Costa Rica 2004
Wandern in den Regenwäldern zwischen Karibik und Pazifik

Costa Rica
Es kam eins zum anderen. Kristi meinte irgendwann (vielleicht war es im Regenwaldhaus in Hannover), dass sie schon immer mal einen richtigen Regenwald mit vielen wilden Orchideen und bunten Vögeln erleben wollte. Irgendwann lag bei uns auch eine Ausgabe von GEO SAISON über Costa Rica auf dem Tisch. Und irgendwann in den grauen Wintertagen fingen wir schon mal an, im Internet alles Mögliche über Costa Rica zu suchen. Bald hatten wir viel mehr Informationen, als wir erwartet hatten. Eins war bald klar: wir wollen nach Costa Rica.
Klar war auch: viel wandern, die Vielfalt der unterschiedlichen Regionen und Vegetationen sehen, kein ausgesprochener Badeurlaub. Die Frage war nur noch: wie?
Als eingefleischte Individualtouristen haben wir also zunächst an individuelle Flug- und Mietwagenbuchung, individuelle Buchung von Hotels und Lodges bzw. Tourbausteinen regionaler Anbieter usw. gedacht, haben geplant und gerechnet. Ergebnis: problemlos machbar.
Anschließend also nur noch ein grober Vergleich mit Angeboten einschlägiger Reiseveranstalter, um unsere Planung mindestens bestätigt zu finden. Und siehe da: bei Wikinger (mit denen wir 2002 schon auf den Liparischen Inseln gewandert waren) sahen wir so ziemlich genau das, was wir uns auch zusammengereimt hatten - nicht wesentlich teurer und mit dem Vorteil, selbst Aufwand zu sparen. Entscheidung also: Wikinger-Wanderreise "Grünes Land - Sprühendes Feuer" vom 25.11. - 14.12.2004.

Esquinas Rainforest Lodge
Dass es ein strammes Programm werden wird, wurde uns nach langem Flug schon bei der abendlichen Ankunft in San José, der costaricanischen Hauptstadt, klar, als Jimi uns 18 Reiseteilnehmern eröffnete, dass wir am nächsten Morgen um sechs schon wieder auf dem Flughafen antreten müssten. Jimmi Fey war unser Guide für die nächsten zwei Wochen, ein Pfundskerl mit profunden Landeskenntnissen.
Wir standen wirklich pünktlich in dem winzigen Abfertigungsraum der regionalen Fluggesellschaft SANSA, wurden mit anderen Fluggästen auf zwei 14-sitzige Cesnas verteilt und hatten einen herrlichen Flug über die Cordillera de Talamanca und an der Pazifikküste entlang bis zur Landepiste von Golfito am Golfo Dulce im Südwesten des Landes.

Die Esquinas Rainforest Lodge liegt einsam mitten im überaus artenreichen Tieflandregenwald des Piedras Blancas-Nationalparks und war über eine gut befahrbare Piste bald erreicht. Das köstliche Frühstück mit einer Menge (richtig) reifer Früchte und die Abgeschiedenheit von Hektik und Lärm ließen uns ganz fix den vorangegangenen langen Flug und die kurze Nacht vergessen. Die zwei Tage im "Regenwald der Österreicher" bzw. im Botanischen Garten Casa Orquideas waren eine eindrucksvolle Einstimmung.

Cordillera de Talamanca
Ronald, unser Fahrer, schraubte am vierten Tag unseren kleinen Bus mit viel Gefühl hinauf zum Cerro de la Muerte, mit 3300m einem der höchsten Pässe der Panamerikana, und umfuhr geschickt die vielen Schlaglöcher. Dort oben "kippte" er uns aus und wir hatten gleich unseren ersten Kontrast - rauhes, von Wind und Nebel gezeichnetes Hochland. Auf der anschließenden Wanderung hinab in das geschützte Tal von San Gerardo de Dota zur Trogon-Lodge wurde es merklich angenehmer. Bei der Lodge begeisterten uns viele umherschwirrende Kolibris. Das eigentliche Highlight allerdings war die Beobachtung der sehr seltenen Quetzale, der Göttervögel der Mayas und Azteken.

Vulkane Irazu und Turrialba
Die Weiterfahrt durch das Zentrale Hochland führte uns über die ehemalige Hauptstadt Cartago - natürlich mit einer Besichtigung der Basilika de Nuestra Señora de Los Angeles verbunden - hinauf bis zum Kraterrand des Vulkans Irazu, der mit 3432 m zu den höchsten Bergen des Landes zählt. Nach einem Spaziergang ein Stück in den Krater hinein starteten wir zu einer Wanderung zur Turrialba Lodge, die uns durch leichten Dauerregen und vor allem recht kalte Zimmer vermiest wurde. Allerdings bietet die Lodge einen sehr günstigen Ausgangspunkt für die Besteigung des Vulkans Turrialba und am nächsten Morgen sah alles wieder recht freundlich aus.

Die Lodge liegt auf 2700 m, der Kraterrand des Turrialba bei 3300 m - also schon allein wegen der dünneren Luft zu Beginn die Frage: wer will laufen, wer will reiten? Kristi wollte mit der Hälfte der Gruppe reiten, ich wollte mit der anderen Hälfte laufen, schon wegen meiner Pferdealergie - also pack 'mers! Ehrlich gesagt: einschließlich der 100 m Abstieg in den Krater und in Anbetracht der ungewohnten Höhe war es für mich grenzwertig. Aber es war eindrucksvoll und sehr schön. (Als Nachtrag sei vermerkt, dass sich der Turrialba am 13.3.2015 mit einer gewaltigen Eruption zurück gemeldet und dabei eine kiloneterhohe Aschewolke ausgestoßen hat ;-)

Nördliches Tiefland
Über San José geht es in nördlicher Richtung durch den Braulio Carillo Nationalpark hinab in die Ebene. Unweit von Puerto Viejo de Sarapiquí übernachteten wir in der vorzüglichen Lodge La Quinta Sarapiqui, die uns mit ihrem Naturlehrpfad und ihrem Schmetterlingshaus begeisterte. In der Biologischen Station La Selva hatten wir wiederum gute Gelegenheit, Eindrücke vom Artenreichtum des Dschungels zu sammeln bzw. viele Vögel, Agutis, Nasenbären und Faultiere zu beobachten.

Die Laguna del Lagarto Lodge nahe der nikaraguanischen Grenze ist ein Eldorado für Vogelfreunde. Der zweitägige Aufenthalt dort war ein Highlight unserer Reise, nicht zuletzt auch auf Grund des vorzüglichen Services. In dieser Gegend hat man noch die gelegenheit, neben dem Roten Ara auch den überaus seltenen Grünen ara zu beobachten. Wir haben beide hoch oben in ihren Schlafbäumen gesehen - die Entfernung für gute Fotos war leider zu groß.

Die Arenal Vista Lodge, unser Domizil für die beiden nächsten Nächte, bietet einen unvergleichlichen Blick auf den aktiven Vulkan Arenal. Sie war für uns Ziel einer Wanderung am Fuße des Vulkans und Ausgangspunkt für eine Fahrt zum Schutzgebiet Caño Negro bei Los Chiles, einem Refugium für alle möglichen Wasservögel unmittelbar an der Grenze zu Nikaragua.

Cordillera de Guanacaste
In der nordwestlichen Provinz Guanacaste fällt weniger Niederschlag. Der Trockenwald im Nationalpark Rincón de la Vieja an den Hängen des gleichnamigen Vulkans hat uns allerdings eine derartige Menge Regen beschert, dass wir sogar eine Wanderung ausfallen lassen mussten. Von der Hacienda Guachipelin, die uns angenehmes Quartier für zwei weitere Nächte bot, gelangten wir dennoch auf kurzem Weg zu den Fumarolen und kochende Schlammlöcher von Las Pailas, die uns einen Eindruck über die vulkanische Aktivität in dieser Gebirgskette verschafften.

Cordillera de Tillarán
Die Berge südlich des Vulkans Arenal liegen in der Nebelwaldregion Monteverde. Die Nebelwälder im Naturschutzgebiet Monteverde und im Nebelwaldreservat Reserva de Bosque Nuboso Santa Elena sind nicht ganz so artenreich wie die tropischen Regenwälder des Tieflands, beeindrucken aber mit einer gewaltigen Fülle an Kletterpflanzen und Epiphyten, insbesondere Bromelien und Orchideen. Besondere Attraktion sind Hängebrücken des Selvatura Parks, auf denen man in Höhe der Baumwipfel wandern und in aller Ruhe die Flora genießen oder sich von Brüllaffen erschrecken lassen kann, sowie die Canopy Tour, bei der man an einer Seilrolle hängend durch den Nebelwald saust. Unser Hotel Montaña war einerseits günstige Ausgangsposition für alle Unternehmungen und bot andererseits weite Ausblicke bis hinunter zum Golf von Nicoja.

Nationalpark Manuel Antonio
Die letzten drei Tage waren zum Abschlappen gedacht. Aber nur faul am nahezu leeren feinen Sandstrand des Pazifik oder am Pool der Cabinas Espadilla liegen, war auch nichts. Insofern kam die interessante Wanderung durch den Nationalpark mit seinen Affen, Faultieren, Leguanen, Wasservögeln gerade recht. Oder auch das Sunset Sailing zu Kristis Geburtstag.

Rückkehr in die Kälte
Für unseren Rückflug via Madrid haten wir dort vorsorglich noch für drei Nächte ein Hotelzimmer mitten im Zentrum gebucht, sozusagen zur schrittweisen Akklimatisierung und Gewöhnung an Europa. Das vorweihnachtliche Flair der spanischen Hauptstadt hat uns sehr beeindruckt und noch echtzeitig auf das nahe Weihnachtsfest eingestimmt.