USA 1995
Unser Reisetagebuch - Teil 5
Arizona
Das Monument Valley direkt an der Grenze zwischen Utah und Arizona ist ein breites Becken im Colorado Plateau, in dem die interessanten, zu Phantasien anregenden Spitzkuppen (Buttes) ehemaliger Tafelberge stehen geblieben sind. Es ist Indianerland und wird von den Navajo verwaltet. Als wir von Mexican Hat kommend am Sonntagnachmittag dort eintreffen, brennt die Sonne heiß auf das öde, trockene Land. Um die begehrten Fotos zu bekommen, die das Monument Valley als Filmkulisse berühmt gemacht haben, müssen wir bis zum Sonnenuntergang warten. Inzwischen vertreiben wir uns die Zeit mit der Besichtigung der vielfältigen Handarbeiten, die die Navajo-Frauen geschäftstüchtig anbieten.

Am Abend fahren wir noch hundert Meilen über Kayenta bis Tuba City, so dass wir am nächsten Morgen bald den östlichen Zugang zum Grand Canyon National Park erreichen. Er ist eines der Hauptziele unserer Reise. Wir haben vorher eine Menge Bilder gesehen, aber die Dimensionen, die wir nun erleben, bringen uns aus dem Staunen nicht heraus. Die gewaltige Schlucht ist über 10 km breit und weit über einen Kilometer tief - etwas so Gewaltigeres haben wir bisher nicht gesehen.
Das Wochenende und der Columbus Day sind vorüber, so dass wir ohne Schwierigkeiten auf dem großen Mather Camground Platz finden. Bevor wir uns für drei Nächte häuslich einrichten, fahren wir gleich noch die wesentlichen von der Fahrstraße erreichbaren Aussichtspunkte zwischen Hermits Rest und Grand View Point ab, um uns zu orientieren und einen ersten Gesamteindruck zu gewinnen.
Am nächsten Morgen bringen wir Elke und Volker mit ihren Rucksäcken und Zelt zum Yaki Point, wo der Kaibap Trail in die Tiefe führt. Sie wollen 1.500 Meter bis hinunter zum Grund des Canyons absteigen und am nächsten Tag über den Bright Angel Trail wieder herauf kommen. Das ist uns selbst allerdings etwas zu riskant. Wir sind schon ein paarmal tausend Höhenmeter hinauf und wieder herunter gestiegen, aber umgekehrt und bei dieser Hitze unten im Canyon? Wir fahren lieber an unserem Camp vorbei zum Bright Angel Trailhead, ziehen unsere Wanderschuhe an und steigen probehalber den stark frequentierten Bright Angel Trail hinunter, immer mit dem Gedanken, dass wir das gleiche Stück wieder hinauf müssen. Beim Three Mile Resthouse meinen wir, dass es genug und Zeit zur Umkehr wäre - immerhin sind wir hier schon über 600 Meter abgestiegen. Nach zwei Stunden sind wir wieder oben und mit uns zufrieden. Genervt haben uns nur die Eselkolonnen, die auf dem gleichen Trail nicht nur Leute hinunter in den Canyon und wieder hoch gebracht (Zweitagesritt 265$), sondern unterwegs auch kontinuierlich ihre streng riechenden Verdauungsprodukte hinterlassen haben. Am Yaki Point erleben wir am Abend einen beglückenden Sonnenuntergang.

An unserem dritten Tag am Grand Canyon bummeln wir den gesamten South Rim Trail hin und her und genießen die Aussicht. Elke und Volker kommen am Nachmittag ziemlich kaputt, aber begeistert von ihrem langen Aufstieg aus dem Canyon zurück.

Am nächsten Morgen verlassen wir den Grand Canyon, fahren durch Flagstaff weiter nach Süden am Oak Creek Canyon entlang nach Sedona, einem sehr netten Städtchen inmitten roter Sandsteinfelsen. Weiter nach Süden fahren wir dann, stetig bergab, auf der Autobahn, machen einen Abstecher zum Montezuma Castle, fahren durch Phönix und übernachten auf einem Camp im Picacho Peak State Park in der Nähe der Autobahn. Es ist heiß, am Abend messen wir noch über 30 Grad Celsius.
Am Tag darauf geht es über die Interstate 10 südostwärte weiter. Nach einem Abstecher durch den Park des Saguaro National Monument mit seinen riesigen Säulenkakteen machen wir einen Stop in der heißen Wüstenstadt Tucson und bei der in de Nähe liegenden alten, aus dem 17. Jahrhundert stammenden spanischen Missionskirche San Xavier del Bac. Schließlich erreichen wir am Nachmittag unser südlichstes Ziel direkt an der mexikanischen Grenze, das Organ Pipe Cactus National Monument. Wir schreiben den 13. Oktober und es sind 39 Grad Celsius, in der Nacht sinkt die Temperatur nicht unter 22 Grad.

Wir bleiben nur eine Nacht, in der Sonora Wüste ist es uns um diese Zeit, wo woanders schon Schnee liegt, einfach zu heiß. Allerdings haben wir beobachtet, dass schon Anfang Oktober viele ältere Amerikaner mit ihren riesigen Motorhomes aus dem kalten Norden zum Überwintern in die Wärme Arizonas gekommen sind. Wir haben diese "Snowbirds" in ganz Arizona getroffen, ob im im Monument Valley, am Grand Canyon, am Oak Creek Canyon oder in den Wüstengebieten um Phoenix und Tucson bis zur mexikanischen Grenze. Sie werden erst im Frühjahr zurück kehren in ihre dann wieder grünen Wälder von Montana oder Dakota.
Wir fahren an diesem Tag bis Yuma am Unterlauf des Colorado, wo er als dünnes Rinnsal hinüber nach Mexiko fließt. Wir müssen einen Werkstattstop bei den "Pep Boys" einlegen, weil der Kompressor für Servolenkung und Klimaanlage ausgetauscht werden muss. Die Wartezeit überbrücken wir, indem wir uns den alten Knast, die Sträflingskolonie aus der Mitte des letzten Jahrhunderts anschauen. Beim Fußweg zum Einkaufen (Bürgersteige gibt es hier nicht) werden wir scheel von der Seite angesehen. So etwas kennt man hier nicht. Für die Akzeptanz als Fußgänger müsste man entweder einen Hund ausführen oder mindestens die Arme anwinkeln, um als Jogger zu wirken. Nach sechsstündiger Reparatur fahren wir am Abend noch bis Ocotillo im äußersten Süden Kaliforniens.

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