Schon wieder Südafrika?
Bei unserem allerersten Besuch im südlichen Afrika sagten uns Insider, dass wir nach diesem Besuch entweder nie oder immer wieder kämen. Es war die rede vom so genannten Afrika-Virus. Wir geben es zu: wir sind infiziert. Infiziert von den grandiosen Eindrücken der beiden vorausgegangenen Touren, von der Besonderheit der Flora und Fauna, von der Freundlichkeit der Menschen und der unendlichen Weite.
Ziel unserer dritten Tour in den Süden Afrikas (14.-31.10.2002) sollte nun nahezu ausschließlich der Krüger-Nationalpark sein. Den hatten wir uns sozusagen aufgespart. Und dieses Mal haben wir bewusst die Variante Mietwagen und B&B gewählt. Alle Buchungen hatten wir ziemlich zeitig via Internet vorgenommen. Das war gut so.
Pretoria
Tzaneen
Auf dem vom Vermieter übergebenen Autoatlas sah alles recht dicht beieinander aus, aber nach den Kilometerangaben wussten wir, dass unser Weg in den Norden kein "Katzensprung" ist. Da wir den Krüger-Park von Nord nach Süd durchfahren wollten, hatten wir uns Tzaneen als erstes Tagesziel ausgesucht - von Pretoria aus also noch über 350 km. Unterwegs holte uns unser Schlafdefizit vom Nachtflug ein, so dass wir an einer Autobahnraststätte einfach mal die Sitze lang machten. Tzaneen ist ein Zentrum des südafrikanischen Tee-Anbaus, mitten in den Transvaaler Drakensbergen. Das wollten wir einfach mal sehen. Dazu hatten wir in der kleinen Pension St Georges von Colin Maclaurin ein Zimmer für zwei Nächte vorgebucht. Möglicherweise sind andere Leute in Tzaneen auch so nett wie Colin und Kathrien, aber ob sie so ein Dinner zaubern können? Jedenfalls hat es uns bei den beiden sehr gut gefallen.
Die Landschaft und Vegetation um Tzaneen hebt sich deutlich von der weiteren Umgebung ab - grüne Wälder, hohe Bergkämme, fruchtbare Täler, glasklare Bäche und Stauseen. Eine Besonderheit waren für uns die ausgedehnten Tee-Plantagen, eine andere ein uralter, riesiger Baobab mitten auf der Sunland-Farm, einige Kilometer nördlich. Von Tzaneen sind es nur noch etwas mehr als 100 km bis zum Phalaborwa Gate, einem der nördlichen Tore in den Kruger National Park. Der Krügerpark ist Bestandteil der meisten Pauschalreisen nach Südafrika - in der Regel für zwei Tage. Wir hatten für den Park zehn Übernachtungen vorgebucht.
Shingwedzi
Der Krügerpark ist etwa so groß wie Belgien und hat 2.400 km Fahrwege, die zu einem Drittel asphaltiert sind. 12 Haupt-Camps sind über den Park verteilt, hinzu kommen noch einige kleinere Bushcamps.
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Dort sahen wir die ersten Krokodile und die relativ seltenen Nyala-Antilopen. Impala-Antilopen, Elefanten und Zebras betrachteten wir mit noch ungetrübtem, regem Interesse, später begegneten wir ihnen jeden Tag in allen Teilen des Parks.
Im Oktober hat es meist noch nicht viel geregnet, so dass der Frühling in den meisten Teilen des Parks erst sehr spärliches Grün hervorruft. Daran ändern auch die Mittagstemperaturen über 30 Grad nichts. Die meisten Flussläufe sind noch trocken und die Tiere suchen die Wasserlöcher - für den in seinem Auto eingesperrten Touristen ist es eine gute Zeit, weil die Buschsavanne noch halbwegs durchsichtig ist. Der Shingwedzi River führt ganzjährig Wasser und die Fahrwege an seinem Ufer entlang - sowohl flussaufwärts zum sehr emfehlenswerten Buschcamp Bateleur als auch zum Kanniedood Damm in Richtung Mocambique-Grenze - haben uns gute Gelegenheiten geboten, eine Menge Krokodile und Hippos zu sehen.
Im Shingwedzi-Camp kamen wir auch mit Roswitha und Heinz aus dem Schwabenland zusammen, die Südafrika fast wie ihre Westentasche kennen und mit denen wir bei Braaivleis (zu Hause würden wir klangloser Grillfleisch sagen) und herrlichem südafrikanischem Rotwein einen sehr angenehmen Abend unterm Sternenhimmel verbrachten.
Mopani
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Natürlich passiert es, dass man stundenlang durch den Park fährt und außer den überall anzutreffenden Impalas, ein paar einsamen Elefantenbullen und ein paar Vögeln nichts Bemerkenswertes sieht. Das ging uns auf unserer nachmittäglichen Tour rund um Mopani so. Und dann (natürlich zehn Minuten vor Toresschluss) lag da plötzlich ein Löwenrudel unterm Baum, mit dem Feldstecher gut zu beobachten, für das Teleobjektiv aber noch etwas zu weit entfernt.
Die Tore der Camps schließen im Oktober pünktlich um 18 Uhr. Schade, bei den Löwen wären wir gern noch etwas geblieben.
Am nächsten Morgen, als wir halb sechs unseren Morning Drive begannen, trauten wir unseren Augen nicht. Ein paar Meter hinter dem Tor des Camps lagen drei Löwinnen direkt neben der Straße - natürlich nicht lange, denn von den ersten Autos fühlten sie sich in ihrer Morgenruhe gestört.
Morgens und abends sind die Chancen für interessante Tierbeobachtungen am größten, deshalb hatten wir uns bald zur Gewohnheit gemacht, erst nach dem Morgenausflug zu frühstücken.
Letaba
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Unsere Hütte lag tatsächlich gleich hinterm Zaun am Ufer des Flusses, so dass wir am Morgen beim Frühstück sitzend das Leben auf den breiten Sandbänken am Fluss beobachten konnten und in der Abenddämmerung bei Grill und Lagerfeuer auf die Geräusche lauschten, die aus der Dunkelheit vom Fluß zu uns drangen. Eine kleine Herde von Buschböcken lebt im Camp und wird dort auch geduldet. Die ansonsten nicht ganz so zutraulichen Tiere fraßen nach einigen geduldigen Versuchen am Ende aus der Hand.
Von Letaba aus haben wir die verschiedensten Fahrtmöglichkeiten durch den Busch (S131, S51, H9, S69) genutzt, am ergiebigsten war die Strecke entlang des Letaba-Flusses (S44) bis zur Mündung in den Olifants River. Auf dem Rückweg zum Letaba-Camp stand plötzlich ein prächtiger Elefantenbulle auf unserem Weg, der zu einer Elefantenherde hinter uns Witterung hatte und sich nicht von der Stelle rührte. Dort waren offensichtlich schon Auseinandersetzungen mehrerer Bullen um eine Elefantenkuh im Gange - und wir dazwischen, so dass sich die Aufregung auch etwas auf uns übertrug. Aber natürlich waren wir den Elefanten völlig egal und nach einer Weile löste sich alles auf.
Unser Frühstück am letzten Tag auf Letaba dauerte recht lange, weil wir nebenbei dem Treiben am Fluss zusehen konnten. Mehrere Marabus stocherten nach Fressbarem im Sand, eine Hyäne machte sich an einem Kadaver zu schaffen, ein einsamer Elefantenbulle kam zum Trinken.
Schließlich machten wir uns am Vormittag auf den Weg, besser gesagt auf einen Umweg zum Olifants-Camp, denn wir fuhren zunächst dort vorbei zum Drive S39 am Timbavati-Fluss entlang. An diesem Vormittag war dort allerdings nicht allzu viel zu sehen.
Olifants
Das Olifnats-Camp liegt malerisch auf einem Hügel direkt am Olifants-River. Es ist das begehrteste Camp im Krüger-Park, deshalb hatten wir statt der beabsichtigten zwei Übernachtungen nur eine reserviert bekommen - dafür aber den allerbesten Bungalow direkt an der Abbruchkante zum Fluss erhalten. Der weite Blick über den flachen, aber breit dahinfließenden Fluss und die dahinter liegende lichte Savanne ist überwältigend - ein wahres, spannendes Naturkino. Ganz klar, dass wir uns dort erst einmal nicht von der Stelle rührten.
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Am späteren Nachmittag fuhren wir doch nochmal kurz los und prompt stand bei der Rückfahrt zum Camp eine ausgesprochen große Büffelherde auf der Straße, die sich nicht für eine der beiden Seiten entscheiden konnte. Ein Umweg war diesmal zu weit, um noch rechtzeitig vor Toresschluss das Camp zu erreichen. Also warteten wir in unserem roten Auto mit gemischten Gefühlen. Als wir dann dem Ranger am geschlossenen Tor des Camps das Bild von der Herde zeigten (Vorteil der Digitalkamera), guckte er gleich nicht mehr grimmig und ließ uns bereitwillig rein.
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Auf unserem Weg durch den Busch (S90) haben wir um die frühe Mittagszeit nichts außergewöhnliches gesehen, auch nicht auf dem Trichard-Weg (S37) unter den Lebombo-Bergen entlang der mozambikanischen Grenze. Das auf unserem Weg liegende Satara-Camp empfanden wir als recht akzeptabel, während Skukuza als Hauptcamp des Parks uns schon wie eine kleine Stadt vorkam und unserem Geschmack überhaupt nicht entsprach.
Jackalberry Farm und Blyde River
Nach einer Woche Tierschau haben wir erstmal eine Pause eingelegt. Dafür hatten wir einen Ausflug in die nördlichen Drakensberge und zum Blyde River geplant und zu Hause schon vier Nächte in der privaten Jackaberry Farm & Lodge gebucht.
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Die für uns reservierte Rundhütte begeisterte uns total, so viel gediegenen Charme hatten wir nicht erwartet. Am Abend verwöhnte uns Hans, der nun in Afrika seinem Koch-Hobby frönen kann, mit einem köstlichen Mahl und erlesenem südafrikanischen Wein. Das setzte sich an den nächsten Tagen morgends und abends fort, so dass wir uns wie im Schlaraffenland vorkammen. Zunächst gönnten wir uns einen vollen Ruhetag am Pool und gingen höchstens mal die paar Schritte zum Fluss hinunter. Von den Hippos, die darin leben, erfuhren wir erst beim nächsten Abendessen, als wir gefragt wurden, ob wir mal die Flusspferde bei ihrem nächtlichen Landgang beobachten wollten. Natürlich wollten wir - das war ziemlich spannend. Da waren auch schon Lotti, Dora und Willy dabei, mit denen uns seit dieser Zeit eine herzliche Freundschaft verbindet.
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Lower Sabie - wieder im Krüger Park
Nach vier Tagen "Out of Kruger Park" haben wir uns herzlich von Christine und Hans verabschiedet und sind ein kleines Stück weiter nördlich durch das Orpen Gate wieder in den Park hineingefahren in der Hoffnung, durch diesen Umweg noch etwas mehr Interessantes zu sehen. Das war um diese Mittagszeit, zumindest auf der Hauptstraße (H7, H1, H10) ein Trugschluss und so haben wir bei unserer nachmittäglichen Ankunft im Camp Lower Sabie gleich einen Night Drive gebucht - so etwas ist mit eigenem Fahrzeug nicht zugelassen. Diese Nachtsafari mit Parkranger und Geländewagen war dann auch ein Flop, denn außer einer Zibetkatze und einem schlafenden Löwen haben wir nur Busch und Steppe gesehen.
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Gleich am nächsten Morgen sahen wir den "Brüllheini" ganz friedlich im Gras liegen. Ein Stück weiter stießen wir bei unserem Morning Drive auf zwei futterneidische Hyänen, die sich böse anknurrten. Natürlich waren nicht wir das Streitobjekt.
Den absoluten Höhepunkt unserer gesamten Safari lieferten uns dann drei Nashörner (wohl Mutter, Schwester, Kind), die sich am Wegesrand als Troika aufgebaut hatten. Erst als Kind ungeduldig stampfte, lösten sie ihre Formation auf.
Wir hatten schon vor unserer Reise gehört, dass die Gegend um Lower Sabie für die Tierbeobachtung besonders interessant sei. Das konnten wir am Ende bestätigen, nachdem wir sogar noch einen Leopard gesichtet (leider nicht gut fotografiert) hatten und am Ende noch eine Gepardin mit vier nahezu ausgewachsenen Jungen an einem Riss beobachten konnten.
Eine böse Überraschung erlebten wir allerdings nach unserer Rückkehr zum Camp. Eine Herde Affen hatte unseren Kühlschrank, der außen auf dem Zeltpodest steht, ausgeräumt und die Bananenschalen ringsherum hingeschmissen - wieder ein Beispiel für die hohe Kriminalitätsrate in Südafrika.
Berg-en-Dal
Es hätte uns sicher auch eine dritte Nacht in Lower Sabie gefallen, aber wir hatten nur zwei gebucht. Auf unserer mittäglichen Weiterfahrt zum Berg-en-Dal-Camp lief uns kaum ein Tier über den Weg, so dass wir uns dort erstmal häuslich einrichteten, bevor wir am späten Nachmittag nochmal hinaus in den Busch fuhren. Und wieder kamen wir dabei in eine Situation, in der uns die Zeit bis zum Torschluss des Camps davon lief. Dieses Mal waren es zwei Elefantendamen mit Jungem, die sich einen Baum halb auf unseren Weg gelegt hatten und genüsslich daran fraßen. Bei mehreren Versuchen, langsam vorbeizufahren, stellte sich uns eine der Damen recht zornig in den Weg. Am Ende half nur, mit Anlauf, Speed und etwas klopfendem Herzen vorbei zu huschen und den Scheinagriff im Rückspiegel zu registrieren. davon gibt’s leider keine Bilder.
Pretoriuskop
In der Nacht hatte es geregnet, die Temperatur war am Morgen auf 18 Grad gesunken und als wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum letzten Camp unserer Reise über den alten Vortrekker-Weg nach Pretoriuskop aufmachten, hatten sich scheinbar alle Tiere in den Busch zurückgezogen.Um es vorweg zu nehmen - unser Bungalow in Berg-en-Dal war der am besten ausgestattete und der im Camp Pretoriuskop hat uns am wenigsten gefallen. Vielleicht lag das auch am Regenwetter, das uns den ganzen Tag begleitete. Wir hatten auf unseren knapp 2.000 Kilometern, die wir durch den Küger-Park gefahren waren, alles gesehen, was wir uns erträumt hatten. Insofern machte uns das Wetter den Abschied leichter. Uns taten nur die Day Driver Leid, die nass und frierend auf offenen Safari-Fahrzeugen herumgekutscht wurden, nicht viel gesehen haben, aber dafür sicher eine Menge Geld bezahlen mussten.
Nach Regnerischer Nacht verließen wir am folgenden Morgen schließlich den Krüger-Park über das Numbi-Tor und fuhren mit Zwischenstopps in Nelspruit und im alten Missionsdorf Botshabelo bzw. im Botshabelo Nature Reserve bei Middelburg gemächlich zu unserem Flieger nach Johannesburg.