Ghana 2006
Reise ins urprüngliche Afrika

Wieso ausgerechnet Ghana?
Das ist recht kurz gesagt: wir hatten eine Einladung von Jörgs Freund Peter aus Accra. Und wir hatten noch einige Freimeilen zu verfliegen. Und schließlich waren wir außerordentlich gespannt darauf, ein afrikanisches Land zu erleben, in dem der Tourismus noch eine sehr untergeordnete Rolle spielt.
Ghana ist ein sicheres Reiseland im Westen Afrikas, im Vergleich zu seinen Nachbarn relativ wohlhabend (Export von Gold, Kakao, Holz) mit entwickelter Infrastruktur (Straßen, Energieversorgung, Telekommunikation). Die Menschen sind freundlich, aufgeschlossen und schätzen die relativ lange friedliche Entwicklung in ihrem Land. Die Hauptstadt Accra wird von vielen Airlines angeflogen, ein Visum bekommt man recht unkompliziert bei der ghanaischen Botschaft. Die Tourismuswirtschaft steckt in den Anfängen, hat aber aufgrund der hervorragenden Strände und der interessanten Landschaften im Hinterland ein recht großes Entwicklungspotenzial.
Die ghanaische Währung ist gewöhnungsbedürftig - für 1 Million Cedis aus dem Geldautomaten werden gerade mal 92 Euro abgebucht. Man reist immer mit dickem Portmonee.

Accra
Am 6. Februar lassen wir Deutschland bei minus 10 Grad hinter uns und fliegen über London nach Accra. Beim Aussteigen umfängt uns eine ungewohnte feuchte Wärme, die Passformalitäten dauern etwas lange und ehe unser Gepäck da ist, vergeht nochmal eine gewisse Zeit. Klar - wir sind in Afrika.
Das wird uns noch deutlicher, als wir mit Peter und Jörg, der schon zwei Tage früher geflogen ist, quer durch die Stadt fahren. Ein unglaubliches Verkehrschaos begegnet uns, drängelnd und hupend bahnt sich die unübersehbare Menge an Autos ihren Weg. Wir brauchen eine Stunde bis zu Peters Haus.

Am nächsten Tag wollen wir Accra erkunden. Ein ausgesprochenes Zentrum gibt es nicht, auf den verschiedenen Märkten und an den Straßenrändern wird mit allem gehandel, was man sich nur vorstellen kann, Einkaufszentren bzw. ausgesprochene Supermärkte haben wir nicht gesehen. Auch die Handwerker haben ihre Werkstätten am Straßenrand. Im Geschiebe und Gedränge sind wir weit und breit die einzigen Weißen und in Peters Begleitung fühlen wir uns sehr sicher. Allein würden wir uns wohl hoffnungslos verirren.

Das Leben und Treiben auf Straßen und Märkten ist die eigentliche Sehenswürdigkeit Accras. An monumentalen Repräsentationsbauten gibt es zum Glück wenige. Die besten Strände liegen im östlichen Teil Accras in der Nähe zweier komfortabler Strandhotels - wir haben dort einen Tag ruhig, entspannt und nahezu einsam verbracht.

Volta-Region
Die touristischen Highlights Ghanas halten sich in Grenzen, sind aber für Naturliebhaber und auch für Historiker durchaus interessant. In den letzten Jahren ist die ausgedehnte Küstenregion mit ihren Sklavenburgen insbesondere für Afro-Amerikaner wichtig geworden, die nach ihren Wurzeln suchen. Es sind überwiegend Individualtouristen, die von kleinen Reiseunternehmen durchs Land gefahren werden oder als Backpacker per Linienbus bzw. Taxi ihre Ziele suchen.
Peter unternimmt mit uns am 8.2. eine Zweitagestour in die Region östlich des Volta-Flusses und des riesigen Volta-Stausees, die vor hundert Jahren zur deutschen Kolonie Togo gehörte. Die Straße entlang der Küste ist gut und Kofi, unser Fahrer, fährt recht zügig - bis uns eine Polizeikontrolle stoppt und 200.000 Cedis als Strafe für zu schnelles Fahren erwartet. Dabei spielt bei der Bemessung wohl eine Rolle, dass Weiße im Auto sitzen. Nach einer Stunde Verhandlung bezahlen wir 5.000 Cedi + 5 Euro und fahren weiter bis zur Volta-Mündung nach Ada Foah.
Im letzten Dorf an der Voltamündung gibt es ein Hotel mit gutem Esssen und kühlen Getränken. Wir schauen auf das rege Treiben auf dem Fluss. Anschließend fahren wir durch das Dorf, bis es nicht mehr weiter geht. Überall liegen kleine Fischchen, die die Fischer heimgebracht haben, im Sand zum Trockenen.

Unsere weitere Straße in Richtung Norden in die Berge des Volta-Hochlandes nach Ho geht bald in eine Sandpiste über, die gut mit normalem Pkw zu befahren ist. Hier kommen wohl recht selten weiße Touristen vorbei, denn die Kinder in den Dörfern winken uns freudig, aber auch etwas erstaunt zu. In der alten Provinzhauptstadt Ho kann man noch stellenweise Spuren aus deutscher Kolonialzeit entdecken. Ansonsten ist nicht viel los, aber das relativ neue Chances Hotel mit seinen angenehmen Bungalows ist eine Wohltat nach der staubigen Tour. Die Menüauswahl im Hotelrestaurant ist ausreichend, alle Gerichte kosten umgerechnet etwa vier Euro.
Am nächsten Tag wollen wir noch fix die 35 km weiter bis Amedzofe, einem der höchstgelegenen Orte in Ghana fahren. Auf dem recht naturbelassenen Weg dauert das zwei Stunden. Der abgelegene Ort, in dem vor über hundert Jahren deutsche Missionare ein Lehrerbildungszentrum aufbauten und ein großes Eisenkreuz auf dem naheliegenden Berg errichteten, überrascht uns durch sein neues Tourismusbüro, in dem uns Joseph recht geschäftstüchtig eine Tour zum Amedzofe-Wasserfall verkauft und uns als Guide dorthin begleitet.


Bis zur nächsten Asphaltstraße geht es nochmal über eine Gravelroad. Dann erreichen wir die große Brücke über den Volta und bald darauf auch den in den 60er Jahren errichteten Akosombo-Staudamm, durch den der Volta-Stausee flächenmäßig zum zweitgrößten der Erde wurde. Vom Akosombo-Hotel können wir auf den Damm mit seinem Kraftwerk schauen, aber die Ausdehnung des Stausees nur ahnen.

Unseren nächsten Tagesausflug von Accra aus unternehmen wir zum Botanischen Garten von Aburi, der zur englischen Kolonialzeit angelegt wurde und noch heute mit seinen hohen Bäumen und botanischen Raritäten ein gewisser Anziehungspunkt ist. Allerdings fragen wir uns, wofür eigentlich die verhältnismäßig hohen Eintrittsgebühren und vor allem das Geld, das aus England für den Erhalt des Gartens kam, verwendet werden.

Cape Coast
Am 11.2. lässt uns Peter von Kofi zu unserem vorausgebuchten Biriwa Beach Hotel fahren, etwas über 100 km von Accra entfernt an der Cape Coast. Die Fahrt ist etwas abenteuerlich, weil die Fernstraße über eine weite Strecke neu hergerichtet wird und der rege Verkehr einfach querfeldein neben der Straße verläuft. An Fahrzeugen sehen wir dabei die ganze Bandbreite dessen, was über Ghanas Straßen rollt - von neu bis uralt. Schließlich erreichen wir etwas verstaubt unser Hotel, in dem wir die nächsten vier Tage überwiegend relaxen, uns aber auch noch möglichst ausgiebig über Land und Leute informieren wollen.

Das ältere deutsche Ehepaar Kleinebudde, jahrelang in Ghana als Entwicklungshelfer tätig gewesen, hat sich mit ihrem Hotel auf einer Felsnase oberhalb des ausgezeichneten Sandstrandes von Biriwa vor mehreren Jahren einen Lebenstraum erfüllt. Das Hotel hat moderate Preise, das Freiluft-Restaurant bietet einen ungehinderten Blick aufs Meer und vor allem täglich fangfrischen Fisch. Ein kostenloser Internetzugang gehört zum besonderen Service.
Neben dem Hotelbetrieb unternimmt Walter Kleinebudde mit seinen Gästen Touren durch Ghana. Dafür hätte allerdings unsere Zeit nicht gereicht. Wir haben uns für einen Tag ein Taxi genommen und haben die Sklavenburgen von Cape Coast und Elmina und als besonderes Highlight den Kakum National Park besucht. Ansonsten haben wir die permanente Wärme und Ruhe genossen.


Der 15.2. ist unser letzter Tag in Ghana, den wir nochmal mit einem erfischenden Bad im Atlantik nutzen. Am Nachmittag wollen wir mit Toni und seinem Taxi zum Flughafen nach Accra fahren. Ob ihm der ausgehandelte Preis zu niedrig war oder sein alter Opel Astra nach fünf Kilometer Fahrt wirklich kaputt war, werden wir nicht mehr ergründen. Jedenfalls müssen wir ein anderes Taxi anhalten und erneut verhandeln. Unterwegs kaufen wir am Straßenrand noch fix ein paar zuckersüße Ananas für einen Spottpreis. John, unser neuer Taxifahrer, schlängelt sich sicher durch den abendlichen Hauptstadtverkehr und liefert uns rechtzeitig am Flughafen ab, wo wir nach dem Einchecken noch genügend Zeit für einen Drink unterm nächtlichen ghanaischen Himmel im hübschen Landing Restaurant haben.

London
In der Frühe des nächsten Tages, es ist Donnerstag, der 16.2., kommen wir in London-Heathrow an, Jörg erwartet und mit einem schönen Frühstück. Drei Tage lang pegeln wir uns wieder auf europäische Verhältnisse ein und fliegen am Sonntag wieder nach Hause.