USA 1995
Unser Reisetagebuch - Teil 6
Kalifornien
Das südliche Kalifornien entlang der mexikanischen Grenze ist ebenso heiß und öde wie das südliche Arizona. Nur entlang des Colorado, wo die letzten Wässer aus dem Fluss auf die Felder gepumpt werden, sieht man normalerweise grüne Flächen, aber im Oktober auch nicht mehr.
Zwischen unserem Wüstencamp in Ocotillo und San Diego am Pazifik liegt eine Gebirgskette, die wir am zeitigen Vormittag des 15. Oktober noch überwinden müssen, ehe wir die Wellen des Pazifischen Ozeans erblicken. Wir haben uns vorgenommen, zuerst gleich noch einen Ausflug über die mexikanische Grenze nach Tijuana zu machen. Von einem Parkplatz unmittelbar an der Grenze werden wir von einem mexikanischen Busunternehmen für einen Dollar pro Person über die Grenze gebracht. In Tijuana floriert das Geschäft mit den amerikanischen Touristen. Wir haben erfahren, dass wir uns nicht allzuweit von der Avenida de Revolution entfernen sollten. Der Rummel ist uns ohnehin suapekt und wir besuchen lediglich ein mexikanisches Restaurant, das es trotz verlockend niedriger Preise dennoch versteht, uns etwas abzuzocken. Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus zurück. An der Grenze ist der Rückreisestau so groß, dass wir aussteigen und zu Fuß hinüber nach Kalifornien laufen. An der San Diego Bay entlang fahren wir in die südkalifornische Metropole hinein, steigen aber nicht aus, weil wir auf Anhieb für unsere großes RV keinen Parkplatz finden und ohnehin nur ans Meer wollen. Beim San Clemente State Beach finden wir 70 Meilen weiter einen angenehmen Camingplatz.

Der Großraum von Los Angeles, durch den wir am nächsten Morgen fahren, ist riesig und beginnt bald hinter San Clemente. Wir fahren auf achtspuriger Autobahn (in einer Richtung!) und kommen dennoch bald in den morgendlichen Verkehrsstau. Wir sehen noch einzelne Spuren des verheerenden Erdbebens vom 17.1.1994, bei dem einige aufgestützte Autobahnabschnitte zusammengestürzt waren. Viele neue Brückenbauwerke sind inzwischen errichtet und in Betrieb. Nachdem wir uns zur Downtown von L.A. durchgearbeitet haben, fahren wir kreuz und quer durch den vergleichsweise kleinen District der Wolkenkratzer von Banken und Versicherungen. Der Kontrast zwischen den Vierteln ist erheblich - hier Superreiche, dort Superarme in Gestalt der Street People. Dann kreuzen wir noch durch Hollywood (Melrose Blv, Sta Monica Blv, Sunset Blv, Hollywood Blv), aber an einen Parkplatz für unser langes Gefährt ist natürlich nicht zu denken und für öffentliche Verkehrsmittel haben wir zu wenig Zeit. Wir sind inzwischen wohl auch etwas zivilisationsscheu geworden und wollen einfach raus aus dem Molloch und wieder in die Natur - der Highway Number 1, der Pacific Coast Hwy, wird sie uns in ganzer Fülle bieten. Am Ende fahren wir den Sta Monica Blv hinunter und am Santa Monica Beach und Malibu Beach entlang auf dem Pacific Coast Hwy bis zum Leo Carillo State Park.
Dort ist am nächsten Morgen Baden im Pazifik angesagt, wir haben den Strand fast für uns allein. Nach dem Mittagessen fahren wir weiter nach Santa Barbara, besuchen die alte spanische Missionskirche und sonnen uns dort etwas am Strand und übernachten etwa 20 Meilen weiter am El Capitan State Beach.
Als wir am nächsten Morgen weiterfahren, ist der Himmel zum ersten Mal bedeckt, aber es ist nur der übliche Küstennebel. Wir schauen uns in Solvang, einem im dänischen Stil erbauten Touristenort um, einer Mischeung aus Tradition und Kitsch, und baden ein Stück weiter am Piano Beach ein letztes Mal - das Wasser wird immer kälter, je weiter wir nach Norden kommen. Am Ende des Tages fahren wir noch bis Morro Bay und dem "Gibraltarfelsen Amerikas" und übernachten auf dem Camp des dortigen State Beach.

Am Tag darauf erwartet uns der schönste Abschnitt der wunderbaren Küstenstraße - sehr kurvenreich am Steilufer entlang, mit ständigem Auf und Ab, besonders spektakulär bei Big Sur. Allerdings können wir die Landschaft nicht immer in voller Pracht genießen, weil uns der Küstennebel machmal die schönsten Blicke verwehrt. Am frühen Nachmittag kommen wir nach Monterey und zu seinem berühmten Bay Aquarium. Die Show der vielen Meeresbewohner beeindruckt uns sehr. Zum Abschluss nehmen wir noch den 17 Mile Drive über die Monterey Halbinsel und erreichen in der Dämmerung den Moss Landry State Beach, wo wir für 7$ ganz allein über Nacht stehen.

Am Freitag, dem 20. Oktober, erreichen wir wieder San Francisco. Wir haben noch drei Tage Zeit für die Stadt und die Umgebung, fahren zuerst zum nordwestlichen Punkt der Stadt, den Seal Rocks, und schauen eine Weile einem großen Seelöwen zu, der sich am Strand räkelt. Dann stürzen wir uns mit unserem langen RV noch einmal ins Verkehrsgewühl der Stadt. Für zwei Stunden (mehr lässt die Parkuhr nicht zu) machen wir einen Tripp durch die City. In der Transamerica Pyramide ist leider der Aufzug kaputt. Vom Telegraph Hill mit seinem Coit Tower haben wir dann aber doch noch eine schöne Sicht über San Francisco. Den Sonnenschein, der über der Stadt liegt, haben wir dann aber bei unserer Weiterfahrt nicht mehr, je näher wir der Golden Gate Bridge kommen. Prompt fahren wir dann auch im dichten Küstennebel über die berühmte Brücke hinüber nach Sausalito, wo sich die bunten Hausboote schon wieder in der Sonne wiegen. Am Abend übernachten wir auf einem einfachen Camp im Tamalpais State Park.

Am nächsten Morgen nehmen wir uns Zeit für den sonnigen Muir Beach. Das hat aber zur Folge, dass wir dann im Muir Woods NM, wo wir die letzten Baumriesen des Küstenmammutbaums bestaunen wollten, keinen Platz mehr für unser langes Gefährt mehr finden. So sind wir bald wieder bei der Golden Gate Bridge, die sich uns dieses Mal aber in voller Pracht zeigt. Nachdem wir lange andächtig geschaut haben, stehen wir am Nachmittag erstmal etwas im Stau vor der Bay Bridge, über die wir hinüber nach Oakland fahren wollen. Dort hatten wir in den Bergen über der Stadt einen Camp ausfindig gemacht, auf dem wir unsere letzten beiden Nächte verbringen wollen.

Sonntag, der 22. Oktober, ist unser letzter voller Tag, den wir nochmal in San Francisco verbringen, nachdem wir mit einem Vorortzug der BART schnell von Oakland zum Civic Center gelangt sind. Dort beginnen wir eine längere Abschiedswanderung durch die kalifornische Metropole. Nachdem wir am Abend zurück sind, fangen wir an zu räumen.


Nach einer Gesamtfahrtstrecke von 5.213 Meilen geben wir am nächsten Tag das Wohnmobil bei Cruise America zurück, lassen uns zum SFO Airport fahren und warten auf unseren Heimflug.

« zurück