsere Abreise. Eigentlich wollen wir nach fünf Wochen noch gar nicht weg. Die LTU hat ein Einsehen und lässt unseren Flieger erst in der folgenden Nacht abfliegen, so dass wir noch einen sonnigen Tag auf LTU-Kosten auf der Airport-Lodge verbringen dürfen. Dann aber hat uns Deutschland nach 10 Stunden Flug wieder.
Für alle, die Lust auf Namibia haben, haben wir ein paar Tipps und Hinweise zusammengestellt.
© Horst Uhlemann